Erfreuliche Kinobekanntschaften

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„Wozu hast du das denn mitgebracht?" Tina sah mich verwirrt an.

Ich nahm ihr die blaue Tube Gleitgel ab und legte sie vorerst beiseite, übersäte ihren Oberkörper mit flüchtigen Küssen.

„Paul?" Sie drückte mich von sich. „Das benutzen wir doch sonst nie." Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit.

Ich warf ihr ein entwaffnendes Lächeln zu. „Wir können ja mal etwas Neues ausprobieren." Meine Hände fingen ihre ein, entfernten sie von meiner Brust, damit ich mich wieder auf ihren Körper legen konnte.

„Ich glaube, ich bin feucht genug." Sie kicherte, als meine Finger sich zwischen ihre Beine schummelten.

„Ich weiß", murmelte ich. Das musste sie mir nicht sagen. Mein halber Unterleib war normalerweise am Ende jeden Aktes in ihren Saft getränkt. Ob ich wollte oder nicht, danach musste ich eigentlich duschen. Sonst verklebte ich.

„Und warum ...?" Sie ließ den Satz offen stehen, ich fuhr ihr neckisch über die Schamlippen, brachte sie zum Keuchen. Je weniger sie denken konnte, desto besser für mich.

„Entspann dich einfach." Ich streichelte sie noch eine ganze Weile, bis sie auslief, dann glitt ich mit meinem Zeigefinger eine Etage tiefer.

Tina verkrampfte sich, bevor ich überhaupt am Ziel angekommen war, und schlug meine Hand augenblicklich von sich weg.

„Nicht", sagte sie hastig. „Nicht dort. Das will ich nicht."

„Wieso nicht?" Ich musterte sie. „Hast du es schon einmal ausprobiert?"

„Nein, aber-"

„Woher willst du dann wissen, ob es dir zusagt?"

Ihre Miene verfinsterte sich. „Weil ich weiß, was mir gefällt und was nicht. Und das gehört nicht dazu. Es ist dreckig."

„Wäre es eine dreckige Angelegenheit, würden es nicht so viele Paare praktizieren."

„Es ist mir egal, was andere machen." Sie richtete sich halb auf und schlang meine Bettdecke um sich. „Wir können normalen Sex haben."

Ich mahlte mit dem Unterkiefer, blickte sie an. „Vielleicht magst du es, wenn-"

„Ich habe nein gesagt. Entweder wie immer oder gar nicht."

„Komm schon." Ich packte sie am Hintern. Und hatte beinahe zeitgleich ihre flache Hand an der Wange kleben.

Es klatschte. Dann setzte ein unangenehmes Brennen ein.

Ich fasste mir ins Gesicht.

„Verstehst du kein Deutsch?" Sie zischte, in mir breitete sich pure Enttäuschung aus. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlte, jemanden auf diese Art zu spüren, jetzt, wo Noahs bloße Anwesenheit den Gedanken in mir festgesetzt hatte.

Noah.

Ich sah Tina resignierend an.

Er hätte mich nicht abserviert. Vanessa vermutlich auch nicht, aber ich hatte ihre Nummer nicht mehr und Andrea wohnte nicht bloß einen Katzensprung von mir entfernt. Eventuell wäre sie auch gar nicht anzutreffen. Und ich wollte mich nicht umsonst hinter das Lenkrad geklemmt haben.

Kurz erwog ich einen weiteren Versuch, aber eine Stimme sagte mir, dass es auf sexuelle Nötigung hinauslaufen würde, also zwang ich mir lediglich ein Lächeln auf und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, küsste sie, versöhnlich.

Schlechter Sex war immer noch besser als überhaupt keiner.


Der Weg zur Prostata war im Internet wie eine miese Landkarte beschrieben. Man war am Ziel angekommen, wenn man eine kleine Erhebung ertastete. Würde ich so etwas an der Fingerspitze fühlen, wäre mein erster Gedanke ein ganz anderer – mehr in Richtung unerwünschter Gast. Und irgendwie bezweifelte ich, dass ich sensibel genug war, mit meinem Schwanz zu bemerken, wann ich einen Knubbel streifte.

In meinem AbgrundWhere stories live. Discover now