Kapitel 83

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Ruckartig blieb ich stehen und starrte Fassungslos in das Zimmer.
"Was ist los Kadlin?" Fragte Nick verwirrt.
"Seit wann ist sie hier?" Stellte ich eine Gegenfrage. Nick sah kurz in das Zimmer und dann wieder zu mir.
"Seit gestern Abend" ich schluckte. Während ich also bei Leo war... War sie die ganze Zeit bei Dean? Ich konnte mich nicht bewegen, wusste nicht was ich tun soll oder wie ich auf die Tatsache reagieren sollte das Lissi an Dean's Bett saß und seine Hand hielt und das wahrscheinlich schon die ganze Nacht lang.
"Willst du nicht zu ihm gehen?" Nick riss mich aus meinen Gedanken, kurz sah ich ihn an und wusste erst keine Antwort. Ich hoffte nur das Dean nicht gemerkt hat das ich da war, denn Lissi's fieses Grinsen habe ich klar und deutlich gesehen als sie mich entdeckt hatte. Schmerzlich musste ich eine Entscheidung treffen und mir war klar das ich mein Versprechen dem Richter gegenüber nicht halten konnte, wenn ich Lissi begegnete. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals als ich.
"Nein" sagte.

Rasch drehte ich mich um und wollte gehen, da betrat auch Leo die Intensivstation. Erst sah er mich verwirrt an, dann sah er an mir vorbei zu Dean. Sofort verstand er warum ich nicht bei ihm war und auch warum ich einfach an ihm vorbei nach draußen stürmte. Ich wollte nicht das er sich wieder Sorgen um mich machte, er hatte genug eigene Sorgen. Ohne mich noch einmal umzudrehen verließ ich das Krankenhaus und fuhr nach Hause, wo ich heulend zusammenbrach, sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.

Als ich mich so halb beruhigt hatte, holte ich mein Handy hervor und sah das Leo mich in kurzen Abständen immer wieder versuchte anzurufen, aber ich wollte nicht reden, mich nicht verteidigen. Ich wollte einfach das alles wieder so wurde wie es einmal war. Als ich einfach nur eine Krankenschwester war die anderen half, als ich mich wenigstens für eine kurze Zeit nicht um mein Leben fürchten musste. Wieder rief Leo an und ich ertrug es einfach nicht länger. Fest umklammerte ich das Handy und als er dann erneut anrief, brannte bei mir die Sicherung durch.
"Hör auf mich anzurufen!" Schrie ich los und warf das Handy so heftig gegen die Wand, das Teile des Displays wegsprangen und sich im Raum verteilten. Kurz sah ich noch wie der Bildschirm flackerte, dann erlosch das Bild endgültig. Frustriert darüber wieder die Kontrolle verloren zu haben, vergrub ich mein Gesicht in den Sofakissen, bis ich einschlief.

Als ich wieder aufwachte war es schon Dunkel und ich schleppte mich rüber in mein Bett. Doch auch am nächsten Tag ging es mir nicht besser, ich schaffte es kaum aus dem Bett aufzustehen und mir war den ganzen Tag nach heulen zumute, dabei war ich mir nicht Mal sicher weshalb ich eigentlich heulen wollte. Erst als dieser Tag dann auch vorüber war, traute ich mich wieder aus meiner Wohnung und fuhr mit einem ungutem Gefühl zum Krankenhaus.

Je näher ich der Intensivstation kam, desto weicher wurden meine Knie, doch ich kam gar nicht bis dahin. Eine Schwester die dort Arbeitete sah mich.
"Hallo Kadlin, du willst zu Dean Thomas oder?" Ich nickte nur.
"Er wurde heute morgen auf die Station nebenan verlegt"
"Danke" sagte ich kleinlaut und lief instinktiv auf die Station auf der ich ihn vermutete. Beim Stationszimmer blieb ich stehen und wartete bis jemand merkte dass ich da stand.
"Kann ich ihnen Helfen?" Fragte dann eine Junge Frau die Offensichtlich noch eine Schülerin war.
"Ist Dean Thomas hier?" Fragte ich, dann zog sie einen Zettel raus und las sich die Namen durch die darauf standen.
"Zimmer 106" antwortete sie freundlich, wieder bedankte ich mich und lief dann zu dem eben genannten Zimmer.

Wie angewurzelt blieb ich davor stehen. Warum klopfte ich nicht an? Wovor hatte ich Angst? Schnell versuchte ich diesen Gedanken wieder abzuschütteln. Nachdem ich noch Mal tief durchgeatmet hatte, klopfte ich an und machte die Tür einen Spalt breit auf. Dean sah mich etwas überrascht an, sagte aber zunächst nichts. Unsicher darüber ob er mich überhaupt sehen wollte, betrat ich das Zimmer.
"Hey" sagte ich leise und ohne ihn direkt anzusehen.
"Hey" antwortete er ebenfalls als ich vor seinem Bett stand. Er musterte mich besorgt.
"Geht es dir gut?" Fragte er dann, ich nickte. Natürlich glaubte er mir nicht und klopfte mit seiner Hand auf seine Matratze.
"Komm her" forderte er mich mit sanfter Stimme auf. Es war eigenartig seine Stimme zu hören, aber warum? War es, weil ich nicht wirklich daran glaubte sie je wieder zu hören? Ich zögerte kurz, ging dann aber zu ihm und setzte mich auf die Bettkante. Nach wie vor traute ich mich kaum ihn anzusehen, ich schämte mich dafür was gerade mit mir los war und das obwohl Dean davon nicht einmal etwas wusste. Plötzlich spürte ich seine Fingerspitzen an meinem Gesicht, ich zuckte zusammen, da ich mit einer Berührung nicht gerechnet hatte, dabei wollte er mir nur meine Haare aus dem Gesicht streichen. Ich spürte den ernsten Blick auf mir und ich wusste auch warum, da man die Blauen Flecken in meinem Gesicht noch schemenhaft erkennen konnte, von den Flecken auf meinem Bauch Mal ganz zu schweigen.

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