Kapitel 92

44 3 0
                                    

Genervt knallte ich die Tür zu und lief auf das klingelnde Telefon zu. Ich nahm an das Ian mich wieder anrief, da außer ihm und meiner Arbeitsstelle niemand diese Nummer kannte. Ruckartig nahm ich das Telefon von der Station.
"Ich richte mein Handy ein wenn ich Lust dazu habe!" schrie ich reflexartig ins Telefon.
"Hat man ihnen etwa bei gebracht so ans Telefon zu gehen Mrs Walker?" sofort rutschte mir das Herz in die Hose.
"Was wollen sie von mir? Und wo haben sie überhaupt die Nummer her?" fragte ich Dean's Chef jetzt Kleinlaut. Das war so peinlich!
"Ich bin nicht von gestern. Wenn ich eine Nummer brauche, dann finde ich sie schon heraus" prahlte er genervt.
"Kommen sie sofort auf das Revier"
"Warum?"
"Keine Fragen. Kommen sie in einer halben Stunde her oder ich lasse sie abholen" maulte er und legte einfach auf. Verwirrt sah ich das Telefon an. Er konnte mich ja noch nie wirklich leiden aber war das jetzt wirklich notwendig? Viel Zeit blieb mir nicht, da ich genau die Halbe Stunde zum Fahren brauchte die er mir gegeben hatte, um zum Revier zu kommen und die Zeit lief schon. Schnell verließ ich meine Wohnung wieder und fuhr etwas zu schnell zum Revier unwissend was mich dort erwarten wird.

Nervös blieb ich auf dem Parkplatz vor dem Revier stehen. Noch immer war es ungewohnt nicht in das alte Revier zu fahren aber das wurde noch renoviert. Notgedrungen fuhr ich an dem alten Revier vorbei, wenn ich zur Arbeit fuhr. Mit einem ungutem Gefühl stieg ich aus und lief in das noch immer von Polizisten, Angehörigen und verdächtigen Personen überfüllte Gebäude. Die permanente enge löste Panik und einen Druck auf meiner Brust aus aber ich versuchte es zu ignorieren und kämpfte mich bis zum Großraumbüro durch, wo ich schon laute Wortgefechte hörte. Ganz klar stritt Dean wieder mit seinem Chef. An einer Ecke blieb ich stehen und lehnte mich gegen die Wand, dabei krallte ich mich fast schon in den Putz der Wand um nicht umzufallen, da meine Platzangst schon ein Schwindelgefühl in meinem Kopf auslöste.

Die beiden hatten noch nicht bemerkt das ich hier war, zu sehr waren sie in den Streit verwickelt. Etwas abseits sah ich Lissi die ebenfalls an einer Wand lehnte, jedoch entspannt und grinsend als würde ihr gefallen was sie da sah. Anders als die anderen bemerkte sie mich und grinste jetzt mich verschlagen an. In dem Moment beschloss ich dem Gespräch der beiden genauer zu folgen um zu verstehen worum es hier gerade ging und warum sich so viele Leute um die beiden versammelt hatten. Beide sahen sehr wütend aus.
"So ein Verhalten dulde ich in meinem Revier nicht Dean! Egal wie gut sie in ihrem Job sind" schimpfte der Chef.
"Das können sie nicht machen! Wir sind so kurz davor Andrej festzunageln und da wollen sie mich jetzt einfach rausnehmen!?" verteidigte sich Dean.
"Sie machen vor Gericht ihre Aussagen und schreiben ihre Berichte fertig sonst haben sie mit diesem Fall nichts mehr zu tun verstanden!?"
"Sie machen einen Fehler!" jetzt zeigte er mit dem Finger auf Dean.
"Den Fehler haben sie getan, als sie eine Beziehung mit der Hauptzeugin angefangen haben!" Ich war geschockt. Woher wusste er das? Das einzig gute daran war nur das ich in seinen Augen keine Verdächtige mehr war. Wieder wanderte mein Blick zu Lissi und an ihrer Grimasse erkannte ich sofort das sie dem Chef von unserer Beziehung erzählt hat.

Ich hatte nur einen Moment dem Gespräch nicht mehr zugehört als Dean plötzlich noch lauter wurde.
"Sie wollten doch das wir ein Ehepaar spielen! Das war unser Job!"
"Ja, sie sollten es spielen! Aber die Hauptzeugin zu Schwängern gehörte nicht zum Job!" schrie der Chef und schlagartig wurde alles still, so still das man sogar eine Stecknadel auf den Boden fallen hören konnte. Das enge Gefühl auf meiner Brust wurde immer schlimmer und ich bekam keine Luft mehr. Ich wollte nicht das Dean es erfährt und schon gar nicht so. Einmal Atmete ich zu laut aus und alle Blicke wandten sich mir zu, auch Dean's. Kaum trafen sich unsere Blicke, löste das in mir einen Fluchtreflex aus und ich rannte nach draußen.

Mit einer Hand stützte ich mich an meinem Auto ab. Mir wurde schlecht und ich versuchte krampfhaft mich nicht zu übergeben. Gerade konnte ich wieder etwas ruhiger Atmen, da hörte ich schon seine Stimme hinter mir.
"KAD!" geschwächt drehte ich mich in seine Richtung. Für so eine Unterhaltung fehlte mir jetzt wirklich die Kraft. Die ganze Sache in der Psychiatrie war schon schlimm genug auch ohne das hier. Mit Sorgenvollem Gesicht blieb Dean vor mir stehen, zunächst traute sich niemand etwas zu sagen.
"Stimmt es?" fing Dean mit zittriger stimme an. Ich sah ihn an, konnte ihm aber nicht antworten. Wie sollte ich ihm das nur erklären? Er kam näher auf mich zu. Ich wich zurück bis ich gegen mein Auto stieß und keinen weiteren Abstand zu ihm aufbauen konnte. Dean umfasste meine Schultern mit seinen Händen und zwang mich ihn anzusehen.
"Stimmt es was er gesagt hat? Bist du Schwanger Kad?" meine Augen füllten sich schlagartig mit Tränen und ich konnte nichts tun außer mit dem Kopf zu schütteln. Kurz sah ich Enttäuschung in seinem Blick. Hätte er sich etwa darüber gefreut? Er ließ meine Schultern los und unsere Blicke gingen zu Boden als ich es endlich schaffte wenigstens ein paar Wörter über die Lippen zu Bewegen.
"Nicht mehr" flüsterte ich dann ohne vom Boden aufzusehen. Für einen Moment war ich so in meinen Gedanken gefangen das ich nicht bemerkte das Dean wieder näher kam, erst als ich seine Hände an meinem Gesicht spürte und er meinen Kopf anhob damit ich ihn ansehen konnte. Auch in seinen Augen sah ich Tränen.
"Wie meinst du das?" fragte er traurig und auch etwas Angst lag in der Stimme.
"Ich... ich habe es verloren" gab ich schluchzend zu. Die Angst verschwand aus seinem Blick und er sah mich nur noch tief Traurig an, dann zog er mich in eine feste Umarmung. Eine Umarmung in der ich mich so sicher und geborgen fühlte, das ich vor lauter Sehnsucht und Trauer wieder begann zu weinen. Erst jetzt spürte ich wie sehr mir Dean eigentlich die ganze Zeit gefehlt hatte und ich spürte das auch er nicht gegen die Trauer ankämpfen konnte. In einer festen Umarmung standen wir jetzt weinend über unseren Verlust auf dem Parkplatz bis uns ein genervtes räuspern unterbrach.

 In einer festen Umarmung standen wir jetzt weinend über unseren Verlust auf dem Parkplatz bis uns ein genervtes räuspern unterbrach

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Dean löste sich von mir und drehte sich zu der Person um.
"Was willst du?" fragte er gleich genervt. Neugierig sah ich an ihm vorbei und war von dem genervten Ton von Dean überrascht als ich Lissi sah. Sie grinste nur.
"Ich mache nur meinen Job Schätzchen" bei dem Wort spannte ich mich sofort an.
"Kann das nicht warten?"
"Ich dachte du willst das Andrej hinter Gitter kommt, also lass mich unsere Hauptzeugin befragen"
"Ließ die Akten, eine Befragung ist nicht mehr notwendig" konterte Dean schon leicht gereizt. Was ist hier los? Warum will mich Lissi befragen? Ich lief einen Schritt nach vorne doch Dean hielt schützend einen Arm vor mich. Verwirrt sah ich ihn an. Was ist hier nur los?
"Du hast dich nicht an die Regeln gehalten Dean! Komm mit den Konsequenzen klar und lass mich meine Arbeit machen!" kam es mit einem schiefen Grinsen von Lissi.
"Du hast doch schon meinen Fall, was willst du denn noch!?" fuhr Dean sie an. Wie angewurzelt stand ich da und starrte ins leere. Lissi bearbeitet den Fall jetzt? Dean wurde meinetwegen abgezogen? Was hab ich getan? Waren das seine Konsequenzen oder waren es doch meine? Lissi hörte nicht mehr auf zu grinsen.
"Ich will so einiges und eins kann ich dir sicher sagen, ich bekomme was ich will. Egal wie hoch der Preis ist" prahlte sie.
"Lass Kadlin in ruhe. Siehst du nicht wie fertig sie ist?" Versuchte Dean mich weiter zu verteidigen und ich fragte mich dabei nur, warum er das nicht schon früher getan hat. Wieder lief ich einen Schritt und legte eine Hand auf seinen Arm und sagte etwas von dem ich nie geglaubt hätte es zu sagen.
"Sie hat Recht Dean?"
"Was? Nein hat sie nicht!" verteidigte sich Dean nun.
"Überleg doch mal Dean... das mit uns hätte nie funktioniert... auch wenn wir das wollten... Du und ich, wir... können Letzten Endes nicht gewinnen... deshalb sollten wir das alles hinter uns lassen und einfach weiter machen"
"Kad..." fing er an, doch es fehlten ihm die Worte, dann lief ich an ihm vorbei auf Lissi zu.
"Bringen wir es hinter uns" sagte ich leise und folgte ihr zurück ins Polizeirevier wo mein Weg wieder einmal in einem Verhörraum endete....

Fight for the TruthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt