Erektionsprobleme und deren Behandlungen

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Das letzte Mal, das ich dermaßen unerholsamen Schlaf gehabt hatte, war gefühlte Ewigkeiten her. Irgendwann inmitten der Pubertät vielleicht.

Ich fuhr mir übers Gesicht. Komplett verschwitzt. Mein T-Shirt klebte an mir, als hätte ich gerade Sport gemacht, und alles an mir bappte. Sogar das Bettlaken war unter meinem Rücken feucht geworden.

„Scheißdreck." Langsam richtete ich mich auf und blinzelte in den Raum hinein. Durch die Spalten der Jalousien tröpfelte Sonnenlicht ins Zimmer und auf die Bettseite neben mir. Die leer war. Kein Noah da, der sich an mich klammerte wie ein Ertrinkender.

Ich runzelte die Stirn.

Sein Rucksack stand aber noch auf meinem Schreibtischstuhl, also musste er zwangsläufig irgendwo im Haus herumgeistern.

Ich schlug die Decke zurück und wischte mir das Haar aus der Stirn. Jetzt war ich froh, mir damals die Zotteln abgeschnitten zu haben, sonst hätte ich die Teile jetzt überall in der Fresse hängen. So konnten sie mir wenigstens nicht die Sicht verdecken, während ich durchs Zimmer schlurfte und über den Flur zum Badezimmer.

Erstmal duschen, danach konnte ich mich darum kümmern, wo Noah verloren gegangen war.

Allerdings musste ich ihn gar nicht suchen. Da war nämlich ein ziemlich vertrautes Jammern zu hören, kaum hatte ich die Tür aufgestoßen – oder besser gegen etwas gestoßen.

Ich steckte meinen Kopf in den Raum und sah Noah keinen Meter von mir entfernt stehen, die Hände fest auf die Nase gedrückt.

„Du solltest nicht direkt hinter der Tür stehen, wenn sie nicht abgeschlossen ist", murmelte ich und trat nach drinnen, zog ihm die Flossen aus der Visage.

Kein Blut, nur ein bisschen rot.

„Sieht noch ganz aus."

Er schob die Unterlippe vor, tastete behutsam an seinem Riechkolben entlang, bevor er die Hände wieder fallen ließ. „H-habe ich dich geweckt?"

„Keine Ahnung. Jedenfalls bin ich jetzt wach." Ich schob ihn ein Stück zur Seite und zerrte mir im selben Atemzug das Oberteil über den Kopf.

„Ähm?"

„Was?" Die Hose folgte, dann die Boxershorts.

„I-ist alles in O-Ordnung? Du siehst nicht gut aus."

„Herzlichen Dank auch. Das möchte ich bitte jeden Morgen als erstes gesagt bekommen."

„S-so war das nicht gemeint." Noah zerknitterte den Saum seines Oberteils, während er auffällig angespannt versuchte, nicht in meine Richtung zu gucken.

Heimlich beim Umziehen fotografieren war scheinbar okay, aber wehe ich zog mich freiwillig vor ihm aus.

Ich schmunzelte, nickte Richtung Dusche. „Leistest du mir ein wenig Gesellschaft?"

Er atmete laut aus, sah dann zu mir hin, die Ohrenspitzen krebsrot. „O-oder wir g-gehen zusammen baden ...?"

„Wieso baden?" Ich trat zur Tür und drehte den Schlüssel darin herum. „Haben die Protagonisten in deinem Schwulenroman das gemacht und jetzt denkst du, es wäre irre romantisch?"

Dem Zuwachs an Farbe in seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte ich genau ins Schwarze getroffen.

Mein Lächeln verwandelte sich in ein ausgewachsenes Grinsen. „Worauf wartest du noch?"

„W-wie?"

„Badest du in der Regel mit Kleidung am Leib?"

„O-oh." Sein Adamsapfel hüpfte nervös, als er ausgesprochen laut schluckte, bevor er sich ein bisschen zu hastig entkleidete. In der Zwischenzeit ließ ich schonmal Wasser einlaufen, wühlte mich durch die Anzahl an Duschgels. Mein eigenes wollte ich nicht benutzen, das passte irgendwie nicht zu ihm. Noah roch fruchtig, nach Äpfeln, grün irgendwie.

In meinem AbgrundWhere stories live. Discover now