Der richtige Umgang mit Tyrannen

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Ich hatte nicht geplant, einfach einzuschlafen. Und erst mitten in der Nacht aufzuwachen. Und, was am wichtigsten war, unserem Sperma auf meinem Bauch ein neues Zuhause zu bieten. Da war es mir egal, wie bequem sich dieses verdammte Bett gerade anfühlte, und dass ich ausnahmsweise mal nachts nicht fror, weil Noahs Körper neben meinem wie eine beschissene Heizung fungierte. Dabei sollten Magersüchtige doch kaltblütig sein. Oder was auch immer seine Nahrungsverweigerung darstellen sollte.

„Warum bist du wach?" Noah drückte seine Nase enger an mich. In meine Achselhöhle, weil die ja scheinbar weniger stank als mein Atem vor ein paar Stunden.

„Weil ich geweckt geworden bin, vielleicht? Kennst du andere Gründe, warum das passiert?"

Er rückte ein bisschen von mir ab und rieb sich über die Augen. „W-war ich schuld?"

„Nein, eher die Tatsache, dass wir aneinanderkleben."

Es war dunkel im Zimmer, aber ich konnte trotzdem sein verunsichertes Gesicht erkennen. Dazu reichte das Mondlicht noch aus. „Bin ich dir zu aufdringlich?"

„Nein, ich meine das wörtlich." Ich schlug die Decke zurück und deutete unmissverständlich auf meinen verkrusteten Unterleib.

Er zuckte kurz, schmiss sich dann hastig die Decke erneut über den Schoß. „Nicht gucken!"

Was war denn jetzt plötzlich?

Ich schüttelte den Kopf. Ausnahmsweise hatte ich mal keine Nerven für seinen Unfug übrig. „Stell dich nicht so an. Du hast dich vorhin erst vor mir ausgezogen. Ich habe dich schon nackt gesehen."

„D-darum geht es nicht ..."

„Und worum?" Ich nutzte den Moment, in dem er verzweifelt nach einer Antwort suchte, und riss ihm seinen Schutz vom Leib, um selbst nachzuforschen.

Eine Morgenlatte sprang mir entgegen.

Ich hob eine Braue, sah von seiner Erektion zurück in seine Augen. „Das wolltest du verstecken? Wie alt bist du?"

„N-nein, ich-"

„Diese Art körperliche Reaktion kann man nicht verhindern." Ich kämpfte mich aus dem Bett. „Nachts wird das Glied besser durchblutet und stellt sich infolgedessen auf. Du müsstest dir eher Gedanken machen, wenn du vermehrt ohne Ständer aufwachst."

„Aber der kommt nicht davon, dass ... i-ich meine, ja, ganz normal."

Na, da hatte ich scheinbar etwas missverstanden.

Ich grinste ihn breit an. „Hattest du etwa einen feuchten Traum, Herzchen? Von mir vielleicht?"

„Mm." Er wickelte sich trotzig in die Bettdecke ein. „Hatte ich nicht."

„Wenn du das sagst." Es amüsierte mich, dass ich nicht nur die ausschlaggebende Rolle in seinem tatsächlichen Sexleben spielte, sondern auch in seiner Fantasiewelt. „Jedenfalls gehe ich jetzt duschen. Falls du dich traust", ich senkte die Stimme, „kannst du dich mir ja anschließen."


Das gröbste Übel spülte das Wasser von selbst weg, für den Rest suchte ich mich durch die Sammlung an Duschgels, die auf einer kleinen Ablage an der Wand brav in einer geordneten Reihe stand. Die Hälfte davon schrie Frau in ihren Wechseljahren, ein weiteres Viertel stank nach Ich brauche kein Deodorant, wenn ich das hier benutze und der letzte Teil wirkte wie Geschenke von Verwandten, die einfach irgendetwas in Douglas gekauft hatten, das zu einem passablen Preis verhökert worden war.

In meinem AbgrundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt