Kapitel 48

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Stumm lehnte Arran an der Wand, während Naia nervös vor dem Spiegel stand und sich ein letztes Mal musterte. Er trug wieder sein Muskelshirt und sie hatte den Schlafanzug mittlerweile gegen ein kurzes Kleid ausgetauscht, das perfekt zu ihrem bräunlichen Taut passte. Es war mit bleichen braun, weißen und grünen Mustern überzogen und ein brauner Gürtel betonte ihre enge Taille. Arran kannte das Kleid von ihren Instagram-Stories. Sie trug es gerne, wenn sie Abends weggegangen war. Es wirkte locker, luftig und es stand ihr. Arran wusste nicht, ob er sich freuen sollte, das er sie so sehen durfte oder ob es nicht besser war, wenn seine Männer sie so nicht sahen. Was war der richtige Weg? Er wusste so oft nicht was richtig oder falsch war, wenn es um sie ging. „Und du willst sicher keine Shorts tragen?" Fragte er noch einmal und sie sah energisch auf. „Nein. So fühl ich mich am wohlsten!" Hinter ihr begann es bereits wieder dunkel zu werden und rotes Licht spielte auf ihrer Haut. Su cielo Rojo, erklang es stumm in seinem Kopf. „Du weißt, du triffst keine Freunde auf ein Abendessen?" Fragte er missmutig und für einen Moment wirkte sie noch nervöser. Ängstlicher. Sie begann immer mehr ihr Schicksal zu akzeptieren. Das Zimmer und Leo, der heute bei ihr geblieben war, waren für sie wie ein Safehouse geworden. Die neue Gefahr würde vor der Tür auf sie lauern. Sie hatte dieses Zimmer seit ihrem ungewollten Einzug nicht mehr verlassen. Er hatte es ihr gesagt und es stimmte. Dort draußen waren nur El Lirios und Rojos Cielo hatte seine Runde gemacht. Jeder würde es wissen und niemand würde sich trauen Rojos Wut auf sie zu ziehen, geschweige den einen ‚Gast' von Blanco zu gefährden. „Das weiß ich! Deswegen will ich es anziehen. Ich will mich nicht hinter falschen Klamotten verstecken, die mich nicht widerspiegeln." Arran hob die Hand und hielt sie sich vors Gesicht. „Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt oder besorgt sein sollte." Erkannte er ungläubig. Er sah wie sie gegen ihre Angst ankämpfte und sich endlich vom Spiegel löste. „Beeindruckt." Entschied sie während sie endlich zu ihm trat. Sie tauschten einen letzten, langen Blick. Er war sich unschlüssig. Sie hatte ihn gebeten ihr zu Vertrauen, doch das war nicht so einfach. Dort auf dem Gang würde er nicht seine verletzliche Seite zeigen. Sie würde Rojo sehen. Jener, der nicht mit seinen engsten Vertrauten - Rico und Leo - abhing. Nein, den Rojo, der mit Härte und Kälte bei seinen Männern stand. >Vertrau mir. Bitte.< „Ich bin eher besorgt. Aber gut. Gehen wir." Schweren Herzens wandte er sich von ihr ab. Sogar sein Herz flatterte verdächtig, als er die Tür öffnete und der Gang sich vor ihnen erstreckte. In den Augenwinkeln sah er Naias besorgtes Gesicht. Ihre ängstlichen Augen. Genau das beeindruckte ihn. Naia war nicht einfach nur mutig. Nein sie war stark genug gegen ihre Angst anzukämpfen und Dinge einfach trotzdem zu tun. Auch wenn sie panische Angst davor hatte. Er zögerte nicht länger um es Naia nicht noch schwerer zu machen. Er trat hinaus auf den Gang und sie folgte ihm. Zum ersten Mal sah der Bodyguard tatsächlich auf. Seine Augen legten sich auf die Blonde und mit emotionslosem Gesicht folgte er ihnen einfach, während sie in Richtung der Bar dieses Stockwerkes liefen. Dort hielten sich Arrans Männer die meiste Zeit auf. Schon unterwegs trafen sie auf einige von ihnen. Welche, die gerade aus ihren Zimmern kamen, selbst Richtung Bar liefen, oder von ihr zurück kamen und wo auch immer hin gingen. Sie alle blieben verdutzt und neugierig stehen. Ihre Gesichter sprachen Bände. >Das ist sie! Das ist Rojos Cielo..< Sie alle dachten das gleiche, doch nicht einer öffnete den Mund. Ihr Respekt vor Rojo war zu groß. Naia verunsicherte es trotzdem. Sie machte einen hastigen Schritt nur um in Arrans Schatten zu laufen. Es fehlte nur noch, das sie in sein Tshirt griff. Doch so weit, schaffte sie es wohl, sich zusammen zu reißen. Zwei Männer kamen sogar genau auf sie zu. In ihr eigenes Gespräch vertieft, hielten sie auf sie zu bis sie die Schritte wahrnahmen. Ihre Augen öffneten sich erschrocken und sie wichen sofort an die Gangwand zurück. Machten Rojo, Naia, Leo und dem Bodyguard platz. „Boss." Sagten sie ehrfürchtig. Senkten sogar kurz die Köpfe während ihre Augen unscheinbar zu der Blonden sahen. Sie waren kaum an den Beiden vorbei, als diese ihr Handy zogen. Es würde die Runde machen. Das wusste Arran und genau darauf zielte er ab. Er wollte das so viele wie möglich kamen ohne das er sie extra zusammenrief nur damit sie alle kennen lernten. Das sah ihm nicht ähnlich und es hätte verdächtig gewirkt. Sie erreichten endlich die Hotelbar und ein riesiger Raum mit verglasten Wänden, einem Tresen aus hellem Eichenholz, Stühlen und Bänken mit grauem Stoffbezug und blauer Akzenten tauchte vor ihnen auf. Selbst der Billardtisch mit seinen Spotlights darüber, war mit blauem Stoff überzogen und in dem hellen Holz der restlichen Einrichtung gearbeitet worden. Hinter dem Tresen war eine verspiegelte Wand und Regale auf denen sich die verschiedensten Alkoholflaschen tummelten. Wenn die Zimmer nicht schon verrieten, das sie im Luxus angekommen waren, dann bewies es spätestens diese Bar. Wer hier war, war Teil der Hauptfamilie und trug wie Arran das Tattoo der beschriebenen Fleur de lis. Wer hier war, hatte es bis fast nach ganz oben geschafft und war gleichzeitig ganz unten angekommen. Der Abschaum, der die Entscheidungen traf. Arran hatte den ersten Fuß in die Bar gesetzt. Eben noch hatten die Männer entspannt miteinander geredet. Mit einem Schlag wurden sie totenstill und das einzige Geräusch war die Musik, die aus den Boxen erklang. Blicke legten sich auf die Neuankömmlinge. Arran war diese betretene Stille gewohnt, doch Naia wurde noch unwohler. Jetzt griff sie doch in sein Shirt. Ein Teil in ihm wollte sie vorsichtig trösten, doch das war nicht Rojo. Sie waren hier, damit Naia Rojo erleben konnte und damit Naia seine Männer traf. „Komm." Sagte er scheinbar gleichgültig und setzte sich in Bewegung. Er wusste, das sie getroffen zu Boden blickte, doch dann erklangen ihre Schritte. Bis er mitten im Raum stehen blieb und sie es ihm gleich tat. „Ich will hier eines klarstellen. Das hier ist, wie sagt ihr so schön? Rojos Cielo." Seine Stimme klang bedrohlich während er einem nach dem anderen musterte. Er erkannte Rico unter ihnen. Er wirkte als einziger entspannt. Entspannt, weil er wusste wie er reagieren sollte. Anders als Rojos Männer. Männer, die nicht wussten wie sie mit Naia umgehen sollten oder mit der Situation, in die sie einfach so hineingeschlittert waren. Sie wussten das ein falsches Wort oder eine falsche Bewegung Konsequenzen mit sich ziehen würde. Als Arran alle gemustert hatte, sah er zu Naia hinab. „Ich will das ihr mir jetzt gut zuhört. Sie steht unter meinem und unter Blancos Schutz. Der Erste, der sie schlecht behandelt wird feststellen, ob sie mich weich macht." Er wusste das er jetzt Härte zeigen musste. Das Naia Rojo sehen musste. Das er diesmal nicht die gute Entscheidung treffen durfte. „Was soll sie dann hier." Rutschte es einem der Männer heraus. Innerlich hatte er befürchtet das der eine oder andere überlegte diese Chance der Schwäche zu nutzen. Vielleicht an Rojos Kopf und Position wollte. Es waren seine Männer, doch er traute ihnen keinen Meter weit. Binnen Sekunden zog er seine Waffe, während er vortrat und dem Kerl am Kragen packte. Er sah die Überraschung in dessen Gesicht. Das Naia hier war, blendete er aus. Er schob auch die Szene am Friedhof von sich fort. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, setzte er dem Kerl die Knarre auf den Oberschenkel und drückte ab. Der Knall füllte für einen Moment eine Stille, die von Unglauben erfüllt war. Mehrere hatten sich wohl gefragt, ob Rojo unnahbar bleiben würde. Gerüchte hatten sich verstreut, ob man ihn noch ernst nehmen konnte. Das wusste Arran. Er hatte die Blicke gespürt und das Verstummen wahrgenommen, wenn er sich zwei Flüsternden näherte. Das nächste was die Stille brach, war der Aufschrei des Angeschossenen. Doch Arran zeigte keine Gnade. Er drückte ihn einfach in seinen Sitz zurück und sah auf. „A-" Es war Naia einfach herausgerutscht, doch er sah scharf zu ihr zurück. „Sei still." Dann sah er wieder zu seinen Männern. Drückte dem Kerl unter sich die Waffe in das Loch. Der Kerl stöhnte auf, doch er presste die Lippen zusammen so gut er konnte. Er hatte begriffen. Ein falsches Wort und Rojo würde nicht zögern zu schießen. Er würde nicht zögern jemanden zu töten, ob das Mädchen nun hier war oder nicht. Als hätte Arran genug von dem Insekt, drückte er den Kerl noch etwas tiefer ins Polster, ehe er ihn los ließ und in den Raum blickte. „Ihr versteht mich? Sie ist hier. Sie gehört zu mir. Ihr werdet sie gut behandeln, oder ihr lernt mich kennen." Es war das Klatschen von Händen, das die Stille brach. Arran ließ endgültig von seinem Opfer ab und sah zurück. Brook stand am Eingang und klatschte amüsiert in die Hände. „Da ist dein Himmel hier und du machst dir persönlich die Hände schmutzig. Nette Show Rojo. Nette Show." Langsam trat Brook ein. In seinen Augen war kein Zweifel, oder Angst. Er strotzte nur so von Selbstbewusstsein. „Aber jetzt sieh dir deinen Himmel an. Sie sieht nicht gut aus. Willst du ihr nicht zur Seite stehen?" Er wirkte wie eine Schlange, die sich langsam um den Hals schlängelte und drohte einen zu erwürgen. Während Arran zu Brook sah, trugen zwei den Verletzten an den Schultern stützend aus dem Raum. Arran kümmerte es nicht. Er hatte seinen Standpunkt bereits klar gemacht. Brook trat auf Naia zu, als wollte er sie trösten. Instinktiv griff Arran nach Naias Hand und zog sie hinter sich. Er spürte wie sich ihre Muskeln erschrocken verkrampften, doch er ignorierte es so gut es ging. Wenn sie sicher sein sollte, hatte er keine andere Wahl gehabt. „Ich hab es dir schon einmal gesagt. Komm ihr zu Nahe.." Er hob die Waffe einfach an und zielte genau auf Brooks Herz. Dieser blieb mit erhobenen Händen stehen. „Aber Rojo. Ich wollte ihr nur beistehen. Weißt du ich habe ein Herz. Dein Himmel, er hat Angst vor dir. Ich wollte sie nur trösten." Brooks Stimme triefte herablassend. Hämisch. Nichts was er meinte, war ernst gemeint. Doch er hatte Arrans wunden Punkt getroffen. Naia hatte Angst vor ihm und nach dieser Aktion sicher noch mehr als davor. Am Friedhof hatte er einfach versucht sie zu verteidigen. Das jetzt, war nicht mehr gewesen als seinen Standpunkt klar machen. Er hätte seinem Opfer einfach eine verpassen können, es hätte das selbe bewirkt. Aber irgendwie auch wieder nicht. „Komm ihr zu Nahe und ich komme deinem Cielo zu nahe. Wie war noch gleich der Name? Achja Z-" Mit einem Schlag wurde Brooks Gesicht hasserfüllt. Er zog seine Pistole und machte einige Schritte auf Arran zu. „Du hälst deine verdammte Fresse!" „Und du dich von Naia fern." Ihre Blicke kreuzten sich. Arran hatte es schon lange gewusst. Er hatte es herausgefunden und für sich behalten. Er wusste irgendwann war ein guter Moment dafür. Jetzt war er gekommen. „Sag den Namen und ich durchlöchere deine Bitch bis nichtmal du sie wiedererkennst." Brooks Gesicht hatte etwas wahnsinniges angenommen.



Sein roter Himmel - Su Cielo RojoTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon