Kapitel 27

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Tagen zogen wie Sekunden dahin und mit jedem Moment akzeptierte Arran mehr, das er nun einen Freund weniger hatte. Wie schon nach dem Tod von Cas Dad, oder dem Tod seines eigenen Vaters. Das Leben ging weiter und so saß Arran wie üblich auf dem Sofa, während er immer wieder zur Uhr blickte. Wann wollte diese dumme Gans denn endlich mal fertig sein? "Arran, du weißt. Ihr müsst gut aufeinander acht geben. Und achtet auf euer Geld." Ermahnte ihn Summer und er seufzte. "Ja Mam. Ich bin 16 keine 10." Er war längst fertig. Hatte sich Jeans, Tshirt und Hemd übergeworfen und die Haare gerichtet. Alles was noch fehlte war Naia. Genervt stand er auf und lief zur Badtür. Ein weißes Band hang am Griff und er klopfte genervt gegen das Holz. "Sag mal. Was treibst du da drin? Bist du mal langsam fertig? Wir wollten die anderen vor 20 Minuten treffen!" Brummte er durch die Tür und von der Küche her kam Nanas Lachen. "Niemand kommt pünktlich!" "Nana, das hat sie eindeutig von dir." Sogar seine Mam lachte, während Nana Eier in eine Schüssel schlug. "Oh als ich noch in eurem Alter war..." Erinnrete sich Nana, doch weiter kam sie nicht, da drückte sich endlich der Griff hinab und Naia öffnete die Tür. Plötzlich stand sie vor ihm und für einen Moment blieb ihm die Luft weg. Er starrte sie an, als sah er sie zum ersten mal. Sie hatte ein Kleid angezogen, wie so viele schon davor und doch war dieses anderst. Weiblicher als er es von ihr kannte. Es war kein lockeres Sommerkleidchen unter dem ihr Bikini durchscheinte. Es war schick als wollte sie auf eine Hochzeit. Weiß mit nach unten vermehrenden blauen Blüten. Ihr Haar hatte sie aufwändig mit Klammern hochgebunden. Nur einzelne Strähnen fielen hier und dort herunter. Sie trug sogar etwas Make up. "Was schaust du so? Siehts so schlimm aus?" Sie wollte schon wieder abdrehen, als er nach ihrer Hand griff und sie fortzog. "Los jetzt. Das geht so. Aber ehrlich ein Kleid? Auf einem Rummel?" Er sah nochmal zurück, doch wieder blieb ihm für einen Moment der Atem weg. Völlig verwirrt ließ er ihre Hand wieder los. Was war nur mit ihm? Sie grinste breit und wandte sich um, nur um ihr Kleid zu lupfen. Arran fluchte. "Naia! Lass den scheiß!" Doch statt ihrem Unterhöschen kam eine hautfarbene kurze Shorts zum Vorschein. "Sehr witzig." Erkannte er und das ganze Haus begann zu Lachen. "Mehr erhofft Nino?" Fragte Nana und Arran wandte sich einfach ab. "Ich erwarte gar nichts und jetzt komm endlich du dumme Gans. Wir kommen zu spät." "Ist ja gut. Der Rummel rennt doch nicht weg." "Aber unsere Freunde!" Brummte Arran und stiefelte mit schnellen Schritten voraus. Naia hatte regelrecht mühe ihm zu folgen. Sie würden die üblichen Verdächtigen sein. Naias Mädels und seine Freunde aus dem Fußballclub. Als sie den Treffpunkt erreichten, blickten alle auf. Sie waren wie immer die Letzten. "Da seit ihr ja endlich. Wo wart ihr so lange?" Naia hob sofort die Hände und sah alle entschuldigend an. "Sorry. Ich hab wirklich versucht pünktlich zu sein. Aber Arran." "Oh nein das schiebst du nicht mir in die Schuhe!" Brummte er und alle begannen zu lachen. "Ihr zwei seit wie ein altes Ehepaar." Stellte die Gruppe einstimmig fest und beide schnaubten. "In Hundert Jahren nicht." Sie liefen kaum los, da war Naia unter ihren Mädels. Sie tuschelten irgendetwas und kicherten während die Jungs hinter ihnen liefen. Wie üblich lief der Captain des Fußballclubs an Arran Seite. Jacob. Vor allem nach Ricos verschwinden waren sie nun wohl die engsten Freunde. Arran dachte sich nichts bei Jacobs Anwesenheit bis dieser ihn auffällig lang anstarrte. "Sag mal. Arran. Naia und du. Ihr zwei seit doch zusammen aufgewachsen. Sie hat doch noch keinen Freund oder?" Arran, der gerade trinken wollte, prustete fast das Wasser wieder aus. "Was?" "Na Naia. Sie ist doch noch Single oder? Oder.. ich meine.. ihr zwei seit doch kein .. Paar oder?" "Was? Nein! Ganz sicher nicht. Du weißt gar nicht wie anstrengend sie ist!" Sagte Arran sofort und sein Kumpel Jacob lächelte sofort. "Und du hättest nichts dagegen, wenn ich sie kennen lerne?" "Dagegen? Was bin ich? Ihr Vater, den du um Erlaubnis fragen musst? Ist doch ihre Entscheidung und nicht meine." Jacob grinste. "Cool danke!" Damit löste er sich von Arran nur um schnurstracks zu Naia zu gehen und ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Arran zog die Augenbrauen hoch. Wenn der mal wüsste, was er sich da antat. Er schüttelte den Kopf und redete mit seinen Jungs und kurz darauf vermischte sich die Gruppe ganz. Arran war noch immer beliebt bei den Mädchen und so hing er die meiste Zeit mit seinem kleinen Fanclub ab. Kiki, Ella und Cas. Sie redeten und alberten herum. Doch er hatte es versprochen und so warf er immer mal wieder einen Blick zu ihr herüber. Sie lachte und wirkte als hatte sie Spaß. >Ich meine ihr seit doch nicht...< Plötzlich hob sie den Blick und sah zu ihm zurück. In dem Moment als Jacob irgendwo anders hinblickte, blickte sie zu Arran und lächelte ihm zu. Sie hob die Hand und formte den Kreis. Alles in Ordnung. Er lächelte ihr zurück und hob ebenfalls die Hand. "Was tust du da Arran?" Fragte Kiki verblüfft und sofort zog er die Hand zurück. "Ach nichts. Na kommt. Wir wollten doch noch zu diesem Fahrgeschäft." Die Zeit raste dahin und ehe Arran sich versah, war es bereits spät. Sie hatten ein Fahrgeschäft nach dem anderen unsicher gemacht. Manche sogar zwei oder dreimal. Die Fressbuden abgeklappert und an den Schießständen ihr Glück versucht. Jetzt fehlte nur noch eines. Das Riesenrad. Die anderen standen bereits in der Schlange, doch er hatte darauf absolut keine Lust. Er hatte seine Hände wieder in der Hosentasche vergraben und beobachtete alle stumm. Jacob klebte regelrecht an Naia. Irgendetwas störte ihn daran und so sah er einfach fort. Das ging ihn nun wirklich nichts an. Er wollte ja gehen, doch er hatte versprochen auf sie aufzupassen also starrte er Löcher in die Luft, bis ihr Gesicht plötzlich eines davon füllte. Er erschrak regelrecht. "Sag doch einfach, wenn du gehen willst Idioto." Sagte sie und grinste ihm ins Gesicht. Dort war es wieder. Der Moment, als sein Atem für einen kurzen Moment stockte. Dann sah er einfach fort. "Was ist los. Du standest jetzt 15 Minuten in der Schlange für das Riesenrad." "Ja und dann hab ich gesehen das ein Grießkram hier Trübsal bläst." "Und dann kommst du auch noch her? Die denken eh schon alle wir wären ein altes Ehepaar. Vorhin hat mich Jacob um die Erlaubnis gebeten dich daten zu können. Du bist nicht hübsch. Du solltest die Chance ergreifen." Sie verpasste ihm eine, ehe sie sich neben ihn fallen ließ und zum Riesenrad blickte. "Es hat wirklich Spaß gemacht mit Jacob zu reden. Aber." Sie stockte und endlich löste er den Blick von der Ferne und sah zu ihr. War ihr Gesicht rot? Doch da blickte sie plötzlich weg. Das musste die Beleuchtung gewesen sein. "Aber er ist leider kein Sexy Werewolf. Unter Sexy Werewolf bin ich raus." Sie lachte auf und sah wieder zu ihm mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht. "Na los. Es ist kein echter Rummel, wenn wir nicht bei dem Stand von Louis waren und das blaue Slushy hatten." Sie sprang auf und griff nach seiner Hand um ihm aufzuziehen und er ließ sich hochziehen. "Wie lange willst du das noch machen?" Fragte er ungläubig. Sie machten das schon, seit sie das erste mal mit 10 zusammen auf dem Rummel waren. Damals hatten sie mit ihrer Größe und ihrem Geld nicht mehr machen können als die Geräte zu bewundern und das Slushy zu essen. Jetzt waren sie 16 und hatten genug Geld um sich auf dem Rummel nach Herzenslust auszutoben. Und Naia genoss es. Sie zerrte ihn bis zu dem Stand und der Mann strahlte sofort auf, als er sie erkannte. "Da sind ja meine zwei Stammgäste. Ich hatte euch schon vermisst. Das blaue?" Fragte er sofort und Arran konnte sehen wie Naia richtig aufstrahlte. "Ja das blaue! Zweimal!" Kaum hatte sie es, drückte sie ihm eines in die Hand, ehe sie hastig einen Löffel nahm und sich schüttelte. "So kalt." "Iss nicht wieder so schnell. Du kriegst nur wieder Kopfschmerzen." "Vergiss deinen eigenen Rat nicht. Du kriegst auch immer Kopfschmerzen." Mit ihren Slushies bewaffnet liefen sie zusammen zum Geländer des Flusses. Dort bei der Bank mit den Büschen drum herum und einem bereits überfüllten Mülleimer. Wie es ihre Tradition wollte, lehnten die Beiden sich ans Geländer und aßen ihr Eis. Für einen Moment brauchten sie nichts sagen. Für einen Moment genossen sie einfach das kalte Kühl und die bunten Lichter des Rummels. Ihre Freunde waren mittlerweile in mehreren der Gondeln verteilt und winkten ihnen zu. Als sie es bemerkten hoben sie die Hand und winkten ihren Freunden zurück. Doch ihre Freunde würden noch eine Weile brauchen und so wendeten sie irgendwann den Blick wieder auf das geschäftige Treiben. Die vielen Menschen, die unbekannt an ihnen vorbeihuschten. Kinder, die auf Süßigkeiten zeigten. Ein Mann der Hotdog aß. Viele Menschen, die ohne Bedeutung und die doch den Moment perfekt machten. "Ich bin froh, wie es gekommen ist." Sagte Naia plötzlich und Arran sah verwirrt zu ihr. "Was denn?" "Na, das ich mit Nana nach dem Tod meiner Eltern hier hergezogen bin. Das wir in die selbe Klasse gekommen sind. Auf die selbe Schule gehen. All unsere Freunde hier haben. Hier ist es nicht immer sicher, aber hier ist mein Zuhause. Unser Zuhause." "Wo kommt das denn plötzlich her?" Fragte er verwirrt, doch ein Lächeln verriet ihn. Das er das selbe dachte. Das es ihn freute was er hörte. Ihr Grinsen wurde noch wärmer. "Ach nicht so wichtig." Sie sah wieder zu den Lichtern und stopfte sich ein großes Stück Slushy in den Mund. Sofort konnte er sehen wie sie zu zittern begann und es ihren ganzen Körper durchschüttelte. Gehirnfrost. Mal wieder. Doch statt es ihr unter die Nase zu reiben, lächelte er, ehe er auch fort blickte. "Wir sollten das machen bis wir alt und schrumpelig sind." "Was denn?" "Na das Eis. Wir sollten immer wenn wir es schaffen hierher kommen und das Eis zusammen essen." Kurz konnte er endlich mal auf ihrem Gesicht Überraschung sehen, dann nickte sie. "Einverstanden." Für einen Moment sahen sie sich in die Augen, als gab es dort noch etwas anderes. Es verlor sich, als Kikis Kopf zwischen ihren Gesichtern auftauchte. "Da seit ihr ja, ihr zwei Langweiler!" Rief Kiki lachend und die Gruppe schloss sich ihnen wieder an. Sie grinsten sich noch einmal zu, ehe sie mit den anderen weiterzogen.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWhere stories live. Discover now