Kapitel 45

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Mein Herz raste und ich brauchte eine Weile um zu begreifen das das gerade wirklich passierte. Wir liefen ein paar Schritte in meine Wohnung und Dean machte die Tür mit seinem Fuß zu. Seine Lippen waren weich und zärtlich, ich wollte nicht das es aufhört aber mein Gehirn fing wieder an richtig zu Arbeiten und ich löste mich wieder von ihm.
"Warte Dean... Das geht nicht" sagte ich leise und drückte ihn leicht von mir weg, er sah mich nur an.
"Ich will dem Fall und deiner Karriere nicht schaden" fuhr ich geknickt fort und sah ihm direkt in seine betrübten Augen.
"Die Karriere ist mir egal" sagte er mit ruhiger aber ernster Stimme.
"Aber der Fall nicht" konterte ich und kam ihm wider näher. Ich legte meine Hand auf seine Wange und lächelte ihn an.
"Glaub mir... Ich will das genauso sehr wie du... Aber so lange Andrej frei herumläuft, geht das einfach nicht" er senkte seinen Blick und griff nach meiner Hand.
"Ich weiß" bestätigte er mit trauriger Stimme und wir gingen wieder zur Tür. Als er sie öffnete drehte er sich noch Mal zu mir.
"Gute Nacht" sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. Sofort spürte ich wie ich Rot wurde. Mit einem Lächeln verschwand Dean. Ich war zu müde um ins Schlafzimmer zu gehen, also ließ ich mich Erschöpft auf mein Sofa fallen wo ich auf dem Rücken lag und nachdenklich an die Decke starrte. Lange konnte ich über die Sache mit Dean nicht nachdenken, da es mir immer schwerer viel meine Augen offen zu halten.

Ich wachte auf und bereute es Tierisch nicht in mein Bett gegangen zu sein. Da das Sofa eingeklappt war hatte ich nur eine kleine liege Fläche und mein Rücken schmerzte Höllisch. Dennoch stand ich nicht auf, ich fühlte mich schlapp und nicht ausgeruht. Mit verzerrtem Gesicht drehte ich mich auf den Rücken und drehte meinen Kopf zur Seite um meinen Blick durch meine kleine Wohnung schweifen zu lassen, bis mein Blick an meinem verbundenen Unterarm stehen blieb. Warum habe ich das getan? Offensichtlich hatte ich Freunde, war verliebt und da ich eine Wohnung hatte, hatte ich bestimmt auch einen Job. Also warum wollte ich mir das Leben nehmen? Hatte das mit meinem Vater zu tun? Oder war da noch was anderes? Tausende Fragen schwirrten durch meinen Kopf und ich wurde das Gefühl nicht los das mir eine entscheidende Erinnerung fehlte, doch so sehr ich auch nachdachte, mir viel es einfach nicht ein und in mir stieg immer mehr das Bedürfnis auf mit jemanden zu Reden. Doch mit Wem? Nach der Sache gestern wollte ich lieber nicht mit Dean darüber reden, außerdem hatte ich Angst vor seiner Reaktion und ob Leo schon mit Abby gesprochen hat wusste ich auch nicht aber ich wusste nicht ob ich noch andere Freunde hatte also blieb mir nichts anderes Übrig als sie anzurufen, leider ging nur die Mailbox hin.
"Hallo Abby... ich bin es Kad, ich weiß nicht ob Leo schon mit dir gesprochen hat aber ich kann mich wieder an dich erinnern... ich weiß das klingt idiotisch aber ich habe mein komplettes Gedächtnis verloren und brauche jemanden zum Reden... also wenn du dazu bereit währst.." der Piep Ton der mir sagte das ich nicht mehr weiter reden durfte kam und legte auf.

