Eine unmissverständliche Einladung

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„Hast du dir gekauft, worum ich dich gebeten habe?"

„Ja."

„Was genau?"

„Diese drei verschiedene Produkte." Es raschelte im Hintergrund, ich schaltete das Handy auf Lautsprecher und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Und hast du sie schon benutzt?"

„Nein ..."

„Warum nicht?"

Noah schwieg. Ich sah ihn vor mir, wie er mit seinen Fingern herumspielte. „Vergessen."

„Dann probier' sie jetzt aus. Ich warte."

„Okay." Ich hörte Schritte, die sich langsam entfernten. Vermutlich war er der einzige Teenager, der sein Mobiltelefon nicht wie an sich festgeklebt überallhin mitnahm.

Ich summte vor mich hin, bis er sich wieder meldete.

„Hab' sie", murmelte er.

„Dann mach endlich."

„Ich ... ich muss dich kurz auf Lautsprecher stellen."

„Kein Problem. Bist du bei mir auch."

Er antwortete nicht, dafür hörte ich ihn an etwas herumhantieren. Es klang, als würde er Creme aus einer Tube drücken.

Ich grinste. „Wie fühlt es sich an, Noah? Gut?"

„Uhm, ja? Ich glaube schon."

„Freut mich." Ich schloss die Augen. „Ich will, dass du das mindestens zwei Mal täglich wiederholst. Sonst nützt es nichts."

„Okay."

„Brav."

Er räusperte sich. „Was ... was machst du heute noch?"

„Ah, tut mir leid. Ich kann nicht mehr telefonieren. Ich habe nur angerufen, um mich kurz nach dir zu erkundigen."

„Oh."

„Also dann."

„Warte!"

„Hm?" Ich hob ein Lid und schielte zu meinem Handy rüber.

„Darf ich ... darf ich einfach mal so anrufen?"

„Schreib mir lieber."

Stille.

Ich zuckte mit den Schultern. „Wiedersehen."

„Tsch-"

Ich beendete das Gespräch und ruckelte mich in eine etwas bequemere Position.

Wünschenswerterweise nützte die Hautpflege etwas. Vor allem hoffte ich, der Trottel hatte tatsächlich die richtigen Sachen gekauft, ich hatte ihm nicht umsonst den passenden Link geschickt.

Stirnrunzelnd tastete ich erneut nach meinem Handy und öffnete unseren Nachrichtenverlauf.

Fotos, verlangte ich.

Die kamen augenblicklich. Drei Stück, jeweils eines mit einem der Feuchtigkeitscremes. Eine schnell einwirkende für den Tag, eine rückfettende für die Nacht und einen Mundpflegestift extra für Lippenleck-Ekzeme. Die teuersten, die ich im Internet hatte finden können.

Gut zu wissen, dass er bereit war, für meinen Wohlgefallen zu blechen.

In Ordnung, antwortete ich und schloss Whatsapp wieder. Das lief hervorragend. Noah war viel umgänglicher geworden, seit er glaubte, ich würde ihn küssen, sobald er sich nicht mehr wie eine Schlange schuppte. Mir war das relativ egal, tatsächlich hatte ich sogar etwas Spaß an der Praktik an sich.

In meinem AbgrundWhere stories live. Discover now