Kapitel 100

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Mit zittrigen Beinen lief ich durch das Krankenhaus, die Menschen und die Umgebung um mich herum nahm ich gar nicht mehr war. Alles fühlte sich so Unwirklich an. War das war? Träumte ich? War ich tatsächlich frei? Wie auf Autopilot lief ich Richtung Ausgang und als ich die Großen Glastüren öffnete und mir die frische Luft ins Gesicht peitschte, blieb ich wie erstarrt an der Betontreppe stehen. Ich blickte auf meine Hände, die nicht mehr gefesselt waren. Nur leichte Rote Druckstellen an den Gelenken zeugten noch von den viel zu engen Handschellen. Ein eigenartiges Gefühl machte sich in mir breit und ich fragte mich wo es herkam, da ich ganz alleine hier stand. Vorsichtig blickte ich auf und konnte nicht glauben wen ich da sah. Am Fuße der Betontreppe stand Dean, er sah mich Fassungslos und überglücklich an. Eine Weile standen wir einfach nur da und sahen uns an, bis ich es endlich schaffte meinen müden Körper in Bewegung zu setzen und ungeschickt die Stufen zu ihn nach unten zu stolpern. Auf der letzten Stufe knickte ich um und fiel ihm in die Arme. Kurz erinnerte mich das an den Abschlussball, nur das es diesmal ein Glücklicher Anlass war.

Mit dem Kopf auf seiner Brust zog ich ihn so eng an mich heran, das man meinen könne das ich Angst hatte ihn wieder zu verlieren und dem war auch so. Sogar ein paar Tränen flossen mir die Wange hinunter, aber vor Glück, da ich nicht gedacht hätte noch einmal seinen Herzschlag zu hören oder seine Wärme zu spüren. Irgendwann drückte er mich sanft von sich weg um mich genauer ansehen zu können. Mir war das unangenehm, da man die Spuren der Schlägerei noch deutlich erkennen konnte. Vorsichtig strich er mir die zerzausten Haare aus dem Gesicht und strich sie hinter meine Ohren, so das er jeden Blauen Fleck und jede aufgeschlagene Wunde die mit Klebestreifen zusammengehalten wurden sehen konnte. Sein Blick zeigte eine Mischung aus Erleichterung, Schuld und Wut. Wut auf diejenigen die mir das angetan haben. Ich erkannte an seinem Blick das er über tausend Sachen nachdachte.
"Wie hast du das geschafft?" fragte ich mit gebrochener Stimme. Sein Blick wirkte immer verwirrter.
"Das selbe wollte ich dich gerade fragen. Ich habe nichts gemacht" jetzt war auch ich verwirrt.
"Du hast Andrej nicht dazu gebracht zu gestehen?"
"Nein, ich war selber davon überrascht" erklärte er und ich dachte über das nach was ich im Gericht beobachtet hatte.
"Irgendwas hat sich bei ihm verändert, er war nicht mehr so kalt zu mir, er... hat sich sogar sorgen gemacht, das war eigenartig" erzählte ich und merkte das meine Beine immer schwächer wurden.
"Ich bringe dich erstmal nach Hause" sagte Dean ruhig. Im nächsten Moment hob er mich hoch und ich sah ihm überwältigt in die Augen, er lächelte und brachte mich zu seinem Wagen.

Kurz vor dem Auto ließ er mich runter und öffnete die Beifahrertür. Gerade wollte ich einsteigen, da kroch mir ein Duft in die Nase der mir die Nackenhaare aufstellte. Ich drehte mich noch mal zu Dean um.
"Du hast Lissi in deinem Auto gehabt?" etwas unsicher sah mich Dean an.
"Ich musste sie doch irgendwo hinbringen um an ihr Handy zu kommen" verteidigte er sich.
"Du hättest danach wenigstens Lüften können" scherzte ich und stieg ein, Dean lachte erleichtert auf und schloss die Tür, dann fuhr er mich nach Hause.

Bei mir zu Hause lief ich nachdem ich mich bei Dean bedankt hatte unsicher in mein Schlafzimmer um mir andere Sachen zum Anziehen zu holen. Völlig selbstverständlich lief ich danach ins Badezimmer. Dean wartete im Wohnbereich und dachte sich zunächst nichts dabei. Im Bad zog ich mir die verschwitzten Krankenhauskleider aus und stellte mich nach so langer Zeit mal wieder unter eine richtige Dusche. Als ich an meinem Körper hinunter sah, sah ich zahlreiche Verbände die ich vorher abnehmen musste und beim Duschen musste ich extrem aufpassen die Wunden nicht wieder aufzureißen. Nach einer halben Ewigkeit war ich dann fertig, sammelte die alten Verbände ein und lief mit noch klammen aber Hochgesteckten Haaren in die Küche um sie wegzuschmeißen. Gleich darauf ging ich an meinen Verbandskasten um neue Verbände rauszuholen, dann wollte ich zurück ins Wohnzimmer laufen, blieb aber ruckartig stehen.
"Du bist ja noch hier" stellte ich perplex fest als ich in Dean's entgeistertes Gesicht blickte und in dem Moment wurde mir klar, das die kurzen Shorts und das Top keine gute Idee waren, da sie fast keine Verletzung verdeckten.
"Ich wollte dich nicht alleine lassen" murmelte Dean besorgt, dann lief ich zum Sofa das hinter ihm stand und legte das Verbandsmaterial auf dem Wohnzimmertisch ab. Dean setzte sich eben mich während ich die genähte Wunde an meinem Oberschenkel einwickelte. Er riss ein Stück Leukoplast ab und reichte es mir, damit ich das Ende der Mullbinde festkleben konnte, dann musste ich mich meiner Bauchverletzung widmen. Ich war mir nicht sicher warum mir das unangenehm war mein Top hochzuziehen. Schließlich hat mich Dean mehr als nur einmal Nackt gesehen aber das war schon so lange her das es mir jetzt wieder komisch vorkam. Mit meinen Zähnen hielt ich mein Top oben und versuchte mir den Verband um den Rumpf zu wickeln, was die schmerzen aber nicht zuließen.
"Lass mich dir helfen" sagte Dean sanft und nahm mir die Binde ab. Ich sagte nichts, sondern drehte ihm nur meinen Rücken zu. Dean rückte näher an mich heran und umfasste meinen Rumpf mit seinen Armen und wickelte den Verband um mich herum. Jedes mal wenn seine Finger mich berührten, brach in mir ein Feuerwerk der Gefühle aus.
"Halt das kurz fest" flüsterte er und drückte mir das ende der Binde in die Hand. Ich drehte mich wieder zu ihm während er das Leukoplast abriss und das Ende der Binde damit an meinem Bauch fixierte, dann griff er nach meinem Top und zog es vorsichtig nach unten. Ich beobachtete jede einzelne Bewegung die er tat. Als er dann zu mir aufblickte und sich unsere Blicke trafen, waren wir beide vom anderen gefesselt. Vorsichtig hob ich meine Hand und strich ihm ganz sanft über die Wange, ohne meinen Blick von seinen Augen abzuwenden. Dean wagte es und kam langsam näher auf mich zu, ich ließ es zu, ich wollte das er mich küsste doch kurz bevor sich unsere Lippen das erste mal nach langer Zeit treffen konnten, klingelte es an das Tür.

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