Kapitel 68

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Es war soweit. Rascal war all seiner Abhörtechnik entledigt und sie konnten nun zu viert abziehen. Es war seltsam, das der General der zuständigen Militäreinheit, sie einfach ziehen ließ und Arran sah es allen anderen an, das sie das genauso wenig glauben konnten wie er. Ein letztes Mal checkten sie Rascal höchst persönlich durch, dann nickte Arran. „Lasst uns gehen." Er sah Rascal an und fragte sich, ob dieser sich von irgendwem verabschieden wollte. Doch Rascal war ein Spitzel. Er hatte niemanden in der Einheit, den er wirklich kannte, sonst hätte er die Obdachlosen, als das erkannt, was sie, waren. Soldaten. Wie zum Beweis drehte sich der Braunhaarige mit den braunen Augen tatsächlich einfach von seinen Verbündeten ab und trat an Arrans Seite. Auch Rico und Leo waren hinter ihm. Sie sahen noch immer aus, als wäre ihnen unwohl bei allem, was gerade passierte. Doch sie widersprachen genauso wenig, wie die Einheit, die mit Guevara hier war. Was sagte man, wenn man nur eine grobe Vereinbarung getroffen hatte? Verabschiedete man sich? Arran war unschlüssig und so drehte er sich einfach weg und lief los. „Bye." War alles was er sagte, doch Guevara warf ihm einen letzten Satz hinterher. „In Zukunft Rojo. Nutzt eure Talente sinnvoller." Arran blieb noch einmal stehen und sah überrascht zurück. Doch Guevara hatte sich selbst abgewandt und verschwand zu einer anderen Treppe ohne ihm noch einmal eines Blickes zu würdigen. In Zukunft? Sprach Guevara von der Zukunft von der Arran träumte? Einem Moment ohne all diese Scheiße. Irgendwo weit weg, befreit von all ihren Ketten. Einem ruhigen Leben zu zweit irgendwo, wo es schön war. Neu Anfangen und die Talente besser nutzen, als zu Morden und Misstrauen. „Rojo?" Fragte Leo verwirrt, ehe Arran sich endlich abwandte und loslief. „Abmarsch." Sagte er kurz angebunden. Rico sah noch einmal zurück, ehe sie sich alle in Bewegung setzten. Sie blieben stumm. Sagten kein Wort, während sie sich aus der Hausruine kämpften. Der Tag war längst angebrochen. Es wurde hell und damit kehrte Leben in die Stadt. Fast schon schüchtern schlichen die ersten Menschen durch die Straßen. Ein jeder warf ihnen misstrauische Blicke zu, während die Vier mit den Kapuzen über den Kopf gezogen durch die Straßen liefen. All diese Blicke verrieten Arran eines. Ganz Milestone wusste, das etwas zwischen Mortes und Lirio vor sich ging. Das die Zeiten begannen sich zu ändern. Das Gefahr drohte und jeder Fremde, spiegelte diese Gefahr wider. Damit sie nicht verraten wurden, legte Arran einen Zahn zu und seine Männer passten sich ihm an. Als sie das Parkhaus erreichten, stand dort noch immer sein Motorrad. Für einen Moment war er bereit gewesen seine Waffe zu ziehen. Erwartete von Lirio oder Mortes gefunden worden zu sein. Doch das Parkhaus war sicher und sie alleine. „Habt ihr ein Fahrzeug?" Fragte er nun nachdenklich und sah zurück zu seinen drei Männern. Freunden. Waren er und Rascal Freunde? Immerhin war eines klar geworden, als er mit Guevara geredet hatte. Rascal hatte Guevara nichts über Naia berichtet nur, von Rojos Cielo gesprochen. Zu seiner Erleichterung nickte Rico. „Das Auto meines Bruders. Es ist ne Etage tiefer." Arran nickte. „Wir treffen uns unten bei der Ausfahrt." Er wandte sich schon ab um zu seinem Motorrad zu laufen, doch Rico hielt ihn ab. „Hey warte mal." Arran blieb tatsächlich stehen. Blickte zu seinem alten Freund. Wohl der einzige Kindheitsfreund, der ihn kannte wie sonst niemand. „Willst du uns das nicht erklären? Was hast du mit dem General besprochen? Wieso hat er uns ziehen lassen?" Für einen Moment grinste Arran. „Ich hab verborgene Talente. Na los. Ich will hier nicht entdeckt werden. Wir reden, wenn wir dort sind." >Das war wo<, stand allen dreien aufs Gesicht geschrieben. Wo war dort. Sie kannten die Antwort nicht, doch sie mussten ahnen, das sie dort Naia finden würden. Es bedarf keiner Worte mehr. Wenig später trafen sie sich an der Ausfahrt des Parkhauses und ließen das Gebäude hinter sich. Eine Weile fuhr Arran einfach herum. Testete, ob sie vielleicht doch verfolgt wurden. Doch es war ruhig um sie herum und mit dem Tag füllten sich langsam die Straßen. Je weiter sie fuhren, desto sicherer wurde sich Arran, das es safe war und so bog er endlich ab. Fuhr Richtung Outerhill. Erneut quer durch die Stadt. Im Seitenspiegel konnte er Rico im Inneren des kleinen Polos sehen, dessen Gesichtszüge immer besorgter wurden. Sicher wollte Rico nicht in Mortes Gebiet. Trotzdem fuhr Arran weiter. Fuhr mit ihnen den selben verschlängelten Weg, den auch Juan gewählt hatte. Durch den Wald hindurch und die Bergstraße hinauf, bis die versteckte Villa zum Vorschein kam. Sich vor ihnen aufrichtete und wieder beobachtete Arran seine drei Kumpanen durch den Seitenspiegel. Er sah, wie sich ihre Augen weiteten und sie mit leicht geöffneten Mündern auf diesen kleinen Urlaubstraum blickten. Dann sah Rico vor zu Arran, als wollte er ihn durch den Spiegel sagen: Nicht dein Ernst! Und wie das sein Ernst war. Stolz, als wäre das längst sein Zuhause, stoppte er das Motorrad. Mehrere Männer hoben die Waffen und richteten sie auf die Ankommenden. Arran hob die Hände und zog den Helm aus. „Ich bins. Das sind meine Männer. Sie sind safe." Die Wachen tauschten Blicke aus, dann hoben sie ihre Funkgeräte an. Rico und Co hatten es gerade einmal aus dem Auto geschafft, da tauchte Juan durch die Eingangstür auf. „Rojo. Das sind deine Männer? Du hast sicher nichts dagegen, wenn wir sie kontrollieren?" „Nein. Sie sind sauber. Aber überprüft es selbst." Arran trat zur Seite und beobachtete wie seine Freunde durchfilzt wurden. Juans Männer hatten sogar einen Metalldetektor gezückt, während die Drei ihre Hände non Stop erhoben hielten. Zum Beweis, das sie kooperativ waren. Juan war an Arrans Seite getreten und beobachtete alles mit Argusaugen. „Du bist zurück und hast deine Männer dabei. Was wurde aus dem Spitzel?" „Er ist einer von ihnen, aber ich garantiere dir, wir werden in keine Falle des Militärs geraten." Für einen Moment schnaubte Juan wieder ungläubig. „Ich hab dein Gespräch mit Naia mitbekommen. Du hattest Kontakt zum General?" „Eine lange Geschichte." „Ich muss dich kein zweites Mal warnen, Rojo?" „Deine Warnung habe ich nicht vergessen. Eure Namen und dieser Ort sind nicht gefallen. Ich habe ihm nur von Naia erzählt." Juans Blick löste sich doch von Arrans Männern und seine Augen legten sich dafür auf Arran selbst. „Du hast dem General Details von Naia anvertraut?" „Ja." „Willst du, das das Militär jetzt auch noch Interesse an ihr hat?" „Beruhige dich Juan. Der General wird uns nicht hintergehen. Sein Spitzel ist mit uns mitgekommen, aber er ist einer meiner Männer. Alles was er dem General berichten wird, ist, wenn die Köpfe gerollt sind. Das Militär wird dann die Lorbeeren einheimsen, aber das ist unsere Chance danach zu verschwinden. Meine wie eure Juan." Juan sah lange zu Arran herüber, ehe er doch wieder zu den drei Neuankömmlingen blickte. „Das ist also der Deal? Wir schalten Blanco und Tomás aus und danach räumt das Militär die Stadt auf?" „Hast du einen besseren Plan?" Arran sah auf und direkt in Juans Gesicht. „Ich würde das keinen Plan nennen, aber es ist wenigstens ein Anfang. Mehr als ich bis jetzt hatte. Ich muss zugeben Rojo. Du überrascht mich. Du warst schon immer ein ernst zunehmender Gegner, aber jetzt. Jetzt wo du entschlossener bist, als je zuvor, bist du gefährlich. Du wächst über dich hinaus. Ich hab dich ziehen lassen, aber ich hätte niemals geglaubt, das du wirklich etwas bei dem Spitzel erreichst." „Ich sagte es Guevara und ich sage es dir. Man wächst mit seinen Aufgaben." Endlich ließen Arrans Männer die Hände sinken und so sah Arran zu ihnen herüber. „Sie sind sauber, Chef." Rief einer der Wachleute und Juan nickte. „Dann heiße ich euch hier bei Clavol willkommen. Ich bin Juan und das alles hier sind meine Männer. Es scheint, als werden wir ab jetzt zusammen arbeiten." Rico trat als erstes vor. „Ich bin Rico, das hier ist Leo und das Rascal. Rojo. Wann genau erklärst du uns, wo wir hier sind?" „Kommt erstmal rein. Wir standen genug in der Sonne herum." Erkannte Juan und lief einfach als erster ins Haus zurück. Arran wartete bis seine Jungs zu ihm aufgeschlossen hatten, ehe auch er sich in Bewegung setzte. „Ist Naia hier?" Flüsterte Rico ihm leise zu und Arran grinste sofort. „Das ist sie. Sie wird sich freuen euch zu sehen." Sie waren kaum durch die Tür, da stand Arrans blonder Traum vor ihnen. Begrüßte sie mit einem Lächeln. „Du bist zurück." Erkannte sie unnötigerweise, um das Eis zu brechen. Sie trat einfach zu Arran und stahl ihm einen Begrüßungskuss. Mit jedem Mal fühlte es sich vertrauter an. „NEIN!!" Brachte Rico fassungslos hervor. Arran löste sich von Naia nur um zu seinem alten Freund zurück zu blicken. „Doch." Auch Leo sah überrascht aus. Rascal war der Einzige, der nicht im geringsten überrascht wirkte. „Was habt ihr erwartet? Das war doch nur eine Frage der Zeit." Rico schüttelte sofort den Kopf. „Du verstehst nicht Rascal. Die Beiden. Ich dachte sie schaffen es niemals ihre Gefühle zu verstehen. Vor allem unser rothaariger Boss." Arrans Augenbraue zuckten bereits. „Reizend Rico. Ich glaube ich sollte euch Dreien noch einmal klarmachen, das ich der Boss bin." Rico zuckte kurz zusammen. „Ist ja gut. Ich freue mich auf jedenfall für euch. Naia, schön das es dir gut geht." Endlich sah Rico zu der hübschen Frau und diese lächelte. „Gleichfalls. Ich hatte mir Sorgen um euch gemacht." Sagte sie sanft und Rico seufzte. „Euch ging es deutlich schlechter als uns." Sein Blick streifte, wie der der anderen Neuankömmlinge durch die Villa. „So. Clavol jetzt also?" Fragte Leo und Arran schüttelte den Kopf. „Wir arbeiten mit Clavol zusammen, aber ab jetzt, sind wir unabhängig. Ihr auch. Ich will, das euch eines klar ist. Ich hoffe, das ihr mir helft, aber ich werde euch nicht dazu zwingen. Ich will die Mafia aus Milestone vertreiben und das wird nicht im Geringsten ungefährlich." „Es ist reichlich spät für uns über Gefahren nachzudenken. Wir haben es doch schon immer alle für unsere Familie und Freunde getan. Das jetzt, gibt mir wenigstens das Gefühl, das unser Kampf ein Ende findet. Außerdem steh ich jetzt eh schon in dieser abgefahrenen Villa." Rico grinste und auch Rascal und Leo nickte. „Wer hätte es gedacht. Ich arbeite als Spitzel gegen euch und jetzt als Mensch für euch." Arrans Augen legten sich auf Rascal. „Wieso hilfst du uns eigentlich?" Für einen Moment grinste Rascal. „Ich wurde Spitzel um die Syndikate zu besiegen und mein Gefühl sagt mir, das ich das hier erreichen kann. Wie sagtest du so schön? Es geht doch immer um die Familie." Einige Augenblicke musterte Arran den Braunhaarigen. Überlegte, ob das Grinsen auf Rascals Gesicht eine Lüge war um zu überspielen, das ihn etwas quälte. Doch er beließ es dabei. Nicht jedes Geheimnis musste gelüftet werden. Naia hatte gesagt man könne ihm vertrauen und so wandte sich Arran ab. Erst jetzt bemerkte er all die misstrauischen Blicke von Juans Männern. Die Ablehnung und Sorge. Drei Neue waren jetzt hier und einer von ihnen sogar ein ehemaliger Spitzel. Sie waren niemand von Clavol und sie schworen weder Marco noch Juan irgendeine Treue. Sie alle Vier mussten Gefahr für Juans Männer bedeuten. Doch Arran ignorierte diese Ablehnung einfach. „Da ihr euch jetzt begrüßt habt. Rojo ich möchte mit dir reden." Juan stand vor einer Tür. Arran erkannte sie. Er war nach seinem Ausraster dort drinnen gelandet. Auch das war schon wieder eine Ewigkeit her. Selbst Arran konnte langsam die Erschöpfung nicht mehr unterdrücken. Seine Augen fühlten sich schwer an und brannten. Sein Kopf drückte, wie bei einem ganz leichten Kopfschmerz. Sein Körper war ausgelaugt. Trotzdem nickte er, doch Naia trat überzeugt vor. „Juan. Bitte. Rojo braucht eine Pause." Juan schüttelte den Kopf und auch Arran trat vor und legte ihr eine Hand auf den Kopf. „Das kann nicht warten Naia. Ich verspreche dir. Danach mache ich eine Pause." Er wollte sie schon jetzt. Er wollte einfach nur schlafen, doch der Moment war noch nicht gekommen. Selbst sein müdes Ich, verstand das noch.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoOù les histoires vivent. Découvrez maintenant