Kapitel 78

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Als wären sie Katzen schlichen die Vier auf Samtpfoten aus dem Apartment und die Treppen hinab. Im Hausinneren war der Lärm auf der Straße leiser, doch noch immer hörbar. Eigentlich würde hier kein Feind sein, doch sie gingen kein Risiko ein. Statt dem Aufzug liefen sie die Treppen hinab. Die Waffen gezogen und bereit zu kämpfen, wissend, das hier keiner auf sie wartete. Immer wieder konnten sie durch die Fenster im Treppenhaus die Schlacht auf der Straße sehen. Lirio begann das Hotel einzukreisen, während Mortes den Eingang mit Möbeln zustellte. Bereit das Hotel durch die Fenster zu verteidigen. Arran und Juan waren sich sicher gewesen, das das nicht alles war. Irgendwo würden noch weitere Mortes warten, so wie Arran mit seinen Männer gewartet hatte. So wie die anderen von Juans Trupp gewartet hatten. In Stellung um Lirio von hinten zu überraschen. Sie erreichten das Erdgeschoss und stoppten am Hintereingang. Nickten sich ein letztes Mal zu. Wenn es jetzt durch diese Tür ging, dann gab es kein zurück mehr. Dann würde entweder das Ende einer Ära oder das Ende ihrer Hoffnung beginnen und Arran hoffte es würde die Ära werden. Zum ersten Mal in seinem Leben flüsterte er in seinem Geiste das Vaterunser. Betete zu dem Gott, von dem Naia, Nana und auch seine Mutter Summer so sehr überzeugt waren. Er hatte nur einen Wunsch. >Gott, wenn du so barmherzig bist, dann lass es uns schaffen. Dann lass alles gut gehen.< Seine Hand griff nach dem Türgriff und die Metalltür öffnete sich langsam. Er steckte einen Kopf heraus. Fand nicht mehr als eine verlassene Gasse. Er sah zurück und nickte. Signalisierte den Anderen, das alles safe war, dann stieß er die Tür ganz auf und verließ das sichere Versteck. In seinem Ohr erklang ein Geräusch durch den Kopfhörer, den er rechts trug. „Blue starting." „Yellow starting." Sein Blick war ernst, als er auf einen Knopf drückte. „Red starting" Flüsterte er leise, während sein Trupp loslief. Die Gasse entlang schlich. Auf dem Stadtplan hatten sie gesehen das hier ein einzelner verlassener Gullideckel in die Tiefe führen würde. Dort lag ihr Ziel. Leo hatte den langen Hebel dabei, mit dem sie den Deckel anheben konnten. Es kostete sie nur ein paar Schritte und wenige Atemzüge, als sie ihr Ziel in der Dunkelheit der Gasse endlich fanden. Sofort trat Leo vor und drückte den Hebel in eine der kleinen Öffnungen des Gullideckels. Eine Vorrichtung damit nicht jeder einfach den Deckel anlupfen konnte und damit für eine Gefahr sorgte. Ein Blop erklang, als er das schwere runde Ding anhob und es schleifte hörbar über den Boden, als er ihn zur Seite zog. Mit einem metallischen Sound setzte Leo den Deckel ab und sie stockten. Lauschten in die Nacht hinein. In der Ferne waren noch immer die Schüsse zu hören, doch die Gasse blieb verlassen. Arran verschwendete keine Zeit. Er zeigte ihnen mit der Hand an, das es weiter ging, dann war er der erste der vortrat. Rascal hielt noch immer seine Waffe Richtung Schussgeräusche. Er würde als letztes folgen und ihnen der Rücken frei halten. Es war ein Nervenkitzel der Arran erfüllte, als sein Fuß die erste Metallstufe fand. Er hielt sich am Boden fest, während er tiefer stieg bis er ganz im Inneren verschwand. Ein Geruch von Fäkelien und Vermoderndem stieg ihm in die Nase, doch es war nicht das erste mal, das er stillschweigend einen ekelhaften Gestank ignorierte. Er wusste das es nur Augenblicke waren, bis man den Geruch mehr und mehr verdrängte, bis man ihn gar nicht mehr wahrnahm. Außerdem hatte er eindeutig andere Probleme. Leise setzte er seinen Fuß auf den schmalen Weg der Kanalisation und lauschte. Er glaubte irgendwo Schritte zu hören. Viele. Fast unhörbar machte er Rico platz. Wenig später folgte Leo und am Ende schloss sich ihnen auch Rascal an. Mit jedem seiner Männer wurde er sicherer, das er etwas hörte. Das er Lirios Männer hörte, die den Geheimgang ins Innere nutzen wollten und Arran war sich sicher, Brook war unter ihnen. Für einen unscheinbaren Moment erinnerte er sich an sein letztes Gespräch mit Brook und er konnte sich ein Schlucken nicht verkneifen. Doch es gab jetzt wichtigeres und so schlich er langsam los und er wusste, die anderen Drei folgten ihm gehorsam. Es war ein schlichter einfacher Plan, den sie verfolgten. Mit ihren alten Bandanas unter die Lirios mischen und dann dafür sorgen, das Lirio gewann. Wenn Blanco dann tatsächlich auftauchte, würden sie handeln. Wenn er nicht kam würde sicher Brook mehr wissen und Arran wusste, der Grauhaarige würde ihm helfen Blanco zu finden. Wie sie dann allerdings entkamen. Wer wusste das schon. Sie konnten auch nur hoffen das Juan seinen Teil der Arbeit erledigte und Tomás ausschaltete. Danach gab es dann nur noch einen Plan. General Guevara mit Rascals Hilfe kontaktieren, ab dann war ihr Job erledigt. Nichts an diesem Plan war ausgetüfftelt. Es konnte alles mögliche schief gehen und das fing schon damit an, sich Lirio anzuschließen. Wenn jemand an ihnen zweifelte und Brook konnte die Situation nicht zufällig retten, dann war es schon vorbei. Die Frage nach, >Was dann?<, schwang in ihren Gedanken mit, als sie sich langsam dem Lärm näherten. Sie stoppten. Irgendwo mussten auch Juans restliche Männer sein. Sie alle mit den Bandanas der Lirio verhüllt. Es war einen letzte Ecke und wenige Schritte, dann hätten sie Lirio erreicht. Arran schluckte. Diesmal konnte er den Impuls nicht unterdrücken. Jetzt hieß es warten. Hier und jetzt würden Leute die Kanalisationszugänge im Auge behalten. Sicher gehen, das sie nicht von hinten überrannt wurden. Arran und Co konnten erst dazustoßen, wenn die Offensive begann und sie sich im Chaos dazumogeln konnten. Ein Schauer voll Aufregung zog über seine Haut hinweg und seine Wirbelsäule entlang. Alle seine Sinne waren geschärft. „Haltet euch bereit!" Erschallte eine vertraute Stimme laut. Brook. Sie waren also wirklich richtig. Der Angriff fand wirklich statt. Es war keine Falle gewesen. Noch immer hielt Arran die Hand erhoben und deutete dem Rest an zu warten. Sie standen bereit, wie auch Lirios Männer bereit standen. Sie alle warteten auf das selbe Zeichen. Brooks Go. Sekunden fühlten sich wie Minuten an. Es war als sollte es niemals losgehen, bis es doch losging. Bis Brooks lautes: „JETZT!" die Kanalisation erfüllte. Bis jedes Gefühl von Zweifel und Sorge einfach von ihnen fiel. Alles was blieb, war der Auftrag und alles was sie taten, war ihn auszuführen, so, wie sie es gewohnt waren. Bereit für ihr Ziel über Leichen zu gehen. Bereit alles zu tun, was nötig war. Egal, welche Schuld sie damit auf sich luden. Es gab nur noch den Auftrag und ihr Ziel. Eine neue Welt erschaffen. Ein neues Milestone. Ein neues Leben. Eine Welt ohne Mafia.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWhere stories live. Discover now