Kapitel 88

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Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, wissend das man dennoch sehen konnte das ich geweint habe. Warum taucht er jetzt hier auf? Ob Lissi auch dabei ist? Warum kann ich nicht einfach meine Ruhe haben? Mit zittrigen Beinen stemmte ich mich vom Sofa auf und lief langsam zur Haustür.
"Ist schon OK Abby" sagte ich leise und sah dabei in Dean's besorgtes Gesicht.
"Bist du dir sicher?" Fragte sie noch Mal nach und sah mich besorgt dabei an, ich nickte nur und Abby ließ mich durch, so das ich nun bei Dean draußen im Gang stand.
"Ich warte hier" fügte sie noch hinzu, dann schloss ich die Tür hinter mir.

Unsicher stand ich vor Dean und wusste nicht was ich sagen sollte, also wartete ich darauf dass er anfing zu sprechen.
"Wie geht es dir?" Fing er unsicher an, aber da mir sogar die Kraft dazu fehlte ihm vorzuspielen das es mir gut ging, zuckte ich nur mit den Schultern und wich seinem Blick aus. Nach kurzer Zeit fing er an etwas aus seiner Tasche zu kramen.
"Die lagen vor meiner Tür" sagte er leise und zeigte mir die Ringe die ich gegen seine Tür geworfen habe. Wie versteinert starrte ich sie an, ich konnte weder darauf reagieren noch nach ihnen greifen. Zu viele Gefühle und Bilder waren mit diesen Ringen verbunden.
"Warum hast du nicht gesagt das du da warst?" fragte er besorgt und steckte die Ringe wieder ein, nachdem ich nicht nach ihnen griff. Sofort wurde ich unruhig und ich stach mit dem folgendem Satz direkt in ein Wespennest.
"Warum? Sag bloß Lissi hat dir nicht gesagt das ich da war"
"Was ist denn gerade los mit dir? Ich erkenne dich nicht mehr wieder" warf er mir gleich vor.
"Dinge verändern sich nun mal... genau wie Menschen, damit kennst du dich doch bestens aus" konterte ich bloß und sah in das enttäuschte Gesicht von Dean.
"Wovon redest du da Kad? Ich verstehe das alles nicht"
"Du weißt ganz genau was ich meine" sagte ich ernster, doch Dean verstand es offenbar wirklich nicht und wurde auch lauter.
"Nein ich weiß nicht was mit dir los ist Kad! Wie wäre es, wenn du mir endlich erklärst was passiert ist!" Er wirkte unsicher, Verzweifelt und unwissend, aber zu dem Zeitpunkt erkannte ich das noch nicht. In meinem Kopf war das pure Chaos und ich war zu sehr damit beschäftigt nicht an meinen eigenen Gedanken zu zerbrechen. Mir fehlte die Energie mich auch noch mit seinen Gedanken und Emotionen auseinander zu setzen.

Kurz war es still. Ich sah zu Boden, ballte meine Hände zu Fäuste und versuchte gegen die Tränen anzukämpfen die sich ihren weg wieder nach oben kämpften.
"Warum hast du mir nie von ihr erzählt?" flüsterte ich fast und schluckte den Kloß in meinem Hals wieder runter. Wenigstens eine kurze Zeit wollte ich mich noch zusammen reißen und nicht gleich wieder losheulen.
"Was?" fragte Dean verwirrt. Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an.
"Lissi! Warum hast du mir nie von ihr erzählt? Wir haben über unsere Expartner gesprochen, aber von ihr hast du nie etwas erwähnt und dann steht sie einfach da, beleidigt mich und kann die Finger nicht mehr von dir lassen! Weißt du eigentlich wie weh das tut!?" fuhr ich ihn an.
"Ich bin nie mit ihr zusammen gewesen. Das war nur eine einmalige Sache zwischen uns, nichts weiter!" Verteidigte er sich.
"Natürlich und darum weicht sie auch nicht mehr von deiner Seite. Siehst du das wirklich nicht oder willst du es einfach nur nicht sehen?"
"Wir sind Freunde, nichts weiter, versteh das doch" langsam verlor ich immer mehr die Fassung.
"Das ist doch keine Freundschafft! Sie ist hinter dir her und versucht einen Keil zwischen uns zu treiben seit sie hier ist! Sie ist eine hinterhältige, falsche Schlange, sie hat nicht nur mich Beleidigt und bloßgestellt sondern auch Abby verletzt und du denkst wirklich das wir diejenigen sind die Falsch liegen? Warum tust du das? Warum glaubst du ihr aber nicht uns?" Ich konnte seinen Blick nicht richtig deuten aber ich vermutete das es nichts gutes zu bedeuten hatte und was er dann zu mir sagte war wie ein Messerstich ins Herz.
"Das bildest du dir nur ein Kad, das kann nicht sein" Fassungslos sah ich ihn an. Wie konnte er das nur zu mir sagen? Wusste er nicht was dieser Satz in mir auslöste? Der Satz den meine Eltern immer zu mir sagten wenn ich heulend von der Schule nach Hause kam!

Ich wich ein paar Schritte zurück von ihm. Im ersten Moment wusste ich nicht was ich sagen oder wie ich reagieren sollte aber seinem Blick nach zu Urteilen verstand er langsam was er in meinem Kopf für eine Gedankenflut ausgelöst hat.
"Kad... so war das nicht gemeint" fing er an und wollte auf mich zu kommen, doch ich hob meine Hand und wehrte ihn ab.
"Wenn ich mir das alles nur einbilde... dann vielleicht auch das was zwischen uns je etwas war? Ich dachte du würdest mich besser kennen" sagte ich überraschend ruhig.
"Tu das nicht Kad" flehte Dean, doch ich konnte einfach nicht anders als ihn abzublocken.
"Was!? Ich werde jetzt bestimmt nicht auf die Knie fallen und dich anflehen bei mir zu bleiben! Du weißt genau was du an mir hast und was du mir bedeutest... aber wenn dir das nicht reicht, dann... werden sich unsere Wege wohl trennen müssen" jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Voller Trauer und Verzweiflung sah ich ihn an.
"Ich habe einfach keine Kraft mehr... ich bin es einfach leid um alles und jeden bis zum Umfallen Kämpfen zu müssen!" Entsetzt und Sprachlos sah Dean mich an.
"Das meinst du nicht ernst Kad. Warum tust du das? Du wirfst alles einfach weg... alles was wir zusammen durch gemacht haben... und das nur wegen Lissi? Das kann nicht alles sein. Bitte rede endlich mit mir! Ich will dir doch nur Helfen" ich konnte darauf nicht antworten, da mir das einfach alles zu viel wurde und ich nicht mehr wusste was Richtig und was Falsch war. Weiter konnte ich außerdem nicht darüber nachdenken, da sein Handy klingelte. Er sah nur kurz drauf aber ich sah Lissi's Namen auf seinem Display bevor er auflegte und das Handy zurück in seine Tasche steckte. Das dass eigentlich ein gutes Zeichen war sah ich nicht, ich sah nur das Lissi ihn angerufen hat. Sogar wenn wir uns Stritten kam sie dazwischen und das gab mir jetzt endgültig den Rest. Ich griff nach der Türklinke um wieder in meine Wohnung zu Abby zu gehen, im Augenwinkel sah ich ein letztes mal zu Dean.
"Wenn du dich zwischen ihr und mir nicht entscheiden kannst, dann... nimm sie. Denn wenn du mich tatsächlich lieben würdest, dann müsstest du jetzt nicht so lange darüber nachdenken" sagte ich und ging ohne ein weiteres Wort in meine Wohnung, ich ließ Dean einfach stehen.

Ich lehnte mit dem Rücken an der Tür und hielt mir weinend die Hand vor den Mund. Als ich es dann schaffte meine Augen wieder zu öffnen und meine Sicht wieder klarer wurde, sah ich Abby die Fassungslos an meinem Esstisch stand.
"Wie viel hast du mitbekommen?" fragte ich schluchzend.
"Jedes Wort... die Wände sind sehr dünn" ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
"Dann ist es wohl kein Wunder das sich die Nachbarn ständig beschweren" lenkte ich ab und ging auf sie zu.
"Was machst du da?"
"Na ich hab die Tasche nicht hier her geschleppt damit das Zeug schlecht wird. Du wirst jetzt was Essen, du kannst es dir echt nicht erlauben noch dünner zu werden" konterte Abby. Skeptisch sah ich an mir herunter und setzte mich dann ohne weiteren Protest an den Tisch.

Die erste Zeit schwiegen wir, als ich dann aber anfing in meinem Essen herumzustochern rührte sich Abby wieder.
"Glaubst du, das dass die richtige Entscheidung war?" ich zögerte und hielt inne.
"Wenn es eine Sache gibt die ich im Leben gelernt habe, dann... das nichts für immer hält" antwortete ich nur und stocherte weiter in meinem Essen herum.
"Das ist doch Blödsinn Kad, ich glaube das du Dean ganz schön überrumpelt hast. Er schien gar nicht zu verstehen was los ist"
"Es ist manchmal besser loszulassen, als daran kaputt zu gehen" konterte ich abwesend.
"Das siehst du so, aber wie sieht er das?" diesmal zuckte ich nur mit den Schultern.
"Ok, das reicht! So kann das nicht mehr weiter gehen Kad! Du Isolierst dich immer mehr von der Außenwelt... Dir ist offensichtlich bewusst das etwas nicht stimmt, aber du weißt nicht wie du es sagen sollst, so damit man dich auch versteht. Damit du es nicht immer wiederholen musst, weil dir dazu einfach die Kraft fehlt, das verstehe ich ja. Mir ging es noch vor kurzem genauso aber du musst dagegen ankämpfen hörst du!? Lass dir von dieser aufgetakelten Schlampe nicht dein Glück wegnehmen!" flehte Abby mit einem ernsten Tonfall. Etwas verdutzt sah ich zu ihr auf.
"Sieh mich nicht so an, das Kind kann mich noch nicht hören"
"Da wäre ich mir nicht so sicher" konterte ich und nutzte damit die Gelegenheit endlich das Thema zu wechseln.
"Was ist eigentlich passiert? Ich dachte du wolltest das Baby nicht behalten"
"Willst du da wirklich drüber reden... ich mein..." ich zwang mir ein lächeln auf.
"Entspann dich, du kannst ruhig darüber reden... ich brauche nur einen Themenwechsel... egal welches Thema" besorgt atmete sie aus.
"Das ist eine längere Geschichte"
"Sieht es aus als wolle ich heute noch irgendwo hin? Außerdem sagtest du vorhin da du Zeit hast, also erzähl" forderte ich sie auf in der Hoffnung eine weile nicht über meine Probleme nachdenken zu müssen. Entwaffnet lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme.
"Na gut aber wenn ich dir das schon erzähle, dann kann ich auch gleich beim Ball anfangen"
"Gerne da war mir ohnehin noch einiges unklar" Sie verdrehte die Augen, atmete noch einmal tief durch und fing an zu erzählen was vor über sechs Monaten passiert ist...

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