Kapitel 6.1

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Zu seinem Leidwesen folgte er schon wenig später seiner Mam durch die Gänge. Er starrte vor sich hin, wie das beleidigte Kind, das er auch war. In seinen Augen hatte er das hier nicht verdient. Immerhin hatte er nicht zugeschlagen und diesen dämlichen Jacob nicht verpetzt. Trotzdem musste er jetzt mit in jedes Zimmer reinlaufen. Seine Mam war gerade für den Essensdienst zuständig und reichte jedem Bewohner des Heimes ein Mittagstablett. Arrans Aufgabe war es seiner Mam aus dem hinteren Fach Apfel und Jogurt vorzureichen. „Vielen Dank kleiner Mann!" Sagte eine Frau dankbar, als Arran ihr den Jogurt reichte. „Weißt du. Das hilft mir und meinem Darm." Too much Information, schoss es Arran durch den Kopf. Er wollte wirklich nicht wissen, wer hier alles Verstopfung hatte und doch durfte er sich das bei jedem einzelnen immer wieder anhören. Tausende nannten ihn kleiner Mann, obwohl er immer noch der Meinung war, das er nicht klein war. Manche schimpften laut und warfen das Essen weg, das er ihnen gerade erst gereicht hatte. Die meisten alten Menschen waren nett, doch einige waren leider das Gegenteil davon und er wusste, warum die Angehörigen sich nicht um diese kümmern wollten. „Guten Tag, Mrs Fernández!" Sagte Summer freundlich, als sie ein Einzelzimmer erreichte. Mrs Fernández war einer der Letzten, die ihr Essen bekam. Dafür hatte sie ein Zimmer ganz für sich. Es gab nicht viele davon in diesem Heim. „Ah Summer und Arran. Da geht mein Herz auf. Ich hab mich seit vorhin darauf gefreut." Sagte die alte Dame fröhlich. Sah dabei lächelnd auf, obwohl sie gerade in ein Gespräch vertieft gewesen war. Ein Mann saß auf einem Stuhl an ihrem Bett und hielt eine ihrer Hände. Doch jetzt ließ er sie los nur um sich umzudrehen und aufzustehen. Auch er lächelte und teilte die warmen, aufgeschlossenen Augen seiner Mutter. Arran hätte darauf gewettet, das das ihr Sohn war. „Guten Tag." Arran musterte den Mann misstrauisch, während Summer vortrat und ihm die Hand hinhielt. „Guten Tag, Olivier. Schön das du wieder hier bist. Wir stören nur kurz." Sie beugte sich leicht herunter. „Ihr Sohn." Flüsterte sie ihrem eigenen Sohn zu und dieser rollte mit den Augen. Das war ihm doch schon längst klar. Dafür kassierte er direkt einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf. „Au." „Es heißt doch, kleine Schläge auf den Hinterkopf fördern das Denkvermögen." Es war Olivier, der daraufhin mit tiefer Stimme zu Lachen begann. „Hat er immer noch zu viel Temperament?" Gott genau deswegen hasste es Arran mit ins Altersheim zu müssen. Und das würde die ganze Woche jetzt so gehen. Vielleicht sollte er Jacob doch verpetzen.. „Er strotzt regelrecht davon." Sagte Summer lächelnd, während sie das Tablett für Mrs Fernández hervorzog. Sie warf Arran einen Blick zu und dieser fischte missgelaunt Apfel und Jogurt heraus. „Warum kommt er dann nichtmal zu mir ins Fußballtraining?" Fragte der Mann aufgeschlossen und sowohl Summer als auch Arran sahen überrascht auf. Olivier hob sogar einen Finger um die Wichtigkeit zu unterstreichen. „Es wird ihm gut tun. Gerade Jungs müssen einfach mal ein wenig Dampf ablassen und Fußball hilft ihnen dabei. Was sagst du Arran? Hättest du mal Lust auf ein Probetraining?" Fußball? Das gehörte nicht gerade zu etwas, das ihn interessierte. Außer seinen Animes hatte er nicht gerade für viel etwas übrig. Summer hob ihre Hand und legte sie auf Arrans Kopf. „Ich fürchte das werden wir uns nicht leisten können." Gestand die Rothaarige endlich und Herr Fernández lächelte sofort. „Macht euch darum keine Sorgen. Wir haben noch für jeden, der Sport liebt, eine Lösung gefunden." „Aber ich liebe Sport nicht." Brummte Arran und Summer hob ihre Hand um sie sich vors Gesicht zu halten. Sie wandte sich schon wieder um, um Arran an sein Benehmen zu erinnern, da grinste Olivier. „Hast du schonmal Fußball gespielt?" Fragte er freundlich und Summer stoppte um ihren Sohn zu beobachten. Die Blicke legten sich auf Arran. Dieser verzog das Gesicht. „Nein." Gab er trotzig zurück. Es interessierte ihn wirklich nicht und seine Mam hatte es auch ohne Extrakosten schwer genug. Es war die alte Dame, die sanft drein blickte. „Wenn es dir gefällt Junge, werde ich für dein Training zahlen. Ich sehe dich gerne, Arran. Aber lieber ohne die ganzen Pflaster." Arran verzog das Gesicht, als Summers Hand wieder auf seinem Kopf landete. „Das können wir nicht annehmen. Das sind zu viele Umstände." Arran ballte die Hand, ehe er wütend aufblickte. „Verplant nicht mein Leben! Ich will kein Fußball spielen." Damit wandte er sich einfach um und verließ das Zimmer. Draußen verschränkte er die Arme und blickte finster drein. Er kam sich selbst unhöflich vor. Die Leute hatten ihm nur helfen wollen, doch es war eh schon schwer für seine Mutter. Er hob den Kopf verwirrt, als Summer nach 5 Minuten noch immer nicht aus dem Zimmer kam.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWhere stories live. Discover now