Kapitel 82

45 3 0
                                    

Ich wurde immer nervöser je näher ich dem Gebäude kam. Die Verhandlung lief dabei immer wieder wie ein Film in meinem Kopf ab. Mein Herz raste wieder. Gerade betrat ich die Haupthalle, da kam mir schon eine ältere Dame entgegen.
"Mrs. Walker, der Richter erwartet sie bereits. Bitte folgen sie mir" der Stimme nach zu urteilen war das die selbe Frau die mich heute Morgen angerufen hatte. Schweigend folgte ich ihr zum Büro des Richters. Sie klopfte an und ging ein Stück hinein.
"Mrs. Walker ist so eben eingetroffen" verkündete sie.
"Sie kann rein kommen" Die Frau nickte und ließ mich in das Büro gehen, hinter mir schloss sie die Tür. Unsicher stand ich auf der Stelle und wusste nicht was ich hier machte.
"Bitte, setzen sie sich" sagte er freundlich und zeigte auf den Ledersessel der vor seinem gewaltigen Eichenschreibtisch stand. Ich folgte seiner Anweisung.

Meine Handflächen schwitzten und ich versuchte dem strengen Blick des Richters auszuweichen. Der Richter lehnte sich mit den Unterarmen auf dem Tisch in meine Richtung.
"Wissen sie warum sie hier sind Mrs. Walker?" bei diesem ernsten Tonfall und meiner Nervosität, schaffte ich es lediglich mit dem Kopf zu schütteln.
"Ich möchte mit ihnen über ihr verhalten im Gerichtssaal sprechen" jetzt sah ich wieder zu ihm auf.
"Es tut mir leid... ich hätte mich nicht von Andrej und seinem Strafverteidiger provozieren lassen dürfen" entschuldigte ich mich Kleinlaut, der Blick des Richters wurde weicher.
"Schön das sie das so schnell eingesehen haben aber ich will auch verhindern das sich so etwas wiederholt. Verstehen sie? Ich möchte keine Unruhen mehr in meinem Gerichtssaal"
"Ja, euer Ehren, ich verstehe" nuschelte ich. Er lächelte plötzlich, was mich nur noch mehr verunsicherte.
"Mrs. Walker, wenn ich offen reden darf, halte ich sie nicht für eine gewalttätige Person. Ich bin mit ihrem Fall und ihrer Vorgeschichte vertraut"
"Worauf wollen sie hinaus?" fragte ich nervös.
"Ich glaube das sie weniger Selbstbewusst auftreten sollten" Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.
"Zeigen sie den Leuten das Andrej das Monster ist und nicht sie" skeptisch sah ich ihn an.
"Dürfen sie so etwas als Richter denn Sagen?" er zuckte mit den Schultern.
"Das hier ist alles inoffiziell. Lediglich eine zwanglose Unterhaltung" erklärte er und lehnte sich dabei wieder entspannt in seinem Stuhl zurück.
"Seien sie das eingeschüchterte, ängstliche Schulmädchen und nicht die Frau die sich durch unzählige Katastrophen zu einer Taffen Frau entwickelt hat, dann werden ihnen die Menschen auch glauben, denn die drei Toten Männer die auf ihr Konto gehen, kamen in der letzten Verhandlung noch gar nicht vor und wenn es so weit ist, müssen sie mit ihrer Notwehr Geschichte überzeugen, also zeigen sie den Menschen ihre Angst und machen sie ja keine Unordnung mehr" ergänzte er noch.
"Ich weiß nicht ob ich einfach so in mein altes Ich zurück kann euer Ehren"
"Ich befürchte, das ihnen nichts anderes übrig bleibt" kurz dachte ich nach. Wie sollte ich das schaffen? Es ist so viel mit mir passiert. Habe ich mich so sehr verändert? Was hat Andrej nur aus mir gemacht?

Zu viele Gedanken schwirrten mir durch den Kopf.
"Mrs. Walker, schaffen sie das?" ich zuckte kurz zusammen.
"Ja... ich denke ich schaffe das"
"Sehr gut, ich zähle auf sie" mit gemischten Gefühlen verließ ich sein Büro wieder. Mit geballten Fäusten stand ich im Gang. Er zählte auf mich, alle taten das, doch interessierte es auch jemanden ob ich das wollte? Nein, ich hatte nie eine Wahl. Wie sollte ich mein altes Ich wieder zum Vorschein bringen, wenn ich es nicht mal schaffte diese neue Wut in mir zu kontrollieren die gerade wieder drohte über zu Kochen. Verunsichert, Wütend und ratlos lief ich hin und her, so lange bis die Wut ein weiteres mal für einen kurzen Moment die Kontrolle übernahm und ich plötzlich mit meiner Faust so heftig gegen die Wand schlug, das meine Köchel aufplatzten. Scharf zog ich wegen der Schmerzen die Luft ein.
"So eine scheiße!" fluchte ich leise und verließ schnell das Gebäude bevor jemandem der Blutfleck an der Wand auffiel.

In meinem Auto saß ich eine weile. Mir war einfach nur nach heulen zumute aber egal wie sehr ich mich anstrengte ich schaffte es nicht. Wie sollte ich das weinerliche, schüchterne Schulmädchen von früher spielen, wenn ich nicht mal mehr weinen konnte? Ich beschloss, das ich mich mit irgendwas ablenken musste, also beschloss ich ins Krankenhaus zu fahren um nach Dean zu sehen. Aus der Gewohnheit heraus, betrat ich das Krankenhaus immer durch die Notaufnahme. Kurz sah ich Ian vorbei huschen, er sah gestresst aus und bemerkte mich gar nicht, war wohl viel los gerade. Als ich dann durch die Notaufnahme hindurch zu den Stationen laufen wollte, sah ich kurz in die Richtung in die Ian gelaufen war und mir blieb das Herz kurz stehen.

Fight for the TruthWhere stories live. Discover now