Kapitel 15

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Es war ein ruhiger Abend zusammen und es wurde bereits dunkel, als Arran und Summer sich verabschiedeten. Ihr Weg war nicht weit und Summer blickte sanft zu ihrem Sohn herunter. „Das war nett von dir." Sagte sie plötzlich und er blickte verwirrt auf. „Was denn?" „Na das mit dem Lolli." Sofort war es Arran peinlich und er blickte fort. Sagte kein Wort dazu und so konnte er nicht sehen, wie ein Lächeln ihr Gesicht erfüllte. Stolz sah er fort, bis ein lautes Gespräch die Stille brach. Summers Augen weiteten sich und sie zog ihren Sohn in ihre Arme. „..Bitte hermanos! Bruder!" Jetzt weiteten sich auch Arrans Augen. Das war Jacobs Stimme. Jacob hatte einen Bruder? Dachte er überrascht, während Summer sich nicht rühte. Zu besorgt, das sie in Schwierigkeiten geraten konnte, wenn sie zu hören war. Doch Arran wehrte sich, bis sie ihn los lassen musste. „Arran bitte." Zischte sie leise, doch er eilte bis zur Ecke und blickte in die Gasse. Brauchte Jacob Hilfe? Nicht das er den Kerl mochte, aber er wollte ihn auch nicht im Stich lassen. „Verschwinde! Ich hab gesagt ihr seit Geschichte für mich!" Rief der ältere Junge. Er musste ungefähr 15 sein und er war deutlich größer als sein Bruder. „Leo, Mam weint jeden Abend." Jacob trat einen Schritt vor, doch Leo schuckte ihn einfach fort von sich. Jacob wollte zu seinem Bruder zurück, doch da zog Leo einfach eine Schusswaffe und hielt sie Jacob ins Gesicht. Mit einem Schlag erstarrte der Junge und stierte mit riesigen Augen in den Lauf der Waffe. Man konnte zusehen, wie für Jacob ein Weltbild in sich zusammenbrach. Doch Leo beließ es nicht dabei. Er trat vor und packte seinen Bruder am Kragen um ihn in die Luft zu zerren. „Wenn du mir noch einmal zu Nahe kommst, dann schieß ich. Verstanden?" Jacob sagte kein Wort. „ICH HAB GEFRAGT, OB DU VERSTANDEN HAST?!" Brüllte Leo plötzlich und mit einem Zittern begann Jacob weinend zu nicken, dann schleuderte Leo ihn einfach fort und gegen die Häuserwand. Jacob blieb dort einfach liegen, als hätte ihn jede Kraft im Körper verlassen. Arran wollte losstürmen, doch es war seine Mutter, die ihn von hinten packte und ihm den Mund zuhielt. Zuhielt bis Leo verschwunden war, erst da schaffte es Arran, sich loszureißen. Ohne zu zögern, rannte er in die Gasse hinein und zu Jacob. Dieser blickte nicht einmal auf. Augenblicke verstrichen in denen sie einfach nur voreinander standen, bis Summer näher trat. „Junge, geht es dir gut? Tut dir was weh?" Sie wollte Jacob berühren, doch er schlug die Hand heulend fort. „Geht weg!" Schluchzte er. „Was ist?" Rief Jacob wütend und sah zu Arran hoch. „Lach schon!" Dort waren Bilder in Arrans Kopf. Von der Hand, die die Liege hinabhing. Eine Szene, die sein Leben für immer verändert hatten. Und dort quoll Wut in Arran hoch. Ohne das er Leo kannte, war er wütend und plötzlich hielt er Jacob die Hand hin. „Er hat dich nicht verdient." Sagte er mit Überzeugung. Das war es immer gewesen, was er seinem Vater gerne mit auf den Weg mitgegeben hätte. Er hatte seine Familie nicht verdient gehabt, so wie Leo es nicht verdient hatte von seinem Bruder geliebt zu werden. Jacob schlug die Hand einfach aus. „Was weißt du schon mh?! Blancos verstehen das nicht! DU verstehst das nicht. Lass mich in Ruhe!" Arran hatte seine Mutter für den Moment vergessen. „Mein Vater war wie dein Bruder. Wir waren es. Reich. Aber nur wegen meinem Vater. Dann haben ihn Leute einer anderen Gang getötet. Jetzt sind wir es nicht mehr. Er ist Tod und deswegen weiß ich es jetzt. Sie haben uns Beide nicht verdient." Er hielt Jacob die Hand wieder hin, weil es ihn nicht störte das Jacob sie das erste mal ausgeschlagen hatte. Ruhig wartete er, während es in Jacob arbeitete. Arran konnte sehen, wie sich neue Tränen in dessen Augen sammelten. Wie er zitterte. Wie die Worte in ihm widerhallten und etwas bewirkten, bis er tatsächlich die Hand ergriff und Arran ihn hoch zog. „Lass uns anders sein Jacob. Lass uns bessere Entscheidungen treffen. Besser als sie." Sie sahen einander an, während Summer still wartete. Noch nie hatten die beiden Jungs einen so ehrlichen Moment geteilt. Noch nie ohne zu Streiten geredet. Arran lachte nicht über Jacobs Tränen, denn er wusste, wie bitter sie schmeckten und Jacob offenbarte seine Verletzlichkeit. Sie standen einfach da, während das Mondlicht langsam die Stadt erhellte. „Mam können wir Jacob Heim bringen?" Fragte der rothaarige Junge und sah auf und seine Mutter wirkte Stolz, als sie nickte. „Natürlich. Wo wohnst du denn?" Fragte sie an den Braunhaarigen gerichtet. „Ich komm alleine klar." Sagte dieser stur und mit einem mal erinnerte sich Arran an Worte, die auch ihn prägten. „Wir sollten zusammen gehen. Denn zusammen hat man weniger Angst." „Ich hab keine Angst." Sagte Jacob erst stur, doch es arbeitete in der Stille, die darauf folgte, wieder in ihm bis er in eine Richtung blickte. „Nicht weit von hier. In dem Wohnblock neben eurem." Arran blinzelte überrascht. „Warte, du weißt wo ich wohn?" Fragte er buff und Jacob zeigte endlich den Hauch von einem Lächeln und nickte. „Ich hab dich jeden Morgen gesehen, wie du Naia abholst. Du bist vor mir los. Ich habs vom Fenster aus gesehen." Es war Summer, die beiden einen Hand auf den Kopf legte. „Na dann meine Großen. Lasst uns gehen, bevor es gefährlich auf den Straßen wird." Beide sahen auf und dann wieder zueinander, ehe sie ihren ersten Schritt Richtung Zuhause machten. „Wenn du das jemandem in der Schule erzählst, verprügel ich dich." Brummte Jacob, doch Arran ließ sich davon nicht provozieren. „Das würde ich niemals. Du wolltest nur das Richtige tun." Jacob warf Arran einem verstohlenen Blick zu. „Und dein Vater war auch..." Fing er an und Arran nickte. „Ja." Da Summer hinter ihm ging, konnte er nicht ihren traurigen Ausdruck auf dem Gesicht sehen. „Du bist gar nicht so blanco wie ich dachte, Arran." Jacob hatte diesen Namen schon tausende Male im Fußballtraining benutzt, doch noch nie hatte er ihn ohne Provokation gesagt. In diesem Moment in der Gasse hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. „Nicht mehr." Arran grinste Jacob zu und dieser schmunzelte. „Und wie geht es Naia?" Fragte er nun aufgeschlossen und Arran verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Natürlich hatte es sich in der Klasse herumgesprochen. Die halbe Klasse war am Fluss dabei gewesen und der Zusammenbruch hatte sich wie ein Lauffeuer im ganzen Viertel verbreitet. „Sie hustet viel und ist heiß, aber sie sieht besser aus als gestern." Es war kein langer Weg zurück, doch die Beiden versanken richtig in ihrem Gespräch. Arran erzählte vom Altersheim und Jacob lachte darüber. Dann stellten sie fest, das sie Beide gerne Animes sahen. Sie hatten Jacobs Tür erreicht, als sie gerade über Digimon redeten. „Na Jungs. Jetzt ist aber mal gut. Die Türen sind dünn. Man hört euch. Außerdem wartet deine Mutter sicher schon." Jacob sah auf, ehe er nickte und zur Tür ging. Er zog seinen Schlüssel hervor, als Arran ein letztes Mal vortrat. „Deine Backe. Sag ihnen morgen das wir uns geschlägert haben." Jacob sah überrascht zurück und Arran grinste breit, ehe er zu seiner Mam blickte. „Komm Mam. Ich verhungere." Summer seufzte. „Willst du Jacob nicht tschüss sagen?" „Hab ich doch." Cool wie er es in einem Anime gesehen hatte, lief er los nur um den Rücken zugewandt die Hand zu heben. Eine Faust, nach hoben gehalten und ohne hinzusehen, wusste er, das Jacob verstand. Damit ging es nun auch endlich für Arran nach Hause. Es war wirklich ein langer Tag gewesen.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWhere stories live. Discover now