Kapitel 24

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Es war eine heiße Sommernacht. Es waren genau diese heißen Nächte, wenn das Viertel sich am liebsten auf dem Platz vor dem Café traf. Für diese Straßenfeste brauchte es keine Anlage. Die Leute spielten einfach auf Gitarren und sangen mit Herzblut mit. Nana hatte die Tische vor dem Cafe zusammengestellt und nun standen dort Essen und Trinken von jedem, der Etwas mitgebracht hatte. Arran und Naias Geburtstag lag hinter ihnen und das Straßenfest vor ihnen. Arran wirkte immer ziemlich genervt, doch tanzen hatte er irgendwann wirklich lieben gelernt. Es gehörte in diesem Viertel einfach dazu. Es war so normal wie atmen. Er tanze fröhlich mit einigen Mädels eng umschlungen. Ihm gefiel die Aufmerksamkeit. Bis er einfach Durst bekam und sich langsam aus der Menge löste. Er lief zu den Tischen und holte sich was zu trinken. Er blickte über die Menge und grinste als er Nana und seine Mam fand. Sie tanzten beide begeistert, wenn auch nicht ganz so übertrieben nah wie er. Sein Blick glitt weiter. Dort waren einige aus seinem Fußball Club. Selbst Rico war hier und schließlich blieben seine Augen an ihr hängen. Naia trug heute ein gelbes Sommerkleid. Ihr Bikini blitzte wie immer oben heraus. Sie war direkt vom Baden gekommen. Die Haare gerade erst getrocknet, verdeckte heute kein Hut ihr fast goldenes Haar. Es war jeden Sommer heller als im Winter. Wie üblich tanze auch sie mit Begeisterung und sang obwohl sie wirklich nicht singen konnte. Doch bei weitem nicht so anschmiegsam, wie die anderen Mädels. Man konnte den Salsa Schritt auch problemlos Seite an Seite tanzen. Für einen Moment musste er schlucken. Dann sah sie plötzlich auf. Sie schien es immer zu spüren, wenn sie jemand beobachtete. Oder spürte sie nur seinen Blick? Als sie ihn erkannte, grinste sie glücklich und winkte ihm. Sie winkte ihn heran und er glitt durch die Menge. "So findest du niemals einen Freund." Sagte er kaum, das er bei ihr ankam. Ihre Mädels kicherten, als sie das hörten. "Das sagen wir ihr auch jedesmal." Naia lief rot an. "Es muss doch nicht jeder so... wie er tanzen." Dabei deutete sie auf Arran, als wäre er das schlimmste Beispiel ever. Naias Mädchen kicherten wieder. "Tanz doch mit uns Arran." Sie schienen Naias Zurückhaltung längst akzeptiert zu haben. So schloss sich Arran dem lockeren tanzen an. Ergriff von einer die Hände und tanzte locker mit ihr. Dann einer anderen. Auch einige seiner Jungs schlossen sich ihm an. Doch Naia blieb noch immer im Hintergrund. Schließlich löste er sich von seiner derzeitigen Tanzpartnerin. Er lief direkt zu Naia und zog sie einfach in die Mitte. "Sei doch nicht immer so ein Schisser." Sagte er tadelnd. "Ich bin kein Schisser." "Oh doch der größte Schisser, den ich kenne." "Und du ein Weiberheld." Sie funkelte ihn kurz böse an, aber ihre Freude zu tanzen gewann und sie strahlte. Allein das brachte ihn zum lächeln, doch als sein Herz plötzlich schneller schlug, war er so überfordert damit, das er frech grinste. "So und jetzt hier." Er übergab sie einfach jemand anderes. Sie sah ihm wieder böse hinterher, doch diesmal blieb sie und tanzte mit dem Jungen. Er hatte es kaum getan als Arran es auch schon bereute. Doch er tat als nahm er es nicht wahr und machte weiter als wäre nichts. Hatte sie ihn nicht einen Moment wütend angeblickt? Hatte sie länger mit ihm tanzen wollen? So unauffällig wie er konnte linste er aus den Augenwinkeln zu ihr, doch sie tanzte mit Rico als wäre es selbstverständlich. Nichts war von diesem bösen Blick zu sehen. Hatte er es sich eingebildet? Für eine Weile tanzte er mit Cas, ehe ihm endgültig die Energie ausging. Wie schon bei Naia, reichte er Cas Hand weiter und schlüpfte aus der Menge heraus und zurück zu den Tischen. Als wäre er ein verdurstender Mensch in der Wüste, exte er die Wasserflasche. Ihm wäre dabei fast seine Capi vom Kopf gerutscht.

Kaum war er fertig, atmete er tief ein und stellte die leere Flasche in den Kasten zurück. Als er jetzt wieder in die Menge blickte, tanzte Naia mit Jacob. Für einen Moment dachte er an die Geburtstagsfeier zurück und seine Hand ballte sich. Warum machte ihn der Anblick wütend? Er schüttelte den Kopf. Er musste zu viel getanzt haben und sein Kopf überhitzte. Ein paar Mädchen kamen zu ihm und strahlten ihn an. „Willst du nochmal mit uns tanzen?" Fragte sie auffordernd. Wie fanden sie ihn nur immer? Er hatte sein Haar doch unter der Capi versteckt. War es seine weiße Haut? Selbst Naias Haut wirkte regelrecht braungebrannt gegen seine helle. Er wirkte mehr wie ein gebräunter Käsekuchen. „Sorry heute nicht mehr. Das nächste mal wieder?" Er schenkte ihnen ein verzauberndes Lächeln, ehe er sich abwandte. Sollte er ihr Tschüss sagen? Wieder wanderten seine Augen zu ihr, doch sie tanzte noch immer fröhlich mit Jacob. Sicher nicht. So unauffällig, wie er konnte, verschwand er die Treppe hoch. Kletterte die Feuerleiter entlang und legte sich auf eine seiner Europaletten-Liegen. Eine Hand unter dem Kopf, die andere locker auf seinem Bauch. Die Beine angewinkelt, sah er zum hellen Sternenhimmel hoch. Hier oben wirkte die Musik ferner und leiser, als gehörte sie zu einer anderen Welt, die er nur am Rande mitbekam. Er starrte in den Himmel hinauf ohne an etwas bestimmtes zu denken, doch dann tauchte eine Erinnerung in seinen Gedanken auf. An eine Nacht vor noch wenigen Wochen, als er mit Naia zusammen in den Himmel geblickt hatte. >Meinst du wir werden im Ausland einen genauso schönen Himmel finden?< Hörte er ihre Stimme in seinem Inneren und er erinnerte sich an das Lächeln auf seinen Lippen. >Solange wir zusammen gehen, habe zumindest ich meinen eigenen Himmel dabei. Oder nicht? Mi Cielo.< Er wusste nicht was, aber etwas daran machte ihn traurig. Was nur? Wieso waren ihm diese Worte jetzt in den Sinn gekommen? Sie waren noch nicht lange zurück. Vielleicht ein paar Wochen, doch es fühlte an, als hätte sich etwas verändert. Was nur? „Oh." Es war ein so einfaches Wort, das ihn aus den Gedanken riss. Er hob den Kopf und dort stand die Jugendliche, die schon seit klein auf seine beste Freundin war. Mit der er aufgewachsen war und mit der er irgendwann zusammen ins Ausland gehen würde. "Ach du bist's." Erkannte er und sah wieder hinauf. "Was denn. Ich dachte dich sieht man heute nicht mehr." Hörte er sie sagen und nebenbei grinsen, als sie sich einfach auf die Liege neben seine legte. "Bei dir klinge ich wirklich wie ein richtiger Gigolo." Brummte er mürrisch. "Bist du ja auch. Du bist der größte Idioto." Er hörte sie kichern. "Idioto? Warum genau macht mich das zum Idioto?" Äffte er sie etwas nach und sie grinste hoch zu den Sternen. "Weil du damit nur andere Idioto anziehst. Irgendwann wirst du erkennen, das die guten Mädchen besser für dich sind." "Du meinst wie deine Freundinnen? Ja mag sein, aber ich such ja auch niemanden." "Du würdest sie jetzt eh nicht finden. Dazu bist du zu blind." Plötzlich richtete er sich auf. "Blind? Naia du schaust zu viele Romanzen. Wehe du fängst wieder an mich verkuppeln zu wollen!" Sie lachte als sie aufstand. "Ist ja schon gut. Ich machs ja nicht. Du bist trotzdem ein Burro." Er funkelte sie wütend an während sie zur Treppe lief. "Warum bin ich jetzt denn ein Burro? Entscheid dich. Burro oder Idioto." "Einmal Burro immer Burro." War alles was sie amüsiert sagte. „Idiota!" Alles was er ihr hinterherrief. Hatte sie es noch gehört? Langsam legte er sich zurück und sah wieder zum Himmel hinauf. Warum war sie hier gewesen? Und warum hatte er so reagiert? Wäre es nicht schöner gewesen wieder zusammen wie damals in den Himmel zu blicken und Pläne zu schmieden? Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Was nur?


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt