Verfrüht (Teil III)

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Ich nahm sie ihm ab und beförderte Noah seitlich neben mich. Heute wollte ich zärtlich sein, behutsam und geduldig, damit er so begeistert wäre, dass er den lieben langen Tag nichts anderes mehr wollen würde, als sich von mir besinnungslos ficken zu lassen. Wieder und wieder. Außerdem war ich kein Unmensch. Sex sollte beiden Seiten gefallen – wenn auch vorrangig eben mir.

„Bereit?"

Sein Kopf ruckelte rauf und runter, hektisch, als befürchtete er, er könnte es sich in letzter Sekunde noch anders überlegen, wenn er mir nicht schnell genug antwortete.

„Gut." Ich dirigierte ihn auf den Rücken, vor mir sein halbharter Ständer, darunter der Ort, in den ich endlich hineinwollte. „Entspann' dich. Ich tue nichts ohne Vorwarnung."

„O-okay." Trotz seiner Worte stemmte er sich an den Ellbogen hoch in eine sehr unbequeme und verkrampft wirkende Position. Ich kommentierte es nicht, vielleicht erregte es ihn ja, beobachten zu können, wie ich meine Finger mit Gleitgel einsaute und ihn langsam weitete. Auf jeden Fall stachelte es mich an, zuzusehen, wie er sich meiner Arbeit hingab, das Gesicht verzerrt, der Rücken in einer entzückenden S-Linie.

„Gefällt dir das?" Ich könnte abspritzen, bloß durch das Schauspiel, das er mir bot. Sein sich windender Leib unter meinem.

Ah ..." Keine adäquate Erwiderung, nur unterdrücktes Stöhnen.

Es dauerte nicht lange, bis ich wieder drei Finger bis zu den Knöcheln in ihm hatte. Er war ja im Grunde schon vorbereitet gewesen, das hier war nur die zweite Runde, weil ich nett genug war, mir erneut die Zeit dafür zu nehmen.

„Paul?"

„Mh?" Ich starrte auf seine Mitte, die im Prozess vollständig zum Leben erwacht war, obwohl ich ihn gar nicht angefasst hatte. Reine Penetration reichte aus.

„D-darf ich dich auch ...?"

„Solange du dich nicht an meinen Hintern heranwagst."

Er ignorierte die Aussage, streckte stattdessen seine Hand nach mir aus. Und ich keuchte überrascht, als sie sich nicht, wie erwartet, auf meinen Oberkörper legte, sondern fest um meinen Schwanz schloss. Der Rhythmus, den sie vorgab, war unbarmherzig. Ruckartig und viel zu hektisch, um es genießen zu können, aber gleichzeitig gerade richtig. So richtig, dass mein Spaß sich abrupt dem Ende zuneigen wollte.

Fuck, warte!" Schwer atmend packte ich ihn am Unterarm, stoppte den derben Wichsversuch. „Lass los."

„W-wieso ...?" Noah löste den Klammergriff seiner Finger, ich stöhnte unterdrückt.

„Weil du mich sonst fertigmachst, noch bevor wir überhaupt richtig angefangen haben."

„Oh." Tolle Zusammenfassung meiner momentanen Erregungsphase. „D-dann ... willst du?"

Musste er das wirklich fragen?

Ich bezwang den drohenden Orgasmus in meinem Unterleib und platzierte mich zwischen seinen gespreizten Beinen. Ohne Kondom und ohne Gemecker deswegen. Ich hätte ihn einfach von Anfang an belügen und nicht so einen Aufstand machen sollen.

„P-Passt du auf?" Er spannte sich an, zupfte am Bettlaken herum. Sein Glied flachte ab, proportional zur steigenden Nervosität in seinen Gesichtszügen.

„Ich bin ganz vorsichtig, okay? Du gibst das Tempo vor." Zumindest bis ich drin war. Dann hatte er einen Scheiß zu entscheiden.

„G-gut."

Ich musterte ihn noch kurz, strich mit den Fingerspitzen über seinen eingesunkenen Bauch, den Beginn seines Rippenbogens. „Willst du dich lieber umdrehen? Das soll es angeblich leichter machen."

In meinem AbgrundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt