Kapitel 34

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Erinnerung

Nach dem Unterricht wollte die Schulpsychologin noch mal mit mir reden.
"Kadlin hast du noch zeit für mich?" ich nickte nur Stumm und folgte ihr in ihr Büro. Mit gesenktem Kopf saß ich an dem Runden Tisch der in der Mitte des kleinen Raumes stand, Sie saß mir gegenüber.
"Ich mache mir große Sorgen Kadlin. Du kommst jetzt in's letzte Schuljahr und wir haben noch keine Fortschritte gemacht und deine Noten sind nach wie vor schlecht" fing Sie an, ich zuckte nur mit den Schultern. Besorgt Atmete Sie aus.
"Weißt du wenigstens schon welche Ausbildung du anfangen möchtest" ich schüttelte den Kopf.
"Hast du Freunde gefunden?" wieder schüttelte ich den Kopf, niemand wollte mit der meist gehassten Person der Schule befreundet sein, nicht einmal heimlich oder aus Mitleid.

Nach dem Gespräch sah ich auf die Uhr und erkannte schockiert das mein Bus schon weg war, auch die Psychologin sah das ein und gab mir ihr Telefon "Kann dich jemand abholen?" ich nickte und griff nach dem Telefon.
"Papa? Ich hab den Bus verpasst... kannst du mich abholen?" mein Vater atmete genervt aus.
"Ja, ich komme gleich"
"Danke" sagte ich kleinlaut und legte auf.

Als ich das Schulgebäude verließ, sah ich nervös über den großen Pausenhof. Es waren fast keine Schüler mehr da, nur noch ein paar die auf ihre Eltern warteten oder deren Busse später fuhren. Mit schnellem Schritt versuchte ich so schnell wie möglich und ungesehen den Hof zu überqueren. Dennoch sahen mich einige und riefen mir hässliche Wörter hinterher. Verzweifelt versuchte ich das auszublenden und lief immer schneller zum Parkplatz wo ich mich hinter einer großen Pflanze versteckte.

Mein Herz raste und ich wollte einfach nur nach Hause, in der Ferne hörte ich Stimmen die vom Pausenhof in Richtung Parkplatz immer näher kamen.
"Bitte kommt nicht her, bitte kommt nicht her" sagte ich leise und verängstigt vor mich hin, doch warum sollte ich ausgerechnet heut Glück haben? Eine Gruppe aus fünf Jungs die alle mindestens ein Jahr älter waren als ich kamen auf den Parkplatz gelaufen und zu meinem Glück waren es die Prügelknaben der Schule, jeder hatte Angst vor ihnen. Unbewusst hielt ich die Luft an, in der Hoffnung das sie mich nicht wahrnahmen doch der Anführer der Gruppe sah bereits zu mir rüber und grinste mich fies an. Andrej Iwanow, der schlimmste Typ den man sich nur Vorstellen konnte. Er ist erst vor ein paar Monaten mit seiner Familie aus Russland hier her gezogen und seit dem war es für mich noch schwerer den Schulalltag zu überstehen. Er hat schnell verstanden welchen Rang ich an dieser Schule hatte, nämlich gar keinen und das nutze er scharmlos aus.

Gefolgt von seinen Rudel kam er auf mich zu.
"Wen haben wir den da? Dich habe ich gesucht und ein Glück... du verkriechst dich ausnahmsweise mal nicht hinter einem Lehrer. Das war ein Großer Fehler Kadlin Walker" Meinen Nachnamen betonte er besonders.
"Lass mich in ruhe" flehte ich und war wieder kurz vorm heulen, mein Blick ging immer wieder zur einfahrt und ich Hoffte das mein Vater endlich kam.
"Diesmal rettet dich niemand" sagte Andrej mit düsterer Stimme und boxte mir in den Bauch. Keuchend brach ich zusammen, im nächsten Moment hatte ich sein Knie im Gesicht und ich viel ganz zu Boden. Eingerollt lag ich auf dem Asphalt und ließ die heftigen Tritte und Schläge über mich ergehen. Auch wenn ich versuchte mein Gesicht zu schützen, gelang es mir nicht immer und das Blut floss an meinem Kopf runter. Ich wurde immer schwächer und sah zwischen den Beinen meiner Angreifer hindurch in Richtung Parkplatz. Dort konnte ich eine Person auf mich zu rennen sehen, dabei achtete ich nicht mehr auf die Tritte. Als ich meinen Kopf anhob schleuderte ein weiterer Tritt ihn wieder heftig gegen den Asphalt und alles war schwarz...

Gegenwart

Jetzt lag ich genauso da wie damals, unfähig mich zu bewegen oder etwas gegen Andrej's Schläger unternehmen zu können. Hatte ich mich seit dem doch kein bisschen Verändert? War ich genauso schwach wie damals? Ich spürte die heftigen Schläge der Stöcke und die Tritte der Männer, als sie mit mir fertig waren stellten sie mich samt dem Stuhl wieder aufrecht hin. Ich konnte kaum noch was sehen, da mein rechtes Auge zugeschwollen war, an meinen Armen entstanden bereits Blaue Flecken und in meinem Mund sammelte sich Blut. Andrej stellte die Kamera vor mir auf und grinste mich an "Und jetzt schön lächeln, damit dein Vater seinen kleinen Sonnenschein auch wiedererkennt" finster sah ich ihn an und spuckte das Blut auf die Linse der Kamera, mir war gerade alles egal und da er nur was von meinem Vater wollte war meine Überlebenschance ohne hin schon schwindend gering.

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