Kapitel 66

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Arrans Nase kitzelte, als sich ihre Stirn lösten. Sie ihren kleinen Eskimos teilten nur um den Kopf zu drehen und sich berauscht erneut zu küssen. Arran hatte all die Jahre gedacht, er hatte sich aufgegeben. Es gab nichts mehr um wie zurück zu gehen. Ihre Nähe lehrte ihn eines besseren. Es hatte nur einen Menschen gebraucht, um mehr Arran als Rojo zu sein. Natürlich war dort noch immer Rojo in ihm und es würde auch immer so bleiben. Derjenige, der wütend losstürmte um aus Rache zu morden. Doch jetzt hatte er einen Himmel, der all das verhindern würde. Jetzt gab es nur noch eine Sache, die er tun wollte. Es gab nur noch 2 Tote, die er verkraften musste. Mit dieser Gewissheit lösten sie sich langsam. Lächelten sich an. Konnten die Augen erst voneinander lösen, als es an der Tür klopfte. Sie öffnete sich und Juan trat ein, während die Beiden noch immer nah beisammen standen. Juan musterte sie beide, ehe er fast schon ertappt dreinblickte. „Oh. Ich komm später wieder." Er hatte die Situation zu lesen verstanden, doch es war egal. Arran wusste das, ohne zu ihr zu sehen. Sie hatten die Finger miteinander verschlungen und er spürte noch immer ihre Nähe. „Schon gut. Komm rein. Wir haben uns entschieden." Arran löste den Blick von der Tür um Naia noch ein letztes Mal genau zu betrachten, als gäbe es nichts wichtigeres als all die tausend kleinen Details ihres Gesichts auswendig zu kenne. Jene, die er bereits auswendig kannte. Er hatte sie so oft gesehen, doch jetzt war es ihm als strahlte sie in einem hellen Licht, obwohl die Sonne nun endgültig untergegangen war. Dort lag ein Leuchten in ihren Augen, das sein Herz höher schlagen ließ. Ein Herz, von dem er dachte, es schon gar nicht mehr zu besitzen. Ein letztes Mal küsste er sie, dann lösten sie sich voneinander. Juan stand grinsend an der Tür, ehe er endlich richtig eintrat, als hätte er nur darauf gewartet, das die Beiden ‚fertig' waren. „Also, ihr habt euch entschieden?" Fragte Juan locker, während er mit seinen schweren Boots über den weißen Steinboden lief. Arrans Blick wurde ernst. „Ja das haben wir. Ich werde hier bleiben und ich werde euch helfen. Lass uns zusammen den Traum von Marco und meinem Vater Wirklichkeit werden lassen. Aber eines sollte dir klar sein. Naia und ich sind weg, kaum das er erfüllt ist und wir werden nie wieder kommen." Juan sah von einem zum nächsten. „Einverstanden. Wenn ihr wollt, kann ich eure Flucht vorbereiten lassen. Ihr müsst dann nur eure sieben Sachen packen und seit weg." Arrans Blick war noch immer ernst, als er den Kopf schüttelte. „Nein. Wir wollen keine Spuren hinterlassen. Wenn wir gehen, dann gehen wir allein." Juan musterte sie beide, ehe er mit der Schulter zuckte. „Wie ihr wollt. Niemand soll wissen wohin ihr geht. Ich kann es verstehen. Dann kommt. Wir haben genug Zeit geopfert um euch die Entscheidung zu lassen. Wir sollten keine weitere verlieren." Arran schaltete sofort um, als Juan sich umwandte und den Raum verließ, folgte er ihm und er wusste das Naia dicht hinter ihm war. Es war fast als konnte er sie spüren, obwohl er einfach nur ihre Schritte hörte. Er wäre gerne in dem Moment von vorhin geblieben. Doch er wusste, das ging nicht und jetzt, würde es noch einmal Rojo verlangen. Er fragte sich, ob sie doch wieder Angst vor ihm bekam und ihre Entscheidung bereute. Den Kuss bereute. Aber hey. Vielleicht reichte es ja ein nettes Lied zu singen und ihre Angst war wieder fort. Er schob den Gedanken von sich fort. Er musste sich jetzt konzentrieren.

Sie erreichten das untere Geschoss und all die Männer warteten auf sie. Arran wusste, das sich noch einige auf dem Dach oder draußen vor dem Gebäude zum Wachdienst befanden. Doch der Großteil musste hier sein. Als Arran in die Gesichter blickte, sah er noch immer Ablehnung bis Hass, doch noch immer sprang keiner auf. „Also Rojo." Sagte Juan, als wusste auch er, das es jetzt ernst wurde. Als wäre Arran Rojo zu nennen das Startsignal. „Du sagtest, du kennst einen Spitzel des Militärs und das wäre unsere Chance. Wie hast du das gemeint?" Neugierige Blicke hoben sich, während Naia sich im Hintergrund auf eine der Couch setzte. Arran das Feld allein überließ. „So wie ich es sagte. Ich hatte ihn bei El Lirio entlarvt, aber nicht verraten. Bei dem Anschlag von vor zwei Wochen, hab ich ihn fortgeschickt und gebeten meine zwei Männer zu finden. Rico und Leo. Es war Naia, die sagte man könnte Rascal vertrauen. Ich habe keine Ahnung, wo die drei jetzt sind, oder wie es mit ihnen weiter ging, aber, wir können Blanco und Tomás töten wie wir wollen. Ohne die Hilfe des Militärs werden sich nur nach dem Tod der Anführer dutzende Splittergruppen bilden und die Straßenschlachten würden noch viel blutiger aussehen." Juan nickte. Sein Blick glitt über seine Männer. Auch er wusste, das sie diese Schlacht so nicht gewinnen konnten. Doch sich mit dem Militär zusammen tun. Was war, wenn man ihnen nicht half. Wenn man sie einfach nur gefangen nahm? Es war ein Risiko. Dann glitten die Augen des älteren Mannes zu Naia, als würde sie Antworten enthalten, die er dringend brauchte. „Ihr sagt also Rascal kann man trauen? Wir wissen aber nicht, ob er noch lebt. Dann sollten wir das heraus finden. Mit ihm zu reden, verrät uns noch nicht ans Militär und deine Männer können wir sicher gut gebrauchen. Für das, was wir wollen, zählt jeder einzelne Mann." Juans Augen glitten wieder zu Arran und dieser nickte. Keiner von Clavol widersprach ihnen und so streckte Arran die Hand aus. „Ich brauche ein Motorrad." Als brauchte er Zeit darüber nachzudenken, verschränkte Juan die Arme auf dem Rücken. Zweifelte er daran, das Arran blieb? „Du glaubst also, sie sind nicht bei Blanco?" Er ließ Arran nicht aus den Augen und er Juan nicht. „Nein. Ich bin mir sicher, das sie Lirio verlassen haben und sich verstecken. Ich habe eine Vermutung, wo sie sind und wer bei ihnen ist. Ich will mit Rascal alleine reden und mit meinen Männern." Juans Augen verloren Arran. Er schien innerlich mit sich zu ringen. Er hatte Arran versprochen ihn gehen zu lassen, sollte er mit Naia wegrennen wollen. Warum also zögerte er jetzt? Was ging in ihm vor? „Holt ihm einen Schlüssel und ich brauche einen schwarzen Hoodie." Sagte Juan endlich und blickte zu Ethan. Dieser stand auf und verschwand ohne den Befehl in Frage zu stellen. „Ich möchte dir nur eine Warnung mitgeben Arran. Wenn du mich an das Militär verkaufst um selbst strafmindernd davon zu kommen, dann garantiere ich dir, hast du drei Feinde auf dieser Welt." Das war es also. Juan fürchtete sich davor von Arran hintergangen zu werden. Durchaus keine schlechte Option, doch Arran wollte keinen dritten Feind. Er wollte Freiheit. „Du musst mir vertrauen Juan, oder diese ganze Aktion wird niemals gut gehen." Der Ältere nickte abwesend, ehe seine braunen Augen sich auf Naia legten. „Was ist mit Naia?" Auch Arran sah zurück. Ja, was war mit Naia. Sollte er sie wirklich mit runter in die Stadt nehmen? Er konnte jederzeit entdeckt und gefangen genommen werden. Sie mit sich zu nehmen war ein Risiko. Allerdings konnte auch dieser Standort hier jederzeit entdeckt und angegriffen werden. Er schluckte, als Naia entschlossen aufblickte. „Ich bleibe hier." Sagte sie mit Nachdruck, das selbst Arran überrascht war. Ihm gefiel der Gedanke kein Stück. Keine Option gefiel ihm. „Ich bin in Gefahr, egal wo ich bin, nicht wahr? Dann will ich hier bleiben, damit du weniger abgelenkt bist." Weniger abgelenkt? Er zweifelte daran, das das stimmte. „Ich vertraue Juan und den Männern hier." Fügte sie noch hinzu. Sie tauschten Blicke. Starrten sich an, als führten sie stumm einen Kampf, ehe es Arran war der seufzte. „Gut. Bleib hier. Nur das wir uns verstehen Juan. Die Warnung von vorhin. Die gilt auch für dich." Er musterte den Mann mit dem Oberlippenbärtchen und dieser grinste kurz. „Ich habe nichts anderes erwartet. So weiß ich wenigstens, das du wiederkommst." „Ich bin kein Feigling, Juan. Wenn ich mich entscheide etwas zu tun, dann zieh ich das auch durch." Ethan war mittlerweile zurück. Den Schlüssel und Pulli in seinen Händen. Arrans Augen legten sich darauf und ihm wurde eines klar. Wenn er jetzt den Schlüssel ergriff und los fuhr. Dann gab es wirklich kein zurück mehr. Dann würde er das auch durchziehen. Zu seiner Überraschung zögerte er keine Sekunde. Er nahm die Sachen an sich und nickte. „Verschwenden wir keine Zeit. Es ist Nacht. Das ist die beste Gelegenheit um meine Männer zu finden." „Wir verlassen uns auf dich Rojo." Arran hörte Juans Worte. Nickte ihm ein letztes Mal zu, ehe er sich zu Naia wandte und zu ihr ging. Ohne den Hauch von Scham oder die Sorge vor all diesen Männern Schwäche zu zeigen, zog er Naia in seine Arme. Drückte sie fest an sich und küsste ihr Haar. Für derlei Sorge hatten sie keine Zeit mehr. Es galt, die zu Nutzen, die sie hatten. Egal wie und wann. „Ich komme bald wieder." Sie nickte und sah hoch zu ihm. „Ich weiß." Ein Rauschen floss durch seinen Körper, als sie sich zum Abschied küssten. Es fühlte sich noch immer so unwirklich an und gleichzeitig so unglaublich richtig. Trotzdem löste er sich von ihr, kaum das ihre Lippen sich lösten. Es wurde Zeit und Naia hielt ihn nicht auf. Ließ ihn ziehen, als er sich von ihr entfernte und Richtung Eingangstür lief. Es wurde endlich Zeit, das er aktiv sein eigenes Schicksal bestimmte.

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoDonde viven las historias. Descúbrelo ahora