Kapitel 5.1

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Die Zeit strich dahin und schon war es das Ende des Unterrichts. Mit dem Gong sprangen die Schüler regelrecht auf und atmeten erleichtert durch. Jetzt konnten sie endlich all ihre Zeit verbringen, wie auch immer sie wollten. Auch Naia hatte sich aufgerichtet und räumte ihr Zeug zusammen, dann drehte sie sich um und blickte zu ihm zurück. „Willst du wieder mit ins Cafe gekommen?" Fragte sie aufgeschlossen. Sofort hatte Arran das Gefühl sie zu betrügen, trotzdem lächelte er. „Klar. Mam arbeitet eh." Endlich hatte er alles in seinen Rucksack gestopft, ehe er ihn über die Schulter warf. „Lass uns gehen." Noch vor allen anderen und lange vor Jacob schob Arran die Blonde einfach vor sich her aus dem Klassenzimmer. Er hatte Jacobs Blick auf sich gespürt und sicher fragte der Braunhaarige sich, ob Arran kniff. Doch das war nicht was Arran vorhatte. Er würde gehen, doch er würde Naia dort nicht mit reinziehen. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, liefen sie zusammen aus dem Gebäude und schon ein Stück den Weg entlang, als Arran einfach stehen blieb. „Verdammt. Ich hab mein Mäppchen vergessen." Sagte er laut und Naia blickte verwirrt zu ihm. „Hast du?" Sie verzog den Mund, als sie nachdachte. „Ja jetzt fällts mir ein. Ich habs in die Fächer unter dem Tisch. Geh schonmal vor ja? Ich komme gleich." „Aber Arran ich kann doch-" „Nein lauf vor. Bin gleich zurück!" Damit wandte er sich um und rannte zurück. Er befürchtete, das er ihre Schritte hörte, weil sie ihm folgte. Doch sie tat es nicht. So eilte er zur Schule zurück und lief ohne auch nur einen Moment zu zögern dorthin, wohin er Jacob bestellt hatte. Tatsächlich, Arran bog kaum um die Ecke, da konnte er auch schon Jacob und 3 seiner Freunde sehen. Ricardo, Marc und Baxter. Kurz zog ein fieses Grinsen über Arrans Mund. Hatte der Schisser nichtmal den Stolz allein zu kommen? Brauchte er unbedingt jemanden um ihm zu helfen? Arran zögerte trotzdem nicht, sondern lief einfach weiter. Auch Jacob hatte ihn entdeckt und verschränkte die Arme vor der Brust. „rico! Wo ist deine Freundin mh?" Arran lief einfach weiter. Die Hände cool in der Brusttasche vergraben. „Sie hat damit nichts zu tun. Und sie ist nicht reich. Ihr habt sie doch heute morgen bei dem kleinen Cafe gesehen. Dort lebt sie mit ihrer Großmutter. Sie können sich kaum Medizin leisten." Arran lief bis er den vier Jungs direkt gegenüberstand. „Kennst sie ja gut." Sagte Jacob hämisch, doch Arran tat etwas, das Jacob eher provozierte. „Tu ich. Problem damit?" Jacob trat einen Schritt vor. Er war schon davor einen Schritt vor seinen Freunden gewesen und jetzt waren dort nur noch drei Schritte zwischen Jacob und Arran. „Ich hab so einige Probleme mit euch. Du bist ein rico durch und durch. Wenn ihr hier seit, dann nur um euch zu verstecken. Ihr bringt uns in Gefahr." Sagte Jacob überraschend klar und selbst Arran war für einen Moment überrascht. Fühlte sich ertappt, doch dann fing er sich wieder. „Ich bin nicht reich. Ich bin hier, weil wir pleite sind. Meine Mam arbeitet jeden Tag hart." Jacob trat noch einen Schritt näher. „Und dein Vater?" Fragte er provokant. Arran hatte jede Mühe sich zurück zu halten. Er hasste es, wenn sein Vater auch nur durch seine Gedanken blitzte. Niemand sollte ihn erwähnen. Er wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er wollte es anders klären. Er wollte es Naia nachmachen. Er wollte erwachsen reagieren, doch als Jacob seinen Vater ins Spiel brachte, schaltete Arrans Vernunft aus. So trat auch er einen Schritt vor und somit trennte ihn nur noch ein Schritt von Jacob. Wenn sie jetzt die Fäuste hoben, sie könnten sich treffen. „Tust als wärst du was besseres. Nino." Er hatte es nur einmal gehört,, doch so wie Nana es gesagt hatte, hatte er das Gefühl das es richtig abschätzig klang. „Wie viele Latinos sind in Gangs und verkaufen Drogen mh? Oder beschmieren für ihre Gang eine Häuserwand. Verprügeln wen. Soll ich mal rumfragen? Vielleicht dein Bruder, Jacob?" Er klang selbst in seinen Ohren verachtend und er spürte Sekunden später die Konsequenzen seiner Tat, als Jacob den letzten Schritt ging und seine Faust in Arrans Gesicht schlug. Arran wehrte sich nicht. Er ließ sich treffen und mit einem Schlag rückte sein Sichtfeld nach rechts. „Das sagst du nicht nochmal!" Befahl Jacob hart und Arran lachte kurz auf, obwohl seine Backe richtig schmerzte und er Blut in seinem Mund schmeckte. „Halt dich ruhig für was besseres Jacob, aber wir sind gleich. Na los, schlag mich, wenn du dich besser fühlst. Ich werde nicht zurück schlagen." Arran drehte den Kopf und sah Jacob direkt in die Augen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Augenblicke später spürte er die nächsten Schläge. Arran hatte einen Nerv getroffen und er konnte in Jacobs Schlägen eine Wut spüren, die Arrans Worten galt. Dort gab es jemand, dem Jacob wichtig war und der jetzt Teil einer Gang war. Genau das Tat, was Arran so kaltherzig prophezeit hatte. Arran akzeptierte jeden der Schläge ohne sich zu schützen. Es kostete ihn alles, doch er wusste, das das mehr Respekt gewann, als jeden Schlag, den er austeilte. Es tat ihm bereits alles weh, als es ihn auf den Arsch umwarf und die Schläge plötzlich stoppte. Als Arran aufblickte war es Baxter, der Jacob zurückzog. „Jacob es reicht." „Er hat es gewagt!" Brummte Jacob wütend, als würde das alles erklären und es war Ricardo, der ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Willst du ihn deswegen ins Krankenhaus schlagen? Denk an deine Mam." Denk an deine Mam. In diesem Moment wusste Arran, das Jacob das selbe Schicksal teilte wie er. Eine Mutter, die verzweifelt versuchte, ihr Kind von all dem Ärger fern zu halten. Die wollte, das Jacob nicht mehr schlägerte und wie jemand anderes wurde. Jemand, den sie schon verloren hatten, so wie Arran seinen Vater verloren hatte. In diesem Moment wurde Arran klar, das auch Jacob Ärger bekam, wenn er wieder blau geschlagen von einem Kampf zurück kam. Es hätte etwas sein können, das sie teilten und das sie zu Freunden machte, doch diese Option war ihn mit dem gerade verloren gegangen. Irgendwo tat es Arran leid. Hätte er Naias Weg gewählt und nicht provoziert. Hätte es dazu geführt das er Jacob früher verstand und sie Freunde wurden? Arran saß noch immer auf dem Boden, während Jacob und seine Freunde Blicke tauschten. So als teilten sie ihm alle mit, das es wirklich reichte, während er noch mit seiner Wut kämpfte. Arran wischte sich das Blut seiner aufgeplatzten Lippe weg, dann richtete er sich auf. Sofort legte sich Jacobs wütender Blick auf ihn, doch Arran teilte die Wut mit Jacob nicht mehr. Nicht nachdem er diese Verbindung von ihm und Jacob begriffen hatte. Sein Blick war fast schon sanft. „Deine Mam wird sauer, wenn sie hiervon erfährt. Nicht wahr?" Fragte er erkennend und Jacob wollte schon wieder ausholen, als Arran weitersprach. „Ich werd's ihr nicht sagen." Mitten im Schlag stoppte Jacob und starrte Arran überfordert an. Alle Jungs musterten ihn buff, als er sich einfach umdrehte und seinen Rucksack griff. Ihn locker über die Schulter warf und einfach los lief. „Ich würde ja sagen bis morgen, aber es kann sein das ich morgen Hausarrest hab." Mit diesen Wort beendete er einfach die ganze Szene und lief langsam davon. Bereit auch weitere Schläge anzunehmen, doch es kamen keine mehr und die vier Jungs folgten ihm auch nicht.

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWhere stories live. Discover now