Kapitel 49

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Es war Arrans Stuhl, der über den Boden kratzte, der sie alle aufhorchen ließ. Für einen Moment hoben alle den Blick. Sie fragten sich, was jetzt passieren würde. Selbst Arran überlegte, wie er Naia sagte, das sie nun folgen musste. Nicht, das er sie nicht hier lassen konnte. Es ging um den Beweis, das sie zu ihm gehörte. Wenn sie irgendwann alleine hier her kam, würde sie gehen können wann sie wollte. Doch er musste jetzt Dominanz beweisen. Naia verstand. Obwohl ihr Blick stumpf vom Alkohol wirkte, legte sie den Kö weg. „Danke für das schöne Spiel." Sie lief einfach los und die Menge ebnete ihr einen Weg, bis sie vor Arran stand. Er sah kurz zu ihr herab, doch es war wie er befürchtet hatte. Sie sah nicht hoch zu ihm. Er tat, als merkte er es nicht und wandte sich ab. Er ging ohne eine Erklärung oder einen Abschied. Kaum hatten seine Füße die Schwelle zum Gang erreicht, war es als konnte man einen ganzen Raum erleichtert ausatmen hören. So war es wenn man zum Boss wurde. Wo man davor noch entspannt zwischen den anderen gesessen hatte, dort blieb man plötzlich allein zurück. So war es seltsam, das ihm nun jemand folgte, der nicht Rico oder Leo hieß. Sie liefen den Gang zurück zum Zimmer. Naia ein Stück hinter ihm und noch ein Stück dahinter der Bodyguard. Es war ruhig auf dem Gang. Sie waren alleine, während sie schweigend Naias Zimmer erreichten. Noch immer wusste Arran nicht, wie er reagieren sollte. Sollte er trotzdem dort hinein gehen? Ein Teil hatte Angst davor. Er wollte die Verachtung und Angst vor ihm nicht sehen, doch er wollte mit ihr reden. Er wollte die Chance es ihr zu erklären. Er hätte es davor sollen, doch davor hatte er noch mehr Angst gehabt. So öffnete er einfach ihre Tür und trat ein, als wäre das selbstverständlich und Naia zögerte nicht. Sie folgte ihm weiter, bis sie Beide im Raum standen. Arran war unschlüssig bei der Couch stehen geblieben, während Naia die Tür schloss und mit gesenktem Blick zum Bett lief. Davor stehen blieb, als wurde sie langsam zur Salzsäule. Arran hatte gedacht in der Bar hatte es angespannt gewirkt, doch das war nichts gegen das Gefühl, das er jetzt empfand. „Naia." Brach er endlich das unerträgliche Schweigen, das gleichzeitig auch seine Zuflucht gewesen war. Sie wandte sich ihm nicht zu. Schien einfach auf die Bettdecke zu starren. „Es tut mir leid. Das alles." „Ich weiß." Antwortete sie ihm mit belegter Stimme. Er schluckte. Das war schlimmer, als hasserfüllt angebrüllt zu werden. „Wenn ich nicht gehandelt hätte, sie hätten mich für schwach gehalten." Es klang wie ein erbärmlicher Versuch eine so brutale Situation zu rechtfertigen. Vorhin noch hatte es logisch für ihn gewirkt, jetzt wirkte es einfach nur feige. „Der.. Kerl.. ist er jetzt..?" Sie stockte. Ihr Hand begann wieder zu zittern. Brachte hervor was der Alkohol vorhin für sie ertränkt hatte. Ihre Angst vor ihm. Ihre Angst vor Rojo. „Er lebt. Ich hab an der Beinschlagader vorbei geschossen." Es klang wie ein schwacher Trost. Um seine Position zu retten, hatte er dem erst besten Opfer eine Kugel durchs Bein gejagt. Es war ein Durchschuss an allem wichtigen vorbei gewesen. Das wusste Arran. Das er es wusste, selbst dafür schämte er sich in diesem Moment. Das er genau wusste, wie er schießen musste um maximalen Schmerz mit minimalem Schaden zu erreichen. Naia nickte auf seine Erklärung hin leicht und unscheinbar, als tat sie es gar nicht. Es brach Arran so sehr das Herz, das er nicht mal wusste wo er anfangen sollte zu erklären. Er hatte nicht mehr das Gefühl es rechtfertigen zu können. „Wird das.. jetzt.. immer so laufen?" Sie sprach so abgehakt. So verloren. Kurz zuckte sein Körper in ihre Richtung, doch sie zog den Kopf ein, als sie seinen Schritt hörte und er stoppte. „Nein. Sie haben verstanden. Solange ich keine weitere Schwäche zeige, werden sie nichts dummes tun." Er erklärte es, als ginge es um eine Matheformel im Unterricht. Er merkte nicht einmal, wie abgestumpft er das sagte. „Rojo." Sagte sie plötzlich, als redete sie mit einer völlig anderen Person. „Wie viele Menschen hat Rojo getötet?" Er hörte die Frage und sofort senkte er den Blick. Das grausame an dieser Frage war nicht die Zahl, der er sich stellen musste, sondern die Realität, das er es nicht wusste. „Nein. Arran. Wie viele hast du getötet." Sein Name ließ ihn aufblicken. Sie sah auf und direkt in seine Augen. Es schnürte ihm die Kehle zu und er wünschte sich, sie würde nicht zu ihm sehen. Erst wollte sie es Rojo zuschieben. Als wäre Rojo und er zwei völlig verschiedene Menschen, doch dann hatte sie ihn angesprochen. Es mit Arran in Verbindung gebracht. Er ertrug ihren Blick nicht und trotzdem hielt er ihm stand. Er sah ihre Hoffnung, das es wenige waren und ihre Gewissheit, das es so nicht sein konnte. Seine Gefühle waren zu viel für ihn bis er hämisch auflachte. „Ändert das irgendetwas daran zu was ich geworden bin? Als ob es nur drei Tote besser machen würden?" Es war ein Selbstschutz, der in ihm einsetzte bevor er bewusst darüber nachdachte. Er erwartete Entsetzen, doch ihr Blick wurde völlig anders. Sie wurde traurig. Sehr traurig. Mit tränenden Augen sah sie ihn an und er lachte verächtlich auf. Dort war ein großer Teil in ihm der jedes Wort zurückhalten wollte. Der so nicht mit ihr reden wollte, doch er war wie Brook. Es war als wäre er von ihr und seinen Gefühlen in die Enge gedrängt und er hatte nur noch einen Ausweg um mit alle dem klar zu kommen. Es nicht an sich heran zu lassen. Die Bedeutung herunter zu spielen. „Das bin ich Naia. Ich bin der Kerl, der jemanden für meine eigenen Ziele eiskalt ins Bein schießt." Er sprach weiter, während eine ihrer Tränen zu Boden tropfte. „Ich tue noch ganz andere Dinge. Nichts an mir ist es wert gewesen zu warten und jetzt hängst du hier fest. Du hättest gehen sollen. Du hättest Milestone verlassen sollen!" Er klang anklagend und ein Teil von ihm fühlte genau das. Sie hätte gehen sollen. Er machte ihr dafür Vorwürfe. Ein anderer Teil fragte sich, ob er gerade den Verstand verlor. Wie von sinnen trat er näher zu ihr heran. Packte ihre Oberarme, als wollte er sie durchschütteln. „Das hier ist ein Fehler. Ich bin ein Fehler!" „Du weinst." Sagte sie traurig, als sehe sie ein tragisches Unglück. Es waren zwei so unscheinbare Worte und plötzlich stoppte er in seinem Wahn. Er ließ sie los und berührte seine Wange, nur um dort wirklich etwas nasses zu spüren. Er tat was? Er konnte weinen? „Du kannst auch nicht schlafen." Fügte sie noch hinzu. Ihr Blick löste sich von ihm und sie sah zum Sofa herüber, als lege er dort. „Und du nimmst Drogen um mit allem klar zu kommen. So wie du den Gin Tonic getrunken hast." Sie wusste es? Wann und woher? Er hatte nichts genommen, während sie in der Nähe war. Wie hatte sie? „All die Jahre.. Du hast so gelitten Arran. Und das alles für uns? Für Nana und mich... Das war es nicht wert. Ich bin das nicht wert Arran. Bitte. Ich sehe, wie dich das alles zerstört. Vergiss mich. Vergiss Milestone und mich und geh. Verschwinde aus diesem Hotel. Renn aus der Stadt. Renn weg. Nichts ist wertvoller als dein eigenes Leben Arran. Du hast genug getan. Lass mich jetzt dich beschützen. Den Teil, der gerade weint. Geh und lass mich als Ablenkung zurück." Er zog sie einfach in seine Arme und drückte sie fest an sich. Es war als gab es ihm halt, während er hilflos in die Tiefe fiel. „Nein. Niemals. Auch ich kann egoistisch sein. Wenn ich das tun würde. Wie soll ich vor mir dann noch den Weg rechtfertigen, denn ich gewählt habe. Dann war alles grundlos. All die Drogen, das Morden, die Träume in denen mich die Toten verfolgen. All die Einsamkeit. Wenn ich dich zurücklasse, war alles sinnlos." „Dann lass mich Teil deiner Welt bleiben. So wie heute. Du hast es verdient, das ich wenigstens das ertrage. Wenigstens das für dich tue, nach allem, was du für mich getan hast. Ich bin geblieben, statt dich zu retten. Ich habe zugelassen, das das hier aus dir wird. Es in Kauf genommen." Sein Griff um sie wurde schwächer, als er einfach auf die Knie sank, als hätte er gerade Vergebung erfahren. Sie folgte ihm auf die Knie nur um sein Gesicht mit ihren Händen zu berühren. Sanft ihre Hände auf seine Wangen legte und ihn dazu brachte zu ihr zu blicken. „Arran du wurdest zu Rojo um das zu schützen was dir wichtig ist. Lass mich der Himmel werden um dich zu beschützen. Rojos Himmel. Su cielo rojo. Sein roter Himmel." Er sah sie an. Geläutert von all dem Wahn mit dem er seine Gefühle verschleiern wollte. Für einen Moment lächelte er sogar traurig. „Naia. Ich sehe die Angst in deinen Augen." Er sah es wirklich. Auch wenn sie so tapfer und zuversichtlich klang. Sie hatte Angst vor ihm. Sie fürchtete sich vor ihm und sie wollte nicht bleiben. „Ich habe Angst und das vorhin.. war grausam. Aber du hast es trotzdem verdient. Du hast verdient, das auch ich mich verändere. Das ich Rojos Himmel werde. Ein Himmel, der mit alle dem klar kommt. Der erträgt was Rojo tut. Was du tust. Arran." Er sah sie sprachlos an, ehe sich wieder dieses traurige Lächeln formte. Ein Himmel, der ertrug war Rojo tat und ihn liebte. Es war ein so schönes Bild, das zugleich so traurig wäre. Was würde von Naia übrig bleiben, wenn sie es werden würde? „Das würde dich zerstören." Erkannte er endlich und sie lächelte schwach zurück. „Spielt das jetzt noch eine Rolle?" Fragte sie und ihre Augen lösten sich von seinen nur um den Raum entlang zu blicken. Ein vielsagender Blick, der die Umgebung betonte. „Jetzt bin ich hier und es gibt kein zurück mehr. Es gibt keinen Grund nicht Rojos Cielo zu werden." Ihr Blick kehrte zu ihm zurück, während er die Augen schloss und seine Stirn gegen ihre lehnte. Einfach ihren Worten lauschte. „Du hast es selbst gesagt. Wenn ich dich zurück lasse, dann war alles sinnlos. Das gilt auch für mich. Wenn ich hier jetzt einfach nur in Mitleid versinke, dann war all das warten und bleiben wirklich sinnlos." Er wusste das er sich darüber nicht freuen sollte, das sie Rojos Cielo werden wollte. Das sie ein Mensch werden wollte, der ertrug was Rojo tat. Nein was er tat. Was Arran tat für das was ihm wichtig war. Doch es freute ihn. Er hatte immer Rico und später auch Leo an seiner Seite gehabt, doch in diesem Moment hatte er das erste mal das Gefühl wieder glücklich zu sein. Ein Gefühl, dessen Abwesenheit er nichtmal gespürt hatte, bis es jetzt zurück war und ihm klar machte, was ihm all die Zeit so gefehlt hatte. Er wusste oder besser ahnte, welche Folgen das für Naia haben würde. Es würde sie verändern und das nicht im guten. Wenn er jemals vor Gott trat und in der Hölle landete würde ihm Nana dafür hassen. Dafür das er mi cielo nicht hatte retten können. Doch in diesem Moment war er egoistisch. Er wollte das, weil er es brauchte. Und das hieß nicht, das er nicht weiter versuchen würde sie zu retten. Auch wenn dann die Frage im Raum stand, ob sie nach ihrer Flucht wirklich noch immer Rojos Cielo werden wollte. Es hieß einfach nur, das er den Moment genoss, sie an seiner Seite zu wissen.

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWhere stories live. Discover now