Spielhölle (Teil II)

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„Gar nicht mal schlecht."

„Sag ich doch." Noah sah sehr zufrieden mit sich aus. Er lag zwar punktemäßig weit hinter mir, aber er hatte schon ein paar Mal einen Spare gelandet. Das war ein bisschen überraschend.

„Tut mir leid, dass ich Euch angezweifelt habe, Euer Hochwohlgeboren." Ich zog ihn auf meinen Schoß, als er sich auf einen der sieben billigen Plastikstühle fallen lassen wollte, die im Kreis um die Maschine angeordnet waren, die die Kugeln nach jedem Wurf wieder ausspuckte.

„Ähm, d-du bist dran", nuschelte er und rutschte ein bisschen auf meinem Schoß herum. Meinem Schwanz gefiel das, aber der Laden war zu gut besucht, um hier irgendwo eine schnelle Nummer schieben zu können. Und Toiletten waren unhygienisch, zumindest, wenn es nicht die eigene und man nüchtern war. Alkoholisiert sah das natürlich ganz anders aus.

„Wenn", murmelte ich und legte meine Lippen an sein Ohr, „du deinen Arsch weiterhin an meinem Schritt reibst, habe ich gleich ein großes Problem."

„W-wie ...?" Er stockte, spürte wohl, was ich meinte. „Oh."

„Ja, oh. Und jetzt bleib mal einen Moment ruhig sitzen, bis mein Blut wieder in geordneten Bahnen fließt."

Er nickte hastig, ich legte meine Arme um seine Hüfte und mein Kinn auf seiner Schulter ab. „Macht's dir Spaß?"

„J-ja! Sonst komme ich nur manchmal mit meinem Onkel her."

„Mh. Haben deine Tante und dein Onkel selbst auch Kinder?"

„Aber die sind schon älter. Tante hatte ihr erstes Kind schon mit Neunzehn. Da hat sie noch in Polen gewohnt, d-dort war das normal, so jung M-Mutter zu werden."

„Hast du Kontakt zu ihnen?"

„Kaum. Sie w-wohnen weiter weg. Meine beiden Cousinen sind irgendwo nach Schleswig-Holstein gezogen und mein Cousin nach B-Berlin. Die kommen höchstens Mal in den Ferien für eine Woche vorbei."

„Ich durfte nie mit meinen Cousinen spielen." Ich lehnte mich wieder zurück. Meine Schwellkörper waren mittlerweile genug abgeflacht, um keine Aufmerksamkeit mehr auf sie zu ziehen. „Steh auf, ich bin am Zug."


Wir spielten die Runde relativ zügig zu Ende, ein wenig zu zügig.

„Wir haben keine halbe Stunde gebraucht", seufzte ich mit einem Blick auf mein Handy. „Hast du Erfahrungen in Billard?"

„N-nein, aber du kannst es mir j-ja beibringen ...?"

„Und Minigolf?" Ich ging nicht auf seinen Vorschlag ein. Keine Lust, mit jemandem zu spielen, der noch nie einen Queue in der Hand gehabt hatte. Es würde Ewigkeiten dauern, bis er den Dreh heraushatte, da könnte ich auch direkt gegen mich selbst spielen.

„Ei-ein bisschen."

„Sehr gut. Ich besorge das Equipment, du sicherst draußen die Bahn."

„Okay."

Unsere Wege trennten sich. Ich wanderte an die Kasse, blechte für die Runde Bowlen und zahlte schon einmal im Voraus fürs nächste Spiel, bevor der Typ hinterm Tresen mir zwei Schläger und einen kleinen, weißen Ball überreichte, mitsamt einem Ticket.

„Die Anlage ist außerhalb. Einmal über den Parkplatz und dann rechts. Am Tor einfach den Wisch abgeben, dann kriegt ihr vom Wart noch einen Punktezettel und Stifte zum Ausfüllen."

„Alles klar, danke." Ich nahm ihm die Sachen ab und ging nach draußen. Keine Zehn Meter entfernt stand Noah auch schon vor einer Drehtür. Ein schlaksiger Typ mit Brille stand daneben und schien ihn nicht reinzulassen.

In meinem AbgrundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt