Kapitel 60

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Sein bestürztes Gesicht werde ich wahrscheinlich nie wieder vergessen, als ich ihm das sagte und mich mit den Worten.
"Es tut mir leid, Dean" von ihm los riss und in meine Wohnung ging. Kaum hatte ich die Tür geschlossen, konnte ich nicht länger gegen den Kloß in meinem Hals ankämpfen. Ich lief in mein Schlafzimmer, wo ich mich auf mein Bett legte und mein Gesicht weinend in meinem Kissen vergrub. Es tat weh, es fühlte sich an als würden meine Gefühle mich von innen zerreißen. Ich bekam gar nicht mehr mit das ich mich beruhigte, da ich während meiner Heulattacke einschlief.

Es klingelte an meiner Tür. Verschlafen drehte ich mich auf den Rücken und kapierte erst nicht was los war. Meine Schulter schmerzte Höllisch, da ich gestern Abend meine Schmerzmittel nicht mehr genommen hatte. Wieder klingelte es und ich sah genervt auf mein Handy.
"Wer klingelt denn bitte um sechs Uhr Morgens bei mir?" murmelte ich müde, mit Schmerzverzerrtem Gesicht raffte ich mich auf und schleppte mich zur Tür. Auf dem Bildschirm sah ich wer geklingelt hat.
"Na toll" sagte ich genervt und drückte den Knopf neben dem Bildschirm, kurze Zeit später klopfte es. Ich Atmete noch mal tief durch bevor ich dir Tür aufmachte und die Person davor wütend ansah.
"Ich hoffe du hast eine gute Erklärung für diese Uhrzeit... Leo"
"Dir auch einen schönen guten Morgen" kam es nur von ihm, ich verdrehte die Augen und machte die Tür weiter auf damit er reinkommen konnte. Im Raum blieb er stehen und drehte sich zu mir um, dann musterte er mich skeptisch.
"Sag mal... hast du in dem Kleid geschlafen?" kurz sah ich an mir runter.
"Was willst du hier?" lenkte ich dann ab.
"Dean hat mir von den Daten erzählt"
"Und das konnte nicht bis später warten?" beschwerte ich mich während ich meinen schmerzenden Arm rieb.
"Ich hab nachgedacht... das was mit dir und Dean passiert ist war furchtbar und ich will nicht das sich das wiederholt, mit den Daten könnte man euch bestimmt Zeugenschutz gewähren bis wir Andrej gefasst haben" erklärte er überzeugt, ich lachte kurz auf was ihn verwirrte.
"Das klappt nicht"
"Warum?" fragte er.

Genervt lief ich an ihm vorbei und versuchte den Laptop unter meinem Bett rauszuziehen. Als ich es geschafft habe, klemmte ich ihn mühsam unter meinen gesunden Arm und lief Richtung Esstisch.
"Brauchst du Hilfe?"
"Nein!" fuhr ich ihn an und legte den Laptop auf dem Tisch ab.
"Warum bist du so ekelhaft?" beschwerte er sich.
"Ich nehme mal an du hast Abby nichts von deinem Vorhaben erzählt?"
"Nein warum hätte ich das tun sollen?" fragte er skeptisch.
"Weil sie dich vor der Kaffeelosen Kadlin gewarnt hätte" knurrte ich schon fast, sein Blick wurde immer Perplexer. Mit mühe machte ich den Laptop auf und suchte den Order nachdem ich ihn eingeschaltet hatte.
"Da ist er... der Ordner der für die ganze Scheiße hier verantwortlich ist" sagte ich genervt und zeigte mit dem Finger auf den Bildschirm, Leo ging ein Schritt von mir weg.
"Kadlin... mach dir bitte einen Kaffee... du machst mir langsam Angst". Wütend sah ich im Augenwinkel zu ihm, der Kaffee allein löste meine Probleme auch nicht aber wenn er es unbedingt wollte. Etwas zu energisch knallte ich den Laptop zu und lief zu meiner Kaffeemaschine, Leo zuckte sogar kurz zusammen.

Mein Arm schmerzte immer noch, ich lehnte mich an der Theke an und zog scharf die Luft ein als es wieder schlimmer wurde. Leo bemerkte es und sah mich besorgt an.
"Wann hast du das letzte mal Schmerzmittel genommen?" kurz überlegte ich.
"Irgendwann vor der Beerdigung" sagte ich.
"Und wo sind die Schmerzmittel?"
"In dem Schränkchen da neben dir aber... pass auf beim aufmachen" ich war zu langsam mit meiner Erklärung, Leo machte die Tür schon auf und ihm fielen einige Verpackungen entgegen. Etwas geschockt sah er mich an.
"Warum hast du so viele Medikamente!?" ich zuckte mit der Schulter.
"Ich bin Krankenschwester, ist eine Berufskrankheit" antwortete ich sarkastisch und machte mir dann endlich einen Kaffee, dabei beobachtete ich Leo wie er die Verpackungen durchsah die auf dem Boden lagen.
"Die Grün-Weiße Verpackung vor dir" sagte ich trocken, verwirrt sah er mich an.
"Das siehst du von da hinten?"
"Ich sehe die Verpackung auf der Arbeit jeden Tag, ich könnte dir sogar ohne Verpackung sagen welche die Richtige ist" er hob die Verpackung auf und legte sie neben mir auf die Theke.
"Ich muss sagen Kad... das mir die Seite an dir nicht gefällt" beschwerte er sich.
"Nicht mein Problem" konterte ich und lief mit der Kaffeetasse zurück zum Laptop.
"So angepisst kenne ich dich gar nicht" stellte Leo besorgt fest.
"Liegt vielleicht daran das mein Arm weh tut und irgendein Casper meinte bei mir um sechs in der früh zu klingeln" maulte ich und klappte den Laptop wieder auf.
"Das kann nicht alles sein... liegt es vielleicht eher an dem was mit dir und Dean gestern passiert ist?"
"Woher weißt du das schon wieder?" murmelte ich geschlagen.
"Naja... Dean stand gestern vor meiner Tür. Bei deinem Emotionalen Ausbruch hast du wohl vergessen das Dean's Wohnung noch eine Baustelle ist was?" ein kurzer Schock durchfuhr mich. Das hatte ich total vergessen. Ich sagte nichts mehr.
"Er schläft bei mir auf dem Sofa bis seine Wohnung fertig ist aber gut geht es ihm nicht und dir auch nicht also warum hast du das gemacht?"
"Ich dachte du bist wegen der Daten hier" lenkte ich ab.
"Auch aber auch weil ich mir Sorgen mache" sagte er Sorgenvoll und lief zurück in die Küche, wo ich die Tabletten liegen gelassen habe. Mit einem Glas Wasser und einer Tablette kam er wieder.
"Na los nimm schon die Tablette" bat er mich, ich gab mich geschlagen und nahm sie.
"Das mit mir und Dean funktioniert so nicht" fing ich an.
"Aber warum?"
"Diese ganzen Geheimnisse... mein ganzes Leben ist schon voll davon, da will ich das nicht auch noch in meiner Beziehung"
"Hast du das Dean auch gesagt?" Fragte er weiter, ich schwieg.
"Vielleicht wäre es besser wenn du ihm erklärst woran es tatsächlich liegt"
"Ich weiß es doch selber nicht! Es fühlte sich einfach nicht richtig an verstehst du? Diese ganze Katastrophe hätte vielleicht verhindert werden können wenn wir uns einfach an die Regeln gehalten hatten!" Wurde ich lauter.
"Warum denkst du das?"
"Nicht nur du fühlst dich schuldig für diese Sache!" Fuhr ich ihn fast an, dann sah ich wieder auf den Bildschirm und signalisierte ihm das ich darüber nicht weiter sprechen wollte.
"Wo waren wir?... Ach ja... der Ordner der mein ganzes Leben bestimmt" sprach ich leise vor mich hin.
"Dann zeig mal her" forderte er mich mit besorgter Stimme auf.
"Da gibt es nicht viel zu sehen" sagte ich und klickte auf den Ordner, ein Feld erschien.
"Denn für den Ordner, braucht man einen Code" ich griff nach meiner Tasse, stand auf und überließ Leo das ganze.
"Nenn es Schrödingers Daten. Wir haben sie und gleichzeitig haben wir sie nicht und ohne Daten, kein Zeugenschutz" machte ich noch eine sarkastische Bemerkung.

Frustriert und nachdenklich setzte ich mich auf mein Sofa und trank meinen Kaffee.
"Ich kenn da jemanden der uns helfen kann" kam es von Leo der mich damit aus den Gedanken riss.
"Ach ja? Und wen?"
"Je weniger du weißt desto besser" skeptisch sah ich zu ihm.
"Hätte ich mir gleich denken können das du der Typ mit den Zwielichtigen Kontakten bist" stellte ich sarkastisch fest. Leo drehte sich zu mir um.
"Vielleicht siehst du auch einfach zu viele Krimis" konterte er, ich verdrehte die Augen und sah dann wie Leo's Blick nachdenklicher wurde.
"Woran denkst du?"
"Um mit meinem Kontaktmann zu reden muss ich ein paar Tage untertauchen" erklärte er.
"Um deinen Seelenfrieden und vor allem deinen Körperlichen Gesundheitszustand wegen, hoffe ich das du Abby darüber in Kenntnis setzt" scherzte ich und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, kurz dachte er nach.
"Es ist vielleicht sicherer für sie wenn sie es erstmal nicht weiß... ich will nicht das sie sich Sorgen macht"
"Du weißt das die alternative dazu sein wird das sie sauer auf dich ist, wenn du einfach verschwindest" stellte ich klar. Leo fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht.
"Das muss ich wohl in kauf nehmen... bitte sag ihr nichts Kad"
"Ich versuche es" versprach ich und brachte meine leere Tasse in die Küche.

Ich versuchte das zerknitterte Kleid wieder gerade zu rücken, da es wirklich unbequem wurde.
"Soll ich dir mit dem Kleid vielleicht helfen?" fragte er ernst, geschockt sah ich ihn an.
"Was? Nein!" er lachte.
"Ich sehe doch das du das Kleid ohne Hilfe nicht losbekommst, daran ist nichts unanständiges"
"Vergiss es Leo!" protestierte ich und lief Richtung Schlafzimmer.
"Willst du Tagelang mit dem Fummel herumlaufen?" im Augenwinkel funkelte ich ihn wütend an, diesmal verdrehte er die Augen.
"Dean meinte schon das du dir nicht helfen lässt... jetzt spiel nicht die verklemmte und lass dir Helfen" kurz dachte ich nach, einerseits wollte ich nicht das mir Leo mit dem Kleid half, das kam mir einfach merkwürdig und falsch vor andererseits kam ich tatsächlich nicht ohne Hilfe aus diesem verdammten Kleid. Ich spannte meinen gesamten Körper an und biss die Zähne zusammen.
"Na schön aber nur soweit bis ich den Reißverschluss greifen kann"
"Was denkst du eigentlich von mir?"
"Das du der Typ bist der mit meiner besten Freundin geschlafen hat" antwortete ich und sah in sein Perplexes Gesicht das langsam anfing Rot zu werden.
"Wie viel weißt du?"
"Zu viel wenn du mich fragst" konterte ich.
"Stört dich das?"
"Nein, ich freue mich für euch... aber wenn du sie verletzt reiße ich dir höchstpersönlich den Arsch auf, das schwöre ich!" drohte ich mit erhobenen Finger, Leo hob abwehrend die Hände.
"Das habe ich nicht vor versprochen und jetzt lass dir endlich helfen... ich sehe auch weg wenn es dir hilft" geschlagen Atmete ich aus und drehte ihm den Rücken zu. Wieder spannte sich mein ganzer Körper an, das fühlte sich einfach falsch und unangenehm an, auch wenn er mir nur helfen wollte. Sobald ich den Reißverschluss zu fassen bekam stürmte ich ins Schlafzimmer und machte die Tür zu.
"Danke... du kannst jetzt gehen" sagte ich durch die Tür während ich Schiene und Kleid ablegte um mir endlich gemütliche Sachen anzuziehen bei denen ich keine Hilfe benötigte.
"Na gut aber tu mir einen gefallen... rede noch mal mit Dean... ich glaube die Sache gestern hat ihn mehr mitgenommen als er zugeben will" bat er besorgt doch ich antwortete nicht. Wie angewurzelt stand ich da und starrte ins leere, bis ich meine Wohnungstür hörte und wusste das Leo gegangen ist. Unsicher verließ ich mein Schlafzimmer und stand mitten im Raum. der Tag hat gerade erst begonnen und es war mir jetzt schon alles viel zu viel. ich versuchte eine Kleinigkeit zu essen und machte mich dann im Bad frisch. Das allein Erschöpfte mich schon und ich legte mich auf das Sofa wo ich einschlief, das gelang mir so lange bis jemand an meiner Tür sturmklingelte und ich Panisch aufschreckte...

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