Kapitel 77

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Es war soweit. Die kugelsicheren Westen waren anzogen. Die Waffen am ganzen Körper verteilt. Die Funkgeräte und die dazugehörigen Kopfhörer angebracht. Ein letztes Mal testete jemand, ob sie auch alle zu hören waren, dann nickte er und Juan sah auf. „Also. Ich habe nicht viele Worte. Ihr kennt alle den Plan. Wir teilen uns wie geplant auf und bringen uns in Stellung. Rojo, pass auf meine Männer auf." Arran sah auf mit einem ernsten Gesicht, als wäre er wirklich wieder ganz Rojo. Er wusste das er heute wieder so sein musste. Ohne Gnade, egal welche Schuld er sich dafür aufhalste. „Ich kann nichts versprechen, aber ich bringe sie nicht grundlos in Gefahr." Juan nickte, dann sah er einen nach dem anderen in diesem Raum an. „Wenn hier jemand zurücktreten will, das ist der Moment. Sobald wir durch diese Tür treten, erwarte ich vollsten Gehorsam. Keine Spielchen. Wer sich nicht an den Plan und die Befehle hält, wird zurück gelassen." Auch Arran sah über den Raum, doch er sah eine ungebrochene Entschlossenheit in allen Gesichtern. Auch Juan musste zu dem selben Schluss kommen, denn er nickte. „Gut." Ein letztes Mal hob Arran den Blick und sah zur Treppe herüber. Naia stand dort. Die Hände auf dem Handlauf. Ihr Blick voller Sorge. Er schenkte ihr ein letztes Lächeln. Er wollte nicht gehen, als wäre das ein Abschied und scheinbar wollte Naia das auch nicht. Sie setzte ein Lächeln auf und besah ihn mit Liebe in den Augen. „Ich komme wieder." Sprach er mit Überzeugung und sie nickte. „Ich weiß." Sie tauschten diesen letzten Blick, ehe er noch einmal zu Ethan sah. „Ich verlasse mich auf dich." Auch Ethan nickte. Der Kahlkopf sah angespannt aus und Arran ahnte, das wohl auch er gerne mitgekommen wäre. Das er seinen Boss Juan nicht alleine gehen lassen wollte, doch er blieb an Naias Seite. „Abmarsch!" Befahl Juan mit harter Stimme und ein jeder setzte sich in Bewegung. Selbst Arran. Er wandte Ethan und Naia den Rücken zu und sofort war sein Blick wieder konzentriert. Sie liefen hinaus und Fahrzeuge erwarteten sie. Heimlich in den letzten Tagen hergeschafft. Wieder waren es einfache, als gehörten sie sonst jemanden und nicht einer kampfbereiten Einheit. Sie alle hatten Hoodies über ihre Ausrüstung gezogen. Niemand sollte ihnen Beachtung schenken. So setzten sie sich wie eingeteilt in ihre Wägen und fuhren los. Einer nach dem anderen mit etwas Abstand zueinander. Arran und seine Jungs würden die Letzten sein. Arran störte sich nicht daran. Wenn alles wie erhofft stattfand, spielte es keine Rolle. Sie alle gingen davon aus das der Kampf nicht vor Anbruch der Dunkelheit beginnen würde und gerade war es früh am Morgen. Der Tag war erst angebrochen und die Luft noch frisch von einer sternenklaren Nacht. Eine Stille hatte sich über die 4 Freunde gelegt. Nicht einmal das Radio lief. So saßen sie wortlos da, den Blick immer auf die Uhr bis ihre Zeit gekommen war. Arran startete den Motor und fuhr los. Jeder Meter knirschte das Auto über den Schotterweg. Es ruckelte als wären sie in einem 4D Kino gelandet, bei dem die Sitze mit wackelten. Es war ein seltsam befremdlichen Gefühl, das es wieder losgehen würde und gleichzeitig ein so vertrautes. Ein Nervenkitzel, der einen Schauer durch ihre Körper jagte. Wenn alles gut ging, der Letzte, den sie erleben würden. Erst begleitete sie die Felswand den Weg hinab, dann die Bäume des Waldes und schließlich die Häuser der Stadt. Die Straßen waren voller Autos mit Menschen, die ihr Leben lebten ohne zu wissen, das ihre Stadt bald eine andere sein könnte. Sie ahnten, das etwas vor sich ging, doch keiner von ihnen wusste, das heute der Tag der Tage war. Es war seltsam für Arran, als sie dem Stadtkern näher kamen. In Milestones Herz fuhren und schon in einiger Entfernung das Hotel vor ihnen emporstieg. Über ihnen thronte wie eine mächtige Burg, doch sie bogen ab. Näherten sich dem Hotel noch nicht. Stattdessen führte sie ihr Weg zu einem Parkhaus. Sie parkten und als sie das Parkdeck entlangschritten, sahen sie mehrere bekannte Autos. Ihre Verbündeten waren bereits hier, doch Arran würde sie nicht sehen bevor es losging. Sie hatten sich rings ums Hotel verteilt und so würden es auch Arran und seine Freunde tun. Erst als sie das kleine gemietete Appartment erreichten, von dem aus sie den Eingang zum Hotel sahen. Erst da blickte Rico auf. „Ich hätte niemals gedacht, das ich das Hotel irgendwann mal überfallen würde." Worte, die ein Grinsen auf Arrans ernste Miene zauberten. „Das hätte ich auch nicht." Arran hatte einen Platz direkt am Fenster bezogen. Rico und Leo hatten ein Sofa an eine Wand geschoben und warteten dort. Rascal saß auf einem Stuhl, der eigentlich zu einem Schreibtisch gehörte. Im Grunde könnte es losgehen, doch sie mussten sich Gedulden. Auch wenn Rico versuchte die Stimmung zu heben, sie waren alle ruhiger als sonst. In ihre eigenen Gedanken versunken. Stunden zogen dahin, während Arran die Leute auf der Straße beobachtete. Menschen, die Ameisengleich hin und her wuselten. Irgendwelche Ziele verfolgten ohne einen bestimmten Eindruck zu hinterlassen. Auf die Entfernung konnte Arran nicht einmal Gesichter erkennen und er fragte sich, wie viele seiner baldigen Gegner er dort wohl vorbeilaufen sah, ohne es zu bemerken. Zeit verstrich so quälend langsam und gleichzeitig so rasend schnell. Die Sonne wanderte über den Himmel hinweg und färbte ihn langsam, aber sicher, rot. Dann wurde der Himmel gelblich mit einem Hauch von Rosa. Die Silhouetten der Häuser wirkten schwarz im Anblick des Sonnenuntergangs, bis das letzte Licht der Sonne verschwand und dafür die vielen tausend Lichter der Stadt erstrahlten, als wäre die Stadt zu einem Sternenmeer geworden. Während ihr eigenes Zimmer dunkel blieb, leuchteten auch im Hotel Lichter auf. Dort war tatsächlich irgendjemand. Sie waren nicht gründlos hier. Es war eine erdrückende Bestätigung dafür, das es bald losgehen würde. Fenster des Hotels waren geöffnet. Sicher beobachtete man die Umgebung. Dann hörte Arran etwas, auf das er den ganzen Tag gewartet hatte. Ein Schuss durchbrach die Stille der Nacht. Ein Schatten im Hotel brach in sich zusammen. Es wurden mehr Schüsse. Scharfschützen hatten sich auf den Häuserdächern verteilt. Beschossen die Wachen. Ein Alarm sprang dröhnend an und jeder Mensch, der jetzt noch auf den Straßen war, rannte panisch davon, während schwarzgekleidete Männer auf das Hotel zustürmten. Teils mit Wägen regelrecht in die Glasfront hineinkrachten. Glas splitterte. Mehr und mehr Schüsse erklangen und das Geräusch Verwunderter mischte sich darunter. Es hatte begonnen.

Sein roter Himmel - Su Cielo RojoTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang