Kapitel 52

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Dunkelheit lebte in der Welt vor dem Fenster und Dunkelheit hing in ihrem Zimmer. Es war nur das aufblitzen der Bilder des Fernsehers, das diese Dunkelheit für Naia und Arran brach. Seine Uhr begann zu vibrieren und sofort war Arran voll da. Er öffnete die Augen und sah sich um. Für einen Moment befürchtete er wieder Blanco zu sehen, doch es war ruhig um sie. Niemand außer Naia war bei ihm. Das er sich aufrichtete, hatte sie dazu gebracht zu ihm hoch zu blicken. Er sah Sorge in ihren Augen. Sie wollte nicht das er jetzt ging. Das er tat was auch immer er heute für einen Auftrag hatte. Diese Waffenlieferung und all die Gefahren, die das barg. Doch welche Wahl hatte er? Bis Naia hier war, war ihm die Gefahr fast egal gewesen. Mit ihr, war es ihm das nicht mehr. „Ich muss los." Brach er das Schweigen und löste sich von der Wand. Stand vom Bett auf und streckte sich einmal durch. Er hatte gedöst, doch sein Körper war von der eigenwilligen Position steif geworden. Sie beobachtete ihn bei jeder Bewegung. „Pass auf dich auf." Fügte sie hinzu, ohne ihm zu folgen, als wusste sie, das es ihm dann nur umso schwerer fiel. Er hatte sich ausgiebiger gestreckt, als normalerweise. Es gab nichts mehr das ihn hier hielt. Er musste los. Zurück in sein Zimmer und alles wichtige für den Auftrag vorbereiten. Seine Waffen holen. Er hatte eine bei sich, doch das würde für den Auftrag sicher nicht reichen. „Ich komme zurück. Das schwör ich dir." Sagte er, als er die Tür erreichte. Ein letztes Mal zu ihr blickte. Sie lächelte ihm nickend zu. „Ich weiß." Ein letzter Blick in ihre Augen, dann wandte er sich um und verließ das Zimmer. Sofort veränderte sich sein Blick. Wurde unnahbar, kalt und konzentriert. Der Bodyguard stand wieder vor der Tür. Männer liefen herum. Überwiegend seine eigenen. Sie sahen kurz auf und dann einfach weiter. Jeder hier hatte seine Aufgabe und Rojo hielt nichts davon, wenn man Zeit verschwendete. So tat auch er es nicht. Er zielte auf sein Zimmer, nur um sein Tshirt auszuziehen. Eine kugelsichere Weste anlegte und das Tshirt wieder darüber zog. Schließlich zog er auch einen Schal an und eine Capi, die sein Haar verbarg. Es war dunkle Neumondnacht und Anonymität war auch sein Ziel heute. Er lief zu einem Schrank und holte weitere Waffen heraus. Tauschte seine Turnschuhe gegen Stahlkappenboots. Er rechnete mit allem. Militär, Mortes. Jeder könnte auftauchen. Vor allem das Militär. Ein Risiko, das er bewusst eingegangen war. Als er die letzte Waffe verstaut hatte, drehte er auch seinem Zimmer den Rücken zu und verschwand. Sein Weg führte ihn zum Aufzug. Er würde Rascal unterwegs einsammeln. Auch wenn seine Männer hier zu allen möglichen Zeiten abhingen, nur die wenigsten hatten hier wirklich ein Zimmer. Nur die höher Rangigen lebten hier. So drückte Arran den Knopf für die Tiefgarage und wartete. Er lehnte mit verschränkten Armen an der Metallwand und starrte in sein eigenes Spiegelbild. Er war erst 23 und doch wirkte er um so vieles älter. Die Zeit in der Mafia hatte ihn gezeichnet. Was sah Naia noch immer in ihm? Er verdrängte diesen Gedanken, als der Gong erklang und er die Tiefgarage mit den Autos erreicht hatte. Er würde einen Geländewagen wählen. Er war kaum heraus getreten, als er aus einem Instinkt heraus seine Waffe zog nur um Waffe gegen Waffe mit Brook dazustehen. Hinter ihm glitten die Aufzugtüren wieder zu und so beleuchtete sie nur noch das trübe Garagenlicht. „Was willst du? Schieß und ich schieße." Brach Arran als erstes das Schweigen. Brooks Blick war für Arran undefinierbar. Er wirkte wie ein wahnsinniger, der ständig zwischen Wahn und Vernunft hin und her schwankte. Schließlich entschied er sich wohl für Vernunft. „Woher weißt du von Z?" Fragte er leise und mit Ernst in der Stimme. Er wollte diese Antwort. Unbedingt. Arran musterte Brook und überlegte, ob er das Fass wirklich aufmachen wollte. Seine blauen Augen sahen zu der Waffe und dann in Brooks schwarze Augen. Er hatte Blanco bereits mit Las Floras erzürnt. Weitere Risiken durfte er nicht eingehen. Doch war das eines? Es war ihm nie verboten worden, darüber zu reden. „Du solltest nicht so arrogant, wie ich, sein, Brook. Es gibt kein Geheimnis, das man vor El Lirio wahren kann." Arran spürte die Anspannung, als Brook seine Waffe fester umgriff und die Vernunft ihn Wut umschwenkte. Ein falsches Wort und der Kerl verlor jedes Fünkchen Verstand. „Woher!" Zischte Brook unvermittelt und mit Nachdruck. Er trat sogar einen Schritt vor. Arran ließ Brooks Finger am Abzug nicht aus den Augen, auch wenn sein Blick dem Gesicht des Grauhaarigen galt. „Es war mein Auftrag." Brachte Arran schließlich ehrlich über die Lippen und Brook trat noch einen Schritt näher. Ihre Gesichter waren kaum noch eine Handbreit voneinander entfernt. „Wer weiß davon?" Eine leise bedrohliche Stimme, die wohl den meisten das Blut in den Adern gefrieren ließ. Doch Arran ließ es kalt. „Ich hab es Blanco berichtet. Es könnte jeder und keiner sein. Brook, es ist zu spät." Es überraschte Arran, als er Mitleid in sich fand. Mitleid für Brook. Er hatte es selbst zu spüren bekommen, wenn das größte Geheimnis, das man zu verheimlichen versuchte, gelüftet wurde. Wenn das einzige, das man nie in dieser Welt sehen wurde, hineingezerrt wurde. Er reagierte nichtmal, als Brook ihm die Waffe auf die Brust drückte. Es könnte ein Schuss sein, doch Arran Instinkt riet ihm zu warten. Blanco wusste von Brooks Geheimnis und damit könnte Arran hier und jetzt zu erschießen, der Untergang von ‚Z' sein. Arran sah, wie dieser Gedanke langsam auch in Brook keimte. Wie er schluckte, während seine Gedanken in der Ferne hingen. Arran fühlte tatsächlich Mitleid. „Brook, ich hab einen Auftrag." Sprach Arran weiter, auf die Gefahr hin, Brook zu triggern und sein Herz durchlöchert zu sehen. Es lag eine Warnung in seinen Worten. Töte mich jetzt und ein wichtiger Auftrag könnte scheitern. Wertvoller Sekunde verstrichen in denen Brook mit sich rang, ehe er plötzlich die Waffe zurückzog und sie sicherte. Er steckte sie in seine Hose zurück und wandte sich ab. Hielt nicht auf den Aufzug sondern die Motorräder zu. Musste er seinen Kopf frei bekommen? Wut ablassen? Nur so konnte Arran sich diese Reaktion erklären. „Erwähne Z noch einmal. Und ich blase dir und mir das Gehirn weg." Damit zog Brook sich einen Helm an, startete den Motor und verschwand. Endlich steckte auch Arran seine Waffe weg und lief weiter als wäre nichts gewesen. Er empfand Mitleid für Brook, doch hier war ein Auftrag, den er nicht vermasseln durfte. Es gab wichtigere Probleme in seiner Welt.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWhere stories live. Discover now