Kapitel 64

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„Also. Wir sind hier. Du wolltest das wir dir zuhören." Brach Arran das Schweigen. Juan nickte mit einem Blick, der an der Vergangenheit hing. „Ja. Ich glaube es ist an der Zeit, das ihr erfahrt, was damals wirklich passiert ist." Brachte Juan von sich. Fokussierte seinen Blick wieder auf Arran und Naia, dann lächelte er. „Ihr hattet euch nur durch Zufall getroffen. Das stimmt doch, oder?" Naia und Arran sahen kurz zueinander, dann nickten sie. „Genau." „Dann kann man wohl von Schicksal sprechen. Wäre all das damals nicht passiert. Würden eure Väter noch leben. Ihr wärt ohne jeden Zweifel zusammen aufgewachsen. Ihr hättet euch gekannt. Rowan war Marcos rechte Hand und einer seiner engsten Vertrauten." Arran und Naia tauschten einen weiteren Blick, dann wurde Arran misstrauisch. „Ich kann mich an kein Mädchen in meiner Kindheit erinnern und mein Gedächtnis ist gut." „Ihr wart beide 5 als eure Väter starben. Glaubt es oder nicht, aber ihr habt zusammen gespielt bis ihr ungefähr drei wart. Dann versteckten sich Rowan und Marco an unterschiedlichen Orten, in der Hoffnung, das man euch nicht findet." Rowan. Juan hatte diesen Namen einfach so verwendet. Rowan. War das der Name von Arrans Vater? Von seinem Vater? Er konnte sich nicht erinnern, das Summer ihn auch nur ein einziges Mal benutzt hatte. Wenn er den Namen seines Vaters vergessen hatte, konnte er auch Naia vergessen haben? Hatten sie als kleine Kinder wirklich zusammen gespielt? War es Schicksal, das sie sich tief versteckt im Gebiet Lirios wiedergefunden hatten? War das der Grund, das Summer und Nana immer wirkten, als verstünden sie sich auf eine Weise, die nur die wenigsten verstehen würde? Hatten sie es gewusst? Sich erkannt? „Welche Rolle hast du in all dem gespielt. Du bist ein Mortes. Tomás hat dir vertraut. Das hat er nicht bei vielen." Damit durchbrach Arran die nachdenkliche Stimmung. Sah Juan direkt an und dieser nickte. „Eine gute Frage. Ich war der Narr in der Geschichte. Rowan und ich waren alte Freunde aus Kindheitstagen. Wir sind zusammen Las Floras beigetreten, doch wir hatten ein miserables Teamwork. So teilten wir uns auf. Er wurde ein Teil von El Tulipán und damit einer von Marcos Männern. Ich ging zu Las Rosa. Zu Tomás. Auch aus Neid. Kaum, das sie sich kennen lernten, war klar, das Marco und er sich verstanden. Das sie ähnliche Ansichten hatten. Ich fühlte mich wie das dritte Rad am Wagen. Deswegen wechselte ich zu Tomás. Wurde zu einer Rose. Doch auch mit unserer Entfremdung blieben wir Freunde. Dann kam der Verrat. Blancos Verrat. In nur einer Nacht griff er Tomás, Rowan, Marco und mich an. Ich war der Einzige, der seine Auftragsmörder abwehrte. Ich wusste in diesem Moment, das etwas vor sich ging. Doch ich vertraute Rowan. Er war besser als ich. Ich dachte, er hat das selbe geschafft, wie ich und die Auftragsmörder besiegt. So wählte ich an diesem Abend Tomás und fuhr zu meinem Boss. Ich fand ihn. Schwer verletzt, aber er atmete noch, trotz einer Wunde in seinem Kopf. Hätte ich es damals schon geahnt. Geahnt, was wirklich vor sich ging. Doch ich war blind. Ich hätte Rowan retten können. Doch ich hab es nicht. Ich rettete Tomás. Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, wie ich in das Leichenschauhaus komme. Rowan und Marco lagen Seite an Seite dort. Tod. Holly war bei ihm. Es brach mir das Herz. Holly war eine gütige Frau gewesen. Nur ein Monster konnte jemand so unschuldiges töten. Alles was ich noch sah war, das drei Leute fehlten. Summer, Arran und Celestia. Ich schmierte das Leichenhaus und ließ eure Eltern einäschern. Auf dem Totenschein wurden an diesem Tag noch vier weitere Leute eingeäschert, die nie dort waren. Summer, Arra, Naia und Tomás. Noch etwas anderes teilten Marco und Rowan auch. Sie hatten ihre Familien schon immer vor der Mafiawelt verborgen. Weder Blanco noch Tomás hatten Summer und dich jemals kennen gelernt. Arran. Leider kannten sie Celestia. Das war vermutlich der Grund, warum Josefa ihren Namen änderte. Es reichte um Blanco zu täuschen, doch es reichte nicht für Tomás." Juan stand auf und verschränkte die Arme auf dem Rücken, während er sich wegdrehte und durch das Fenster hinaus aufs Meer blickte. Arran vertraute niemanden mehr. Für ihn schauspielerte Juan einfach nur ekelhaft glaubwürdig, doch als sein Blick zu Naia glitt, sah er dort Tränen. Sie wirkte nicht eingeschüchtert, oder angeekelt von all den Lügen. Sie wirkte zutiefst erschüttert von der vermeintlichen Wahrheit, die Juan ihnen erzählte. Sollte Arran das wirklich alles glauben? Waren seine Mam und er deswegen immer in diesem Haus gewesen? Ohne je eine Waffe zu sehen? Im Grunde hatte Arran seinen Vater kaum zu Gesicht bekommen und so war sein Ableben schlimm, aber nicht erschütternd gewesen. Hatte Rowan sie vor der Mafiawelt in diesem Haus versteckt? „Blanco hat also versucht dich zu töten und gute Freunde von dir erschossen. Was daran rechtfertig jetzt Clavol? Warum verrätst du Tomás?" Damit sprach Arran an, was er schon die ganze Zeit wissen wollte. Der Exkurs über seine und Naias Familie war interessant gewesen, doch es half ihm nicht zu entscheiden, wie es jetzt weitergehen sollte und Fakt war. Mit jedem Wort hier vergeudete er kostbare Zeit um von hier zu verschwinden. Endlich löste sich Juan vom Fenster und wandte sich ihnen wieder zu. Blickte direkt zu Arran. „Weil Tomás genauso euren Tod wollte. Mit eurer beider Geburt begannen Rowan und Marco umzudenken. Sie wussten, das ihr niemals ein normales Leben führen könntet. Ihr müsstet irgendwann ihren Weg einschlagen und das war das Letzte, das sie wollten. Nicht einmal ich wusste von diesen Gedanken. Ich fand es erst nach ihrem Tod heraus. Sie hatten mir Schließfächer hinterlassen. Sie wollten Milestone von der Mafia befreien. Sie wollten Las Floras zerstören und ihre verdienten Strafen antreten. Sie wurden weich. Auch das fand ich erst später heraus. Tomás selbst erzählte es mir in einer Nacht. Blanco und Tomás wussten nichts von Marco und Rowans Plänen, aber sie bemerkten, das die Beiden weich geworden waren. Schuld sahen sie nur in zwei Menschen. Arran und Naia. Sie gaben euch die Schuld für die Schwäche eurer Väter. Sie waren überzeugt, das euer Tod sie wieder zur Vernunft bringen würde. So planten sie euren Tod ohne Spuren zu hinterlassen, die zu ihnen führen würde. Sie wollten Marco zurück. Den, den ihr auf dem Video gesehen habt. Doch nur Tomás wollte das. Er war wie besessen von diesem Gedanken. So übersah er Blancos Machtgier. Er nutzte Marcos und Tomás Schwäche und griff in dem Moment beide an, als Tomás dachte, es ginge nur um Marco. Es war eine Nacht- und Nebelaktion und schon war Blanco der alleinige Herrscher über Las Floras. Er löste es auf und etablierte El Lirio als mächtigste Macht. Vielen in Las Floras war egal, wer ihr Anführer war. Sie wechselten einfach zu Blanco. Doch es gab ein paar Treue. Diese schlossen sich mir an. Ich verbarg mich mit ihnen, dem schwer verletzten Tomás und allem was übrig geblieben war in dem Versteck, das ihr leider kennen lernen musstet. Von Tomás Verrat erfuhr ich erst, als es längst zu spät war und ich hatte Marcos und Rowas Traum gesehen. Ich wusste ich könnte ihn erzeugen, wenn ich Geduld bewies. Ich hätte Tomás töten können, doch damit wäre Mortes noch weiter geschwächt gewesen und dort hätte es noch immer Blanco gegeben. So blieb ich bei Mortes. Bereit Beide loszuwerden, wenn sie sich gegenseitig zerfetzten. Das war der Plan, bis Tomás es wagte, euch Beide einzusperren. Bis er es wagte, die wichtigsten Schätze meiner alten Freunde für seine Zwecke zu missbrauchen. Das ich nichts für Rojo tun konnte, allein dafür habe ich mich gehasst. Aber es war ein Ding der Unmöglichkeit an Rojo heran zu kommen. Du warst zu gut und zu vorsichtig. Selbst dein Vater wäre beeindruckt von dir gewesen, Arran." Arran schnaubte verächtlich. „Bis jetzt hat es mir nicht viel genutzt." Erkannte er bitter. Er soll gut sein? Er hatte das Einzige mit hinein gezogen, das er niemals mit hinein ziehen wollte. Er hatte es nicht ein Stück besser gemacht, als sein eigener Vater. Nein, schlimmer noch. Wäre er einfach mit Naia damals verschwunden. Sunburn wäre an Mortes gegangen. Die Stadt wäre in Krieg verfallen und am Ende hätte es hoffentlich weder Blanco noch Tomás je wieder gegeben. Stattdessen hatte Arran alles getan um Sunburn zu schützen und damit dem Ende der Mafia entgegengewirkt. Das war ein mehr als bitterer Gedanke. Ein Gedanke, den Juan unterbrach. „Es hätte, hätte ich erkannt, das Celestia und du, das ihr euch kanntet. Ich habe die Chance verspielt Celest zu retten, während du sie beschützt Arran. Wäre ich nur auf die Idee gekommen, in deiner Vergangenheit zu forschen. Ich hätte Naia gefunden und ich hätte sie erkannt. Doch ich war zu überrascht gewesen, dich bei Lirio zu sehen und ich war zu sehr von meinem Plan eingenommen gewesen, Blanco und Tomás zu stürzen. Es rückte alles immer näher. Die Schlacht der Beiden stand kurz bevor." Juan schüttelte den Kopf, als müsste er die Last von seinen Schultern wegschütteln. Es wirkte nicht als half es. Das war ein Geste, die Arran Juan abnahm. In diesem Moment misstraute er Juan noch immer, doch diesmal hatte er nicht das Gefühl Tomás oder Blanco gegenüber zu sitzen. Konnte er ihm vielleicht wirklich vertrauen? „Es hat mich verändert, aber dadurch habe ich endlich Arran zurück." Überrascht sah Arran an seine Seite und Naia wirkte überraschend sicher. Sie saß aufrecht da und ihr Blick war entschlossen. Sie hatte jedes dieser Worte ernst gemeint. „Und ich habe die Chance ihm zu helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Ich finde, das war es wert." Kurz grinste sie. Sie spielte ganz eindeutig auf Ethan an. Arran musste zugeben, das er wieder beeindruckt von ihr war. Mit jedem Tag, den sie im Leben der Mafiawelt verbrachte, wurde sie mutiger. Jede ihrer Tränen mit jedem neuen Wort vergessend. Sie wuchs in ihre neue Rolle hinein. Selbst Arran konnte das sehen. Jeder, der sie ein wenig beobachtete, konnte das. Noch immer wusste er nicht, ob er sich darüber wirklich freuen sollte. Es erinnerte ihn an ihren leeren Blick. An jede einzelne ihrer Tränen. An die Todesangst, die sie durchlebte. Trotzdem saß sie hier und begann Scherze zu machen. „Das war es wert? Darüber müssen wir reden, Naia." Brummte Arran ihr missmutig zu. Er war davon nicht überzeugt. Man konnte hier sicher nicht von wert reden. Sie sah zu ihm hinauf und dort lag noch immer ihre Entschlossenheit. „Doch das war es!" In den Augenwinkeln, sah Arran, wie Juan beschwichtigend die Hände hob. „Ob es das wert war oder nicht, könnt ihr später diskutieren. Deswegen sind wir nicht hier." Die Beiden warfen sich letzte sture Blicke zu, ehe sie endlich wieder zu Juan blickten. Nein, Juan war wirklich nicht wie Tomás oder Blanco. Niemals hätte Naia so vor ihnen gesprochen und niemals hätte Arran sich selbst zu so einer trotzigen Reaktion hinreißen lassen. Juan begann ihm ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Eine Tatsache, die Arran wiederum besorgte.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoDonde viven las historias. Descúbrelo ahora