Kapitel 16

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Mit riesigen Augen standen drei Kinder vor dem Eingang zum Rummel. Der Platz, denn Naia, Jacob und Arran normalerweise durchschritten nur um Baden zu gehen, war jetzt gefüllt mit hunderten von Menschen. Mit Fresshütten und Achterbahnen. Einem riesigen Riesenrad. Schießbuden. Überall hingen bunte Glühbirnen, die alles in ein orangenes Licht tauchten. Der Geruch zwischen Bratwurst und Zuckerwatte lag in der Luft und trieb den Freunden das Wasser im Mund zusammen. Fast an jedem Stand hing irgendeine Flagge. Brasilien, Puerto Rico, Mexiko, Argentinien. Es war alles vertreten was Südamerika ausmachte. Erwachsene unterhielten sich laut. Biere in Plastikbechern in den Händen. Im Takt der Musik wippend. Kinder rannten wie wild geworden zwischen ihren Füßen hindurch. „Ihr bleibt schön hier verstanden?" Sagte Summer mit Schärfe in der Stimme, kaum das die Drei auch nur zu Zucken begannen hatten. Sie wollten, wie die anderen Kinder losrennen und alles erkunden, was es hier zu finden gab. Jacob war der Erste, der zu Summer blickte. „Wir sind auch artig." Es war ein Satz, den Summer zum Lachen brachte. Sicher nicht was Jacob erhofft hatte, schoss es Arran durch den Kopf. „Ihr und artig, mh? Ich kenne kaum Kinder, die mehr Flausen im Kopf haben als ihr." „JACOB, ARRAN, NAIA!" Brüllte eine Kinderstimme über den Lärm hnweg und die Köpfe drehten sich. Aus der Menge presste sich Ricardo hervor und grinste ihnen zu. Es wirkte ulkig, weil ihm gerade erst der Schneidezahn herausgefallen war. „Rico!" Riefen die drei Freunde fröhlich. Hinter ihm stolperte Kiki aus der Menge und Ella, die mit Kiki Händchen hielt. Es war ein Mann, der ihnen seufzend folgte und Summer dann einen schiefen Blick schenkte. Er wirkte bereits jetzt müde. „Summer schön dich zu sehen." Begrüßte er die Krankenpflegerin erleichtert. Er war Kikis Vater. „Adrian, du siehst erschöpft aus." Stellte sie lachend fest. „Wo ist deine Frau?" Adrian warf kurz einen Blick über die Schulter. „Bei ihrer Mutter." Gestand er endlich und wieder entwich Summer ein Lachen. „Hast du ihr wieder keine Blumen zum Geburtstag mitgebracht?" Er verdrehte sofort die Augen. „Sie hat einfach zu viel Temperament." „Du hättest keine Latina wählen sollen." „MAM!" Rief Arran genervt hoch. Er hatte definitiv keine Lust über Adrians unglückliches Eheleben zu reden. Er wollte endlich den Rummel erkunden. Selbst Naia an seiner Seite zappelte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. „Jaja schon gut." Sagte Summer und löste ihren Blick von Adrian. „Also. Arran du hast deine Uhr an?" Fragte sie nochmal. Sie kannte die Antwort, sie wollte ihn nur nochmal an die Regel erinnern. „Jaha. In zwei Stunde am Riesenrad." Sagte er mürrisch. Er wollte jetzt los und nicht vor all seinen Freunden eine Ansage seiner Mutter kassieren. „Gut. Ihr bleibt schön zusammen. Klar?" Alle Kinder sahen artig auf. „Machen wir!" Riefen sie wie ein Chor und endlich zog Summer den ersehnten Geldbeutel aus der Tasche. „Hier. Teilt es euch gut ein. Mehr kriegt ihr nicht, auch wenn ihr schon nach dem ersten Stand kein Geld mehr habt." „Danke!" Rief die Kindermeute und Arran unter ihnen. Es war, als hätte man ihm einen Schatz überreicht, als er die 10 Dollar seiner Mutter annahm. Aufregung machte sich in ihm breit. Sie reichte auch dem Rest jeweils einen 10 Dollar Schein. Stellvertretend für ihre Eltern. 10 Dollar. Was er damit alles machen konnte. Beim Süßigkeitenstand eine Megatüte voll Gummibärchen zum Beispiel. Er könnte sie wild zusammenstellen, wie in seinen Kinderträumen. Oder am Schießstand beweisen, wie cool er war. „Na komm endlich Arran!" Befahl Naia und packte seine Hand. Zog ihn mit sich und immer wieder war er davon überrascht, wie viel Kraft sie haben konnte, wenn sie gesund war. „Jaja ich komm ja schon. Wo fangen wir an?" Damit rannten sie los, als hatten sie einen Hindernissparkur zu bewältigen. Sie drückten sich zusammen durch die Menge bis sie bei der Achterbahn rauskamen. Sie alle wollten unbedingt damit fahren, aber schon am Ticketstand blickte sie der fette Kerl gelangweilt an. „Ihr braucht eine Mindestgröße." Damit zeigte er auf einen Aufsteller. Die Blicke der Kinder kreuzten sich, ehe sie sich einer nach dem anderen daneben stellte. Sie waren alle zu klein. „Kommt nächstes Jahr wieder. Die nächsten." Rief er einfach über sie hinweg. „Aber wir sind groß genug! Wir fallen nicht raus!" Sagte Arran mit Nachdruck. Der Mann sah noch einmal auf sie hinab. „Das ist mir egal. Kleiner als das Limit. Keine Fahrt und jetzt Abmarsch." Jacob und Arran wollten dem Kerl eine Standpauke halten, doch Naia zog sie einfach fort. „Los, bevor wir nie damit fahren dürfen. Holen wir uns was Süßes!" So rannten sie weiter und holten sich alle Tüten mit Gummischlangen, die die Zunge bunt färbten. Eilten zu den Schießbuden. Wie immer wurde es ein erbitterter Wettstreit zwischen Arran und Jacob. Immer wieder warfen sie sich Blicke zu. „Ich gewinne den Teddy!" „Nein ich treffe mehr." Es war Kiki, die lachte. „Was wollt ihr denn mit dem Teddy?" „Na gewinnen!" Sagten die Jungs gleichzeitig. Es war ein verrückter Abend, der für die Freunde wie ein Abenteuer war, bis sie schließlich das Ziel ihrer Reise erreichten. Das Riesenrad. „Sollen wir damit fahren?" Fragte Kiki und Naia blickte auf die Preise. „Entweder das oder ein Slushy. Ich wollte wirklich ein Slushy." Stellte sie nachdenklich fest. Die Optionen abwiegend. Auch die anderen dachten darüber nach. Rico blickte alle an. „Aber ein Slushy können wir uns auch beim Laden auf dem Marktplatz holen. Das Riesenrad davon soll man eine mega Aussicht haben. All die bunten Lichter von oben!" Die Gruppe sah sich gespalten an. Arran blickte zu der Schlange des Riesenrades. Sie war voller Pärchen. Urgh. Darauf hatte er gar keine Lust. „Ich geh ein Slushy essen." Sofort strahlte Naia auf. „Ja? Lass uns zusammen gehen!" Fast demonstrativ trat Jacob in die Richtung des Rades. „Also ich fahr das Rad. Macht was ihr wollt." Auch Rico trat zu ihm und schließlich Kiki und Ella ebenfalls. „Tut mir leid." Sagte Kiki, doch Naia winkte einfach ab. „Schon gut. Ich bin ja nicht allein." Sie lächelte in Arrans Richtung und dieser grinste schief zurück. „Dann bis gleich!" Sagte er und die Gruppe teilte sich. Sie sollten sich nicht aufteilen. Doch der Weg zum Slushystand war nicht weit und sie hatten immer gewusst das Adrian und Summer ihnen mit Abstand gefolgt waren. Sie waren zwei Erwachsene. Sie würden sich sicher für die Kinder aufteilen und es war wirklich kein weiter Weg. Vom Stand aus konnte man noch immer die Schlange des Riesenrades sehen. „Danke." Sagte Naia plötzlich und Arran blickte verwirrt zu ihr. „Wofür?" „Das du mitkommst!" „Ach." Er winkte ab und sah noch einmal in die Richtung. „Ich hatte darauf eh keine Lust. Weißt du schon welches Slushy du nimmst." „Weißt du es schon?" Sie sahen einander an. Dann grinsten sie. „3" „2" „1" Zählten sie abwechselnd herunter, ehe sie gleichzeitig ihre Farbe riefen. „Blau!" Sagten sie übereinstimmend und brachen in ein Lachen aus. „Blau also?" Fragte der Mann am Stand und überrascht blickten sie auf. Sie hatten nicht bemerkt, das sie schon an der Reihe waren. Der Mann wirkte nett, als machte es ihm die größte Freude seine Speisen mit den Menschen zu teilen und wenn es auch nur ein Slushy war. „Ja bitte zweimal!" Sagte Naia stolz und der Mann nickte. „Kommt sofort." Naia und Arran laßen die Schilder, ehe sie ihr Geld hervorzogen. Es würde wirklich ihr letztes Geld aufbrauchen. Dann war auch schon wieder Schluss mit dem Abenteuer. „Hier ihr zwei. Genießt es!" Sagte der Mann fröhlich und Arran sah wie Naias Augen leuchteten. Um nicht im Weg zu stehen, liefen sie an den Rand des Standes und blickten sich um. „Und wo essen wir es jetzt?" Es war zu eng wo sie standen und ständig drückte sich jemand an ihnen vorbei. „Ich weiß!" Sagte Naia und mit dem Eis in der einen und seiner Hand in der anderen zog sie ihn durch die Menge bis sie das Geländer zum Fluss erreichten, dort wo sie immer runter kletterten. Zufrieden lehnte sich Naia gegen das Geländer zwischen zwei Büschen. Erst schien Arran zu überlegen, doch dann schloss er sich ihr an. Hier war es tatsächlich etwas ruhiger. Nach der Hitze in der Menge war es angenehm die frische Brise am Fluss zu spüren und sie konnten noch immer das Riesenrad sehen. „Ah es gibt nichts besseres als ein Slushy!" Sagte Naia glücklich und löffelte ihr Eis in sich hinein. Auch Arran aß sein Eis bis Naia wie wild zu zittern begann. „Was? Was ist los?" Fragte er besorgt. Wurde sie wieder krank? Doch statt blass zu werden, begann sie laut zu lachen. „Gehirnfrost!" Sie strahlte breit und Arran seufzte erleichtert aus. „Schling doch das Eis nicht so runter!" Brummte er, als er erkannte wie sinnlos seine Sorge war. Naia lachte noch immer. „Aber das macht Spaß!" „Ehrlich?" „JA probier es mal! Iss ganz schnell ein paar Löffel." Arran blinzelte in ihre Richtung, ehe er den Löffelstrohhalm ins Slushy steckte und kräftig am Strohhalm zog. Er spürte wie eine große Menge des kalten Eises sich in seinem Mund verteilte und als er es runterschluckte, schüttelte es auch ihn. Er hatte kurz das Gefühl als zog sich sein Gehirn zusammen bis es aufhörte und auch er zu Lachen begann. „Du hast recht. Das macht Spaß!" Sie alberten noch eine Weile mit ihren Slushys herum, bis auch schon seine Uhr zu Piepen begann. Es wurde Zeit. „Oh müssen wir schon?" Fragte Naia traurig und er nickte. Sie hatten so viel Spaß gehabt und durften so lange wach bleiben. Jetzt wünschten sie sich der Moment würde niemals Enden und doch setzten sie sich artig in Bewegung.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