Kapitel 31

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Es war später Nachmittag und Arran saß auf einer seiner Liegen und starrte an den Himmel hoch. Er hatte das Gefühl, als müssten da eigentlich Sterne sein und sie waren einfach nicht dort um ihn zu verhöhnen. Um ihm klar zu machen, das der Traum geplatzt war. Er starrte hinauf, bis er das metallische Scheppern der Feuerleiter hörte. Er überdehnte seinen Kopf nur um Naia Kopfüber die Feuerleiter hochsteigen zu sehen. Sie trug nur Hotpants und ein Tanktop. Scheinbar würde sie heute nirgendwo mehr hingehen, denn so verließ sie eigentlich nie das Haus. Sie wirkte irgendwie in Gedanken, während sie näher trat. Doch es verlor sich als sie ihn erreicht hatte. Da tauchte ihr Strahlen wieder auf. Er wusste es. Sie wollte ihn aufmuntern. „Hey Arran!" Rief sie scheinbar glücklich, vermutlich war sie das auch. Etwas gutes war passiert. Sie musste nur wieder ahnen, das etwas bei ihm nicht stimmte. Sie ließ sich auf die Liege neben ihm fallen, stützte ihre Arme neben dem Körper an und grinste ihm zu. „Rate mal was heute passiert ist!" Neugierig richtete er sich auf und endlich sah er Naia richtig herum. „Mal wieder deinen Geldbeutel verlegt? Er ist sicher im Bad auf den Handtüchern." Für einen Moment wurden ihre Augen groß. „Ach da, was nein warte. Das hab ich nicht gemeint." Er grinste und sie warf ihm ein Kissen zu. Er fing es mit Leichtigkeit auf. „Idioto. Nein. Ich hab heute die Bilder bekommen und sie meinen Kunden gegeben. Das klingt so cool. Kunden!" Sie kicherte, dann zog sie einen Scheck hervor. „Und hier ist meine Gage! Ist das nicht cool?" Sie strahlte breit und er beugte sich vor um ihren Gewinn zu begutachten. „Was nur 100?" Naia bließ die Backen auf. „Es ist ein Anfang. Kritisier meinen Erfolg nicht." Arran hatte nur Spaß gemacht. Er wusste das Naia als Rookie nicht einfach Unsummen verlangen konnte und es war vor allem eine Chance für sie gewesen ihr Talent zu beweisen. „Du hast recht. Zur Feier des Tages solltest du mich auf ein Eis einladen." Sie zischte genervt. „Erst kritisieren und dann was von mir verlangen. So also ist das Leben, wenn man Erfolg hat. Ich kann es kaum abwarten zu studieren. Vielleicht kann ich dann an preisgekrönten Wettkämpfen teilnehmen!" Sie strahlte, doch Arrans Gesicht verdunkelte sich. Studieren... Er hatte es ihr nicht gesagt. Er hatte es niemanden gesagt. Er hatte es verheimlicht. Fast schon damit er es auch selbst vergaß. Er wollte einfach das es nicht zur Realität wurde und doch war es die Wahrheit. Solange kein Wunder geschah, würde Naia niemals studieren gehen. „Arran?" Sofort unterdrückte er seine Gefühle und versuchte zu Lächeln. „Arran was ist los?" Sie wurde ernst und misstrauisch. Verdammt. Was sollte er ihr sagen? In all den Jahren, die sie sich kannten, hatte er sie nie angelogen. Nichts das ernst war. Selbst wenn er wieder irgendwo verprügelt wurde oder selbst zugeschlagen hatte. Er hatte ihr immer die Wahrheit gesagt, doch in diesem Moment schaffte er das nicht. Er wollte einfach nicht ihr trauriges Gesicht sehen. Sehen, wie ihr Traum platzte. Das war schlimmer, als die Tatsache, das er nun auch nicht studieren gehen würde. Allein die Vorstellung konnte er nicht ertragen und so senkte er den Blick. Nicht nur, weil es glaubwürdiger war, sondern auch, weil er hoffte das Naia ihn dann nicht durchschaute. Seine Lüge erkannte. „Ich.." Was sollte er sagen? Sollte seine Stimme brüchig klingen? „Mam, sie hätte sicher jedes deiner Bilder aufgehangen." Sagte er und er hasste sich für diese Lüge. Es war nichtmal eine. Seine Mutter hätte das wirklich. Es war die Wahrheit und trotzdem eine Lüge. Naia öffnete den Mund. Er sah es nicht, doch er kannte sie. Er spürte die Stille, die durch ihr zögern entstand. Zweifelte sie bereits an seiner Lüge? War sie sinnlos gewesen? Es war diese Stille. Eine, die viel zu lange war, die sie verriet und ihn. Er log und sie ahnte es. So wie sie jede noch so kleine Gefühlsregung wahrnahm. Sie Beide wussten das er etwas verbarg über das er nicht reden wollte. Sie Beide wussten es, doch Naia sprach es nicht an. Sprach sie etwas an, knetete sie nervös ihre Finger. Versuchte sich damit zu beruhigen. Jetzt knete sie nicht einen Finger, sondern legte ihre Hand auf seine. „Ich werde sie stattdessen aufhängen. Du wirst bald keinen Schritt mehr ohne dein Gesicht machen können. Mit dem Torschussfoto fang ich an. Ich hab ja jetzt 100 Dollar um die Portraits zu kaufen. Sie werden Leinwandgroß." Sie stand auf und lief vor seinen Schuppen und seine Augen folgten ihr. „Wie wäre es hier. Gleich wenn man rein kommt. Bäm. Arrans Gesicht." Sie grinste über die Schulter zu ihm zurück und er zu ihr hin. Er hasste sich dafür. Doch es war besser so. Er ertrug es einfach noch nicht ihr das zu sagen. „Gleich wenn man reinkommt, bäm Arrans Gesicht? Na das erlebe ich gerade live." Jacobs Kopf tauchte bei der Feuerleiter auf und kurz schoss ein nagendes Gefühl durch Arran. Naia war in ihrem Schlafoutfit. Musste Jacob sie so sehen? „Da bist du ja endlich." Erkannte Naia und das nagende Gefühl in Arrans Innerem wurde noch nagender. Sie hatte ihn eingeladen? Redeten sie viel? Gott er verhielt sich wirklich wie ihr Dad. Er entwickelte bereits einen Bruderkomplex. Er sollte sich da wirklich nicht einmischen. „Entschuldige. Ich wollte einfach mal die Naia machen." Jacob grinste und Naia funkelte ihn böse an. „Sehr witzig." „Hey dafür hab ich das Bier dabei!" Endlich tauchte Jacobs restlicher Körper auf und in seiner Hand trug er eine Tüte. Der 6er lugte deutlich durch die viel zu dünne Tüte hindurch. „Perfekt! Also viel Spaß euch." Rief Naia und Arran blinzelte. „Warte was?" Sie grinste süffisant. „Na verkriechst dich zu viel bei Frauen. Du brauchst mal wieder einen Männerabend." „Das sollte ja wohl ich entscheiden!" Da war Naia aber schon bei Jacob. Kurz klappte sie gegen dessen Oberarm. Sie teilten einen Blick, der Arran nervte. Zutiefst nervte. Dann huschte Naia die Feuerleiter wieder herunter. „Also was war mit deinem riesigen Gesicht?" Erinnerte sich Jacob und lief einfach zu seinem besten Freund. Ohne Einladung setzte er sich und zog zwei Bier hervor. Er reichte eines Arran und dieser nahm es kommentarlos an. Für einen Moment überlegte Arran zu schmollen, aber dann nickte er zu seinem Schuppen. „Naia will mein Schlafzimmer mit Portraits von mir überhäufen." Jacob sah kurz verdutzt aus ehe er lachte. „Lieber nicht. Kein Mädchen kommt dich dann mehr besuchen. Das wär abschreckend." „Besser als deine Visage." Sie öffneten beide ihr Bier und stießen an, ehe sie einen ordentlichen Schluck nahmen. Arran war nicht der Mensch, der einen Kumpel einfach aus der Wohnung warf, nur weil er nicht vorbereitet war. Also ergab er sich seinem Schicksal. Lehnte sich entspannt zurück, wie es auch Jacob tat. „Du bist in letzter Zeit still." Fing Jacob plötzlich an. Also doch. Naia hatte Jacob hergeschleppt damit er ein Männergespräch mit ihm führte. Sie wusste das er etwas vor ihr verbarg. Er hatte die Stille vorhin richtig gedeutet. Scheinbar hoffte sie, er würde es Jacob erzählen. Er würde es irgendwem erzählen. Er sah Jacob auch an. Sie waren Kumpels seit dem Vorfall mit Jacobs Bruder. Mit Ricos verschwinden wohl auch beste Kumpels und doch.. Vielleicht hätte Arran es ihm erzählt. Aber nicht so. Nicht wenn die Gefahr bestand, er würde es Naia erzählen. Sie redeten über ihn und planten zusammen wie man ihm helfen konnte. Das hatte der Blick an der Feuerleiter ihm verraten. „Bist du deswegen hier? Um mich auszuhorchen?" Fragte Arran direkt und Jacob trank zu erst einen Schluck. Wappnete sich für seine Antwort. „Gibt es denn etwas auszuhorchen?" „Kann ich nicht einfach down sein?" Jacob sah auf. „Arran, du kannst mit mir reden." Verloren hob Jacob eine Hand und fuhr sich über den Nacken. „Ich bin da für dich." Es waren so ehrliche Worte und gleichzeitig so verlorene Worte, als hatte Jacob das Gefühl eine Schlacht zu verlieren, die er schon viel zu oft geführt hatte. „Das weiß ich doch. Es ist einfach scheiße." Arran sah fort in die Ferne. Er hatte einmal gelogen. Er hatte das Gefühl es wieder tun zu müssen. Irgendetwas brachte ihn dazu. Vor was hatte er Angst? Er wusste es nicht. Begriff es nicht. Noch nicht. „Ich wache jede Nacht auf.. Ich schlafe echt beschissen." Gestand er ehrlich und Jacob lächelte schwach. „So siehst du auch aus. Hilft das Zeug vom Arzt nicht?" Arran zuckte mit den Schultern. Half es? Wer wusste das schon. Er nahm es nicht. Er wollte keine Medikamente nehmen. Sie waren teuer und jetzt.. Wer sollte das zahlen? Nana? Sie war die Einzige im ganzen Haus, die gerade arbeitete. Summer hatte Ersparnisse gehabt. Sie waren für ihre Beerdigung draufgegangen. Nana hatte sogar etwas dazugeben müssen damit es reichte. Lief der Laden gut genug das Nana trotzdem noch das Schutzgeld zahlen konnte? Er brauchte bald einen Job. Würde er einen finden, damit wenigstens Naia studieren gehen konnte? Für einen Moment hatte er Jacob vergessen und dieser trank stumm sein Bier. Arran erschlugen die Gedanken. Er war nicht bereit dazu und er hatte nicht das Gefühl, das er Jacob davon erzählen sollte. Warum? Warum behielt er es für sich. Nicht einmal er wusste das. Alles was er wusste war, das er das Thema fort von all dem führte und mit Jacob über Fußball und sonst etwas redete. Alles, was sein Leben nicht im geringsten betraf.

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWhere stories live. Discover now