Kapitel 76

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Alles ging so schnell, ich bekam alles nur noch verschwommen mit. Polizisten und Sanitäter kamen in die Hütte gerannt. Woher wussten sie das wir hier waren? Hat Dean sie angerufen? Weiter konnte ich nicht darüber Nachdenken. Nachdem Dean schon nach draußen gebracht wurde, wurde ich auf eine Trage gelegt und ebenfalls nach draußen gefahren. Beim Krankenwagen angekommen kam ich wieder etwas zur Besinnung und konnte selber auf den Rand des Wagens sitzen. In der Ferne hörte ich die Sirene eines Krankenwagens der sich von uns entfernte. Womöglich lag Dean in diesem Wagen. Ich realisierte die Untersuchung kaum, wie benommen starrte ich zur Hütte, wo Streifenwagen mit Blaulicht standen. Die Männer von Andrej wurden in Handschellen in die Autos gesetzt und auch Andrej selbst hat es diesmal nicht geschafft zu entkommen. So gut diese Nachricht auch war, breitete sich Wut in mir aus als ich sah das Lissi diejenige war die ihn Verhaftet hat.

"Wie geht es dir?" hörte ich plötzlich Leo's Stimme, ich zuckte zusammen, antwortete aber nicht. Leo saß ebenfalls am Rand eines Krankenwagens wo seine Schulter behandelt wurde.
"Wo ist Abby?" fragte ich bloß und ignorierte seine Frage weiterhin.
"Weil Sie Schwanger ist, hat man sie gleich bei Dean vorne mitgenommen" ich nickte nur und lehnte geschwächt meinen Kopf gegen den Wagen. Alles fing wieder an vor meinen Augen zu verschwimmen, ein Sanitäter rüttelte an mir.
"Mrs Walker" sagte er nur aber ich reagierte nicht.
"Sie hat viele Tritte in den Bauch bekommen" hörte ich Leo sagen, dann wurde ich sofort auf den Rücken gelegt und mein Bauch wurde abgetastet. Jede Berührung tat weh und je weiter sie nach unten kamen desto schlimmer wurde es. Als ich dann vor schmerzen aufschrie brach Panik aus.
"Könnte ein Akutes Abdomen sein, sie muss sofort ins Krankenhaus" sagte einer der Sanitäter und kurze Zeit später fuhren wir auch schon los.

Ich wurde im Krankenwagen Bewusstlos und bekam nicht mit das ich im Krankenhaus ankam. Erst als ich meine Augen öffnete und mir das Zimmer ansah in dem ich lag, wusste ich wo ich war. Ich versuchte mich aufzusetzen, mein Bauch schmerzte noch immer. An meinem Arm hing eine Infusion mit Kochsalzlösung und Schmerzmittel. Ich war schwach und zitterte am ganzen Körper und irgendwie fühlte sich etwas in mir anders an als vorher doch ich konnte nicht ausmachen woran es lag. 

Es klopfte leise an der Tür und ein junger Arzt kam mit einer Akte in mein Zimmer, ich weiß nicht wieso aber irgendwie erinnerte er mich ein wenig an Dean.
"Sie sind wach, das ist gut. Wie geht es ihnen?"
"Ich habe Schmerzen" antwortete ich gequält.
"Das Schmerzmittel in ihrer Infusion sollte bald wirken, wenn es dennoch nicht besser werden sollte, sagen sie einer Schwester Bescheid" ich nickte und sah wie der Arzt durch die Akte Blätterte.
"Dr....?" fing ich an, doch ich wusste seinen Namen nicht.
"Nick reicht. Wir sind ja schließlich auch Kollegen" sagte er dann freundlich, dann sah er wieder in die Akte.
"Du hattest schwere Innere Blutungen. Die schlimmsten konnten wir mit einem Minimalinvasiven Eingriff stoppen. Zudem hast du eine angebrochene Rippe und Haarrissfrakturen im Gesicht" ich fasste mir ins Gesicht und spürte die starken Schmerzen am Wangenknochen, wo Andrej mir die Waffe ins Gesicht geschlagen hatte. Als Nick dann weiter Blätterte wurde sein Gesicht betrübter.
"Was noch?" fragte ich nervös.
"Da du ja hier Arbeitest... weißt du ja das wir, wenn Frauen mit Bauchschmerzen bei uns eingeliefert werden, wir grundsätzlich einen Schwangerschaftstest machen... da du bewusstlos warst, haben wir den Test bei dir anhand einer Blutabnahme durchgeführt. Die Testergebnisse lagen uns leider erst vor als du schon im OP warst... wir konnten einen geringen anstieg des Schwangerschaftshormons in deinem Blut feststellen, aber..."
"Aber was?" drängte ich unter Schock.
"... Als wir den Test nach der OP wiederholt haben, ist der Wert bereits Rückläufig gewesen... es tut mir sehr leid"
"Wie lange?" fing ich eine frage an.
"Maximal die dritte Schwangerschaftswoche, du hast womöglich noch nicht mal gemerkt das sich bei dir etwas verändert hat. Der gewaltige Stress, die schwere Gewalteinwirkung und die Narkose haben dazu geführt das dein Körper den Fötus abgestoßen hat" mit beiden Armen umfasste ich meinen Bauch. War das dieses eigenartige Gefühl? Das Gefühl als würde irgendwas fehlen? Ich stand so sehr unter Schock das ich gar nicht weinen konnte.
"Weißt du wer der Vater ist? Soll ich ihn anrufen?" jetzt sah ich wieder zu ihm.
"Ich weiß nicht mal ob er noch lebt"
"Weißt du seinen Namen?"
"Dean Thomas" er sah mich entsetzt an.
"Der Mann mit den Stichverletzungen?" ich nickte und jetzt bildeten sich doch Tränen in meinem Augen.
"Ich werde mich nach ihm erkundigen" sagte Nick, wieder nickte ich nur und er verließ mein Zimmer wieder. Es brauchte noch eine ganze weile bis ich endlich begriff was mir Nick gerade gesagt hat. Ich war Schwanger und ja, wenn sie in der Notaufnahme nicht den Test gemacht hätten, hätte ich womöglich nie erfahren das ich es war, aber dennoch. Ich habe mein Kind verloren. Der Schock nahm immer mehr ab und ich konnte den Kloß in meinem Hals nicht mehr aufhalten. Ich vergrub meinen Kopf im Kissen und weinte so lange bis ich nicht mehr konnte, bis ich nur noch mit verweinten Augen die Tür anstarre und darauf wartete das Nick zurück kam.

Fight for the TruthWhere stories live. Discover now