Nervös und mit tausend fragen in meinem Kopf machte ich mir Frühstück. Zum Glück half mir mein Muskelgedächtnis dabei meine Kaffeemaschine zu bedienen. Nach dem Frühstück sah ich mich weiter in meiner Wohnung um, in der Hoffnung weitere Erinnerungen zurück zu bekommen. In meinem Schlafzimmer blieb ich stehen und sah zu den ganzen Bildern die auf Boden lagen. Ich konnte also tatsächlich malen. Auf dem Schreibtisch stand ein Bild, es sah wie ein besonderer Anlass aus. Ich stand mit drei weiteren Mädchen vor einer Treppe, wir alle trugen Ballkleider. Abby erkannte ich mittlerweile aber die anderen beiden Mädchen sagten mir nichts und das frustrierte mich, da es aussah als wären wir gute Freunde. Ich suchte weiter und es wunderte mich das ich nirgendwo Fotos von meiner Familie fand. Hatte ich überhaupt noch eine? Mein Vater war Tod das wusste ich aber von meiner Mutter fehlte jede Erinnerung.

Schläfen reibend saß ich auf dem Sofa, neue Erinnerungen hatte ich keine aber dafür noch mehr Fragen. Ein Klingeln riss mich aus den Gedanken, als ich in den kleinen Bildschirm neben meiner Tür sah, erkannte ich Abby. Sofort machte ich ihr die Tür auf. Etwas nervös stand sie vor mir und wusste nicht was sie tun oder sagen sollte.
"Willst du rein kommen?" fragte ich unsicher, sie nickte und lief ins Wohnzimmer.
"Du hast echt dein Gedächtnis verloren? Wie das?" fing Abby an.
"Das ist eine lange Geschichte. Willst du was trinken? Dann erzähle ich sie dir" wieder nickte sie und brachte ihr etwas, dann erzählte ich ihr von dem Unfall, dem Lagerhaus und der Anstalt.
"Das ist heftig" stellte sie Perplex fest.
"Es tut mir leid das ich dich auf dem Revier so angeschnauzt habe"
"Du musst dich nicht entschuldigen, ich verstehe es jetzt ja... aber dich beschäftigt doch noch etwas" stellte sie fest.
"Ja ich habe noch einige fragen"
"Ich helfe wo ich kann" ich lächelte und holte das Bild.
"Wer sind die anderen beiden auf dem Bild?" Abby nahm das Foto und sah es sich genauer an.
"Die mit den Roten Haaren ist Nora und die andere ist Kelly. Mit ihr haben wir aber kaum noch Kontakt seit sie geheiratet hat und weggezogen ist" erklärte sie, ich nickte nachdenklich.
"Ist sonst noch was?"
"Ja... weißt du etwas über meine Mutter?" Sie dachte kurz nach.
"Puh... nicht viel. Ich weiß nur das sie sich von deinem Vater getrennt hat und mit den Hunden umgezogen ist"
"Sie Lebt also noch"
"Ja... Warum sollte sie nicht mehr Leben?" ich Atmete aus und setzte mich neben sie
"Ich habe dir doch von dem Lagerhaus erzählt und dem Korrupten Cop" Sie nickte.
"Ich habe dort gesehen wie mein Vater erschossen wurde" geschockt sah sie mich an.
"So ist er gestorben?"
"Du wusstest das er Tod ist?"
"Ich war auf seiner Beerdigung aber ich wusste nicht genau wie er gestorben ist oder das du da dabei warst"
"Ich habe es gesehen und konnte nichts dagegen tun... und dann..." ich zog meinen Ärmel hoch.
"...dann hab ich noch das hier"
"Was ist passiert?" fragte Abby und ich begann die Bandage zu entfernen.

Als Sie die Narben darunter sah, starrte sie nur und sprach zunächst kein einziges Wort.
"Du hast... du hast doch nicht etwa?" beschämt sah ich zu Boden.
"Ich fürchte doch"
"Du weißt es nicht mehr?"
"Doch ich weiß das ich es getan habe aber nicht mehr genau warum. Ich glaube nicht das der Tod meines Vaters der einzige Grund war... irgendwas fehlt noch" Abby stand auf und raufte sich die Haare.
"Egal was der Grund war. Ich glaube es einfach nicht das du dich Umbringen wolltest!" kam es Hysterisch von ihr.
"Ich war eingesperrt und hatte Angst Abby" versuchte ich zu erklären, sie drehte sich zum Fenster.
"Warum konnte Dean dich bloß nicht früher finden" murmelte sie leise vor sich hin.
"Wie hätte er mich denn finden sollen?"
"Indem er seinen beschissenen Job macht!" schrie sie plötzlich los, ich starrte sie Fassungslos an. Sie sah meinen Blick und wurde wieder ruhiger.
"Tut mir leid... ich war nur do froh das du wieder da bist und dann... hast du mich nicht erkannt und jetzt das..."
"Schon gut" sagte ich kleinlaut und sie setzte sich wieder neben mich.

Kurz schwiegen wir, bis ich beschloss das Thema zu wechseln.
"Was hast du so gemacht als ich weg war?" Sie zögerte und starrte das Glas in ihrer Hand an.
"Viel Arbeit" sagte sie knapp und trank einen schluck.
"Und was ist mit Leo?" Abby verschluckte sich und sah zu mir.
"Was hat die Tratschtante wieder erzählt!?" verwirrt sah ich sie an und hob abwehrend meine Hände.
"Nichts, nichts... nur das viel passiert ist als ich weg war. Komm wieder runter" erleichtert Atmete sie aus.
"Das ist alles noch so merkwürdig... als du verschwunden bist war ich traurig und dann habe ich auch noch dein kaputtes Auto im Graben liegen sehen... ich bin fast zusammengebrochen aber Leo hat mich gehalten und auch die Tage und Wochen danach hat er immer wieder nach mir gesehen und mich getröstet, auch auf der Beerdigung deines Vaters war er da"
"Wer war noch alles da?"
"Deine Mutter, Nora, Ian und Dean, naja und noch ein paar wenige Leute sie ich nicht kannte" ich nickte.
"Freut mich für dich und Leo... das ihr euch jetzt besser versteht meine ich" sagte ich nachdenklich und musste wieder an gestern Abend denken.
"Was ist passiert?" fragte Abby grinsend.
"Was meinst du?"
"Du wirst Rot Kad also raus mit der Sprache" verlegen rieb ich mir den Kopf.
"Ähm... Dean hat mich... geküsst"
"Was und das sagst du jetzt erst!?" fuhr sie mich entsetzt an.
"Ihr zwei seit doch einfach unglaublich!" fuhr sie fort.
"Ach und was ist mit dir und Leo? Mögt ihr euch jetzt oder nicht? Ich weiß nur das ihr euch dauernd in den Haaren hattet" konterte ich scherzhaft und jetzt wurde sie Rot.
"Erwischt" stellte ich Triumphierend fest.
"Ja ist ja gut du hast ja Recht... zwischen mir und Leo ist vielleicht irgendwas aber ich weiß nicht genau was es ist" erklärte sie verlegen. Kurz lachte ich, dann wurde ich wieder ernster.
"Wenigstens darf das zwischen euch passieren"
"Wie meinst du das?... oh wegen dem Fall Richtig?" ich nickte und spürte wie sich langsam ein Kloß in meinem Hals bildete.
"Der Kuss hätte nie passieren dürfen... das macht das ganze nur noch schwerer" erklärte ich und Abby legte tröstend den Arm um mich. Wenig später musste sie wieder gehen.
"Abby warte mal" hielt ich sie noch mal auf.
"Weißt du wo ich gearbeitet habe?" fragte ich.
"Oh, ja klar. Du bist Krankenschwester in der Notaufnahme, gar nicht weit von hier"
"Ehrlich?" fragte ich ungläubig.
"Ja, also mach's gut" verabschiedete sie sich und ließ mich mit meinen Gedanken allein.

Den restlichen Tag verbrachte ich damit meine Gedanken zu sortieren und beschloss morgen erst in der Notaufnahme vorbei zu sehen. Um mich dann doch etwas abzulenken, setzte ich mich vor den Fernseher wo ich wieder mein Gesicht sah, nur diesmal war es im Polizeirevier und alle fragten sich ob ich wieder aufgetaucht bin oder wo ich war. Als es dann wieder an meiner Tür klingelte machte ich den Fernseher aus und lief zur Tür. Es war Dean und ich ließ ihn rein. Nichts ahnend machte ich ihm die Tür auf und erstarrte förmlich als ich sein wütendes Gesicht sah...

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