Das Verhütungsdilemma (Teil II)

656 44 200
                                    


Ich erinnerte mich ehrlich an viele Male, in denen meine Matratzensportpartnerinnen in irgendeiner Form nur mit einem Handtuch bedeckt vor mir gestanden hatten, aber das hier war anders.

„Bleib so." Ich begutachtete ihn.

Es hatte etwas, dass er nicht wie Andrea in einer aufreizenden Pose im Türrahmen lehnte oder extra mehr Haut zeigte, als er verdeckte. Seine Schüchternheit, diese Befangenheit gemischt mit seiner unverhohlenen Sehnsucht brachte irgendwelche schrägen Bedürfnisse in mir zum Vorschein.

„W-wieso?"

„Weil es mir gefällt." Ich schlich auf ihn zu, griff nach der Hand, die das Handtuch an Ort und Stelle hielt, und löste jeden Finger einzeln. Gemächlich, bis sein letzter Schutz mit einem kaum wahrnehmbaren Geräusch zu Boden fiel.

„Ich ..." Er schluckte, saugte seine Unterlippe zwischen die Zähne. Seine Augen lagen nervös auf mir. „Ich weiß nicht, w-was ich machen soll."

„Einfach nur das, was ich dir sage."

„O-okay." Er nickte fahrig, platzierte seine Hände auf meinen Schultern, dann auf meiner Brust. Ich konnte seine Überforderung schmecken. Und es machte mich an.

„Ruhig, Herzchen. Ich fange langsam an."

„W-womit?"

„Wir haben doch darüber gesprochen, dass wir gemeinsam herausfinden, was uns reizt, hm?"

„S-soll ich mich wieder über den Schreibtisch ...?"

Ein heiseres Lachen entwich mir. „Später vielleicht." Ich beugte mich zu ihm vor, nahm sein Gesicht in meine Hände. „Wenn du es dir verdient hast."

„Uhm." Seine Augen wurden groß. Nicht verschreckt, eher erwartungsvoll. „W-wie ...?"

„Indem du schön artig bist." Mit den Fingern strich ich ihm sein noch leicht feuchtes Haar zurück, beobachtete die paar frechen Strähnen, die ihm sofort wieder vor die Augen fielen.

Wenn ich mit ihm fertig war, würde kein einziges Haar mehr am richtigen Platz liegen.

„Paul?"

„Ja?" Ich ließ von ihm ab, um mir das Tuch zu schnappen.

Noahs Pupillen fixierten den Stofffetzen. „B-brauche ich ein S-Safeword?"

„Das wirkt ja fast so, als hättest du dich zu dem Thema ein wenig belesen."

„N-nur ein bisschen ..."

Ich grinste. „Also? Was hast du dir als Safeword ausgesucht?"

„Ähm, K-Kakerlake?"

Mein Lächeln verrutschte für einen Moment, um sich in ein ungläubiges Glucksen zu verwandeln. „Ernsthaft?"

„Sch-schlecht? Ich wollte etwas n-nehmen, das ich hasse und nicht so leicht vergesse."

„Nein, alles gut. Vergiss einfach, dass ich gerade gelacht habe."

Daraufhin schwieg er erstmal, bloß sein stockender Atem hallte mir entgegen, während ich ihm die Augen verband.

Es sah wunderschön aus, das Schwarz auf seiner schneeweißen Haut.

„Kannst du noch etwas sehen?"

„N-nein."

„Gut." Ich trat einen Schritt zurück, sog den Anblick in mir auf.

Eine zerbrechliche Puppe, aufgehängt an einem einzigen dünnen Faden. Die Schultern angezogen, die Arme um sich selbst geschlungen.

In meinem AbgrundWhere stories live. Discover now