Kapitel 4

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Arran gähnte müde, als er aus seinem Zimmer kam und Summer blickte verwundert zu ihm. „Schatz du bist schon wach?" Fragte sie verwirrt. Arran konnte beobachten, wie sie den Kopf hob und zur Uhr blickte. Eine große Runde, die über der Tür hing. Die Tür führte von einem winzigen Wohnzimmer zu einer noch winzigeren Küche. Eine schmale, langgezogene, in der kaum Platz zum Kochen war und noch weniger, wenn man an einander vorbei musste. Denn ausgerechnet das Klo schloss hinter der Küche an. Summer stand vor dem Herd und schien bereits Essen zu kochen. Arran wusste nicht was, doch er vermutete, das es sein Mittagessen sein würde. Er war es gewohnt, das seine Mam während dem Tag arbeitete und erst Abends wieder vom Altersheim zurück kam. Er war ein Schlüsselkind, das bis jetzt einen Großteil seiner Kindheit vor dem Fernseher verbracht hatte. Sicher hätte seine Mutter gerne mehr Zeit mit ihm verbracht. Ihn nicht so oft allein gelassen, doch es ging nicht anders. Sie hatte so schon genug Mühe für sie Beide zu sorgen und Arran wollte ihr nicht noch mehr Ärger machen. Deswegen blieb er lieber zu Hause. Er machte allein seine Hausaufgaben und aß allein sein Mittagessen. Schaute für sich allein seine Serien an. Er war wütend, wenn er daran dachte, denn die Schuld das alles so gekommen war, lag nur bei einem. Seinem Vater. „Arran schläfst du noch?" Fragte seine Mam verwirrt und endlich blickte der Rothaarige auf. „Ich will einen Umweg zur Schule gehen." Sagte er entschlossen, als er langsam zu seiner Mam lief um Milch aus dem Kühlschrank zu holen. Aus reiner Gewohnheit griff Summer hoch zum Regal und reichte ihm eine Schüssel, während er sich einen Löffel aus der Schublade griff. „Einen Umweg?" Fragte sie verblüfft. Reichte ihm auch die Cornflakes, als er zurück kam. „Ja." Er war so kurz angebunden, trotzdem lächelte Summer sofort. „Kann es sein, das du Naia abholen willst?" Fragte seine Mutter neugierig und sofort zog Röte über sein Gesicht. Fast schon trotzig blickte er fort, während er die Milch in seine Schüssel schüttete. Er gab ihr einfach keine Antwort und so setzte sie sich an den Tisch zu ihm. Er spürte, wie sie ihn beobachtete. „Kennst du überhaupt den Weg?" Fragte sie nun und Arran starrte einfach in seine Schüssel hinein. „Am Bäcker vorbei, rechts und dann die Straße runter. Es ist gar nicht weit." Antwortete er endlich kleinlaut. Knurrte es fast und schon erklang Summers Lachen, ehe sie ihm durchs Haar strubbelte. „Soso das hast du dir also gemerkt? Und dafür bist du extra früher aufgestanden? Machst du dir Sorgen, weil sie gestern so krank gewirkt hat?" Wieder gab er ihr keine Antwort, doch seine Mutter schien sich daran nicht zu stören. Sie strubbelte ein zweites Mal durch sein Haar. „Richt ihr liebe Grüße aus." Sagte sie fröhlich, während Arran sich einfach weiter Cornflakes in den Mund stopfte. Aus den Augenwinkeln sah er, das sie wieder an den Herd ging. Dann sah er hoch zur Uhr und sprang auf. „Bis heut Abend!" Rief er sofort und warf seine Schüssel fast in die Spüle, ehe er loseilte. „Sei vorsichtig und diesmal gibt es wirklich Ärger, wenn du dich wieder schlägerst. Egal warum! Ich nehm dir die Kabel für den Fernseher weg!" Rief sie ihm noch hinterher, da knallte auch schon die Eingangstür zu und er lief die Steintreppen zur Straße hinab. Die Warnung hatte er noch gehört und so zog er sich wieder die Kapuze über den Kopf. Das war nervig warm, doch die Blicke all der anderen waren nerviger, auch wenn seine Nachbarn sich langsam an ihn gewöhnt hatten. Akzeptierten, das hier niemand wohnte, der wohlbetucht war, sondern arm war, wie der Rest auch. Niemand blickte ihm mehr mit Argwohn hinterher. Sogar der Bäcker blickte fröhlich auf. Er war gerade dabei das Schild mit den Angeboten herauszustellen und seine Markise auszufahren. „Guten Morgen Arran. Du hast es aber eilig. Heute keine Milchbrötchen?" Fragte er aufgeschlossen und Arran vergrub seine Arme tiefer in seiner Brusttasche. „Hatte Cornflakes." Antwortete er knapp und der alte Mann lachte sanft. „Dann bis heute Mittag!" Rief der alte Mann dem Rothaarigen hinterher, der um die Ecke verschwand. Sein Weg war wirklich nicht weit. Wenige Minuten später stand er vor dem Cafe. Er hatte mit Naia gestern noch ausgemacht zusammen zur Schule zu gehen. So wartete er nun ungeduldig. Das Cafe war noch geschlossen und er wusste nicht wo er klingeln sollte. Darüber hatten sie nicht geredet. Auch fragte er sich, ob er umsonst herumstand. Vielleicht war sie zu krank, oder hatte ihr Versprechen vergessen. Nervös hüpfte er von einem Bein aufs andere. Dann hörte er eine Tür im ersten Stock und blondes Haar das knapp über die Brüstung der Steintreppe blitzte. Neugierig schritt er etwas zur Seite und erkannte das Naia tatsächlich die Treppen hinabhobste. Er wohnte im 6. Stock eines riesigen Wohnblocks bei dem die Treppen sich an der Wand im Kreis hinabschlängelten. Massiv gebaut. Naia wohnte in einem der alten Häuser des Viertel Kerns. Ihr Haus hatte nur einen Stock und eine Treppe, die gerade über eine Seitengasse herunterführte. Dort wo das Cafe seinen Abfall verwahrte. Naia hobste auf ihn zu und wie immer lächelte sie und es wurde noch breiter, als sie ihn endlich mit den Augen fand. „Arran guten Morgen!" Rief sie laut und sofort blickte Arran sich um. Es war ihm irgendwie peinlich, doch niemand schien sich daran zu stören. „Morgen." Nuschelte er als sie ihn endlich erreichte. „Gehts dir besser?" Fragte er schnell um die Peinlichkeit zu überspielen und Naia nickte. „Die Medizin war eklig, aber ich habe richtig gut geschlafen." „Da sind ja die blancos!" Rief eine bekannte Stimme und als Arran sich umwandte, stand dort Jacob mit ein paar seiner Freunden. Jetzt war Arran froh die Blonde abzuholen. Alleine hätte sie den Idioten nichts entgegen zu setzen. „Willst du noch eine?" Fragte Arran laut, da berührte ihn wieder Naias Hand. „Guten Morgen, Jacob!" Rief Naia laut und bevor Arran sich versah, rannte sie los und er stolperte ihr verwundert hinterher. „Ja rennt ruhig weg blancos!" Rief Jacob, doch Naia blieb nicht stehen. „Jetzt halten sie uns für Schwächlinge!" Erkannte Arran ungläubig, als Naia endlich langsamer wurde und seine Hand losließ. „Das ist besser als für Schläger. Du kriegst Ärger von deiner Mam wenn es wieder passiert, stimmts?" Naia blickte über die Schulter zu ihm und er sah überrascht zurück. „Woher weißt du das?" Sie grinste einfach nur. „Na von gestern! Deine Mam hat dich doch abgeholt und wollte dich schimpfen!" Das hatte sie alles verstanden? Diese Nana hatte Recht. Naia war schlau. Doch Naia zu bewundern verlor sich, weil sie endlich die Schule erreicht hatten. Sofort legten sich Blicke auf Naia, deren blondes Haar im Sonnenlicht glänzte und auch auf ihn, weil er ihr folgte. Er war froh seine Kapuze zu tragen. Sie hätten sonst zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie liefen zusammen die Gänge entlang, bis sie das Klassenzimmer der 4-3 erreichten. Ihre Mitschüler sahen alle auf, doch diesmal sah er nicht sofort die Abneigung, sondern erstmal nur Unsicherheit. Lag es nur an Jacob und seinen Freunden, das die Klasse sich gegen sie stellte? Waren die anderen einfach unsicher, wie sie auf die Beiden reagieren sollten? Arran jedenfalls war sich sicher und er bekam es bestätigt, als Jacob eintrat. Der kleine braungebrannte Junge mit den schokoladigen Haaren und Augen betrat den Raum und sofort fühlte Arran die Ablehnung aller anderen. Ihre Blicke trafen sich und augenblicklich ballte Arran die Faust, doch da trat Jacob vor und die Lehrerin stand genau hinter ihm. „Na los jetzt rein mit dir, Jacob." Sagte die Frau streng und widerwillig setzte Jacob sich in Bewegung, während sein Blick an Arran klebte. Ein Blick, der einer Warnung glich. Eine Warnung, die Arran wahrnahm, aber einfach ignorierte. Wie zum Beweis drehte er dem Latino einfach den Rücken zu und blickte aus dem Fenster.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWhere stories live. Discover now