Kapitel 17

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Wenig später standen sie vor dem Riesenrad. Summer und Adrian standen bereits dort und lächelten, als sie die zwei Freunde sahen. „Na Spaß gehabt?" Summer fragte nichtmal wo die anderen waren. Adrian und sie wussten es. Kurz hob Arran den Blick und sah seine restlichen Freunde in einer Gondel, die sich gerade auf den Weg nach unten bewegte. „Ja! Mega viel Spaß!" Rief Naia glücklich, während Arran noch immer zur Gondel blickte. „Schau sie winken uns!" Erkannte er und die drei anderen wandten sich ebenso um. Sie winkten zurück und warteten bis alle endlich aus dem Riesenrad kamen. Das Rad war wirklich langsam. Als ihre Freunde mit den anderen Fahrgästen aus der Attraktion herausgeschwemmt wurden, sah Arran wieder tausende von Pärchen und er musste sich das erneute Urgh echt verkneifen. „Ihr habt was verpasst!" Sagte Rico laut und die anderen nickten wild, während Arran mit der Schulter zuckte. „Ihr habt auch was verpasste." Sagte er gleichgültig. Kurz funkelte Jacob ihn böse an, aber dann klatschte Summer mit den Händen. „Na los. Es wird langsam Zeit für euch heim zu kommen." Ihre Augen wanderten zu Adrian, der zustimmend nickte. „Stimmt. Kiki, Ella, Rico. Sagt ihnen Tschüss." Die zwei Dreiergruppen blickten sich kurz traurig an, ehe sie wieder zu winken begannen. Naia strahlte. „Bis morgen!" „Bis Morgen!" Es waren einige Umarmungen später, ehe sich ihre ursprüngliche Gruppe aus Summer, Jacob, Naia und Arran wieder auf den Heimweg machte. Obwohl sie alle wussten, das Summer sie immer gesehen hatte, erzählten sie ihr den ganzen Weg zurück was sie erlebt hatten. Naia war die erste, die sie absetzten. Nana hatte kaum die Tür geöffnete, als sie auch schon glücklich rief. „Mi Cielo! Du bist wieder da. Perfecto! Todo bien?" Fragte sie und Naia nickte eifrig. „Todo bien!" Antwortete sie überzeugt. Schließlich sah Josefa auf und senkte leicht den Kopf zum Dank. „Gracias belleza!" Sagte die alte Frau und Summer lächelte. „Kein Problem. Aber wir gehen mal weiter. Hier müssen noch zwei andere ins Bett." „Wir sind keine 9 mehr!" Sagten Arran und Jacob gleichzeitig und Summer und Nana lachten. „Aber 10. Das reicht um jetzt ins Bett zu müssen." Wenig später, waren sie auch im Wohnblock von Jacobs Familie. Seine Mam öffnete die Tür und wirkte erleichtert. „War er artig?" Fragte sie sofort und Jacob blickte beleidigt drein. „Ich bin immer artig." „Achja?" Sie warfen sich Blicke zu, doch Summer lächelte wieder. „Sie waren artig. Vielleicht hatten sie etwas viel Zucker, aber das ahnten wir ja." Jacobs Mutter löste den Blick von ihrem Sohn und lachte. „Ja das stimmt. Mal sehen, ob wir sie überhaupt ins Bett kriegen." „Ich bin nicht müde." Brummte Jacob. „Vergiss nicht, wenn ich dich gehen lasse, gehst du artig ins Bett." Arran musste sich ein Grinsen unterdrücken, doch Jacob bemerkte es trotzdem. „Halt ja die Klappe." „Jacob!" Sagte seine Mutter scharf. Sofort huschte Jacob in die kleine Wohnung. „Bis morgen!" „Bis morgen!"

Endlich ging es auch für Summer und Arran heim. Sie hatten es nicht weit. Ihr Wohnblock lag gleich neben Jacobs. „Mam ich will nächstes Jahr wieder auf den Rummel!" Sagte Arran mit Nachdruck. „Soso willst du das." Erwiderte Summer ruhig. Sie hatten gerade ihr Stockwerk erreicht, als Summer der Schlüssel aus der Hand fiel, den sie schon gehalten hatte. „Bleib hier!" Sagte sie ungewohnt hart, dann eilte sie los. Selbst Arran sah die offene Wohnungstür und es erinnerte ihn wieder an seinen Vater. Mit großen Augen wartete er darauf das eine Leiche aus der Wohnung getragen wurde. Er begann leicht zu zittern, als er seine Mam schluchzen hörte. „Nein. Bitte nicht." Wie von selbst setzte er sich in Bewegung. Lief zur offenen Tür. Nahm all seinen Mut zusammen und blickte hinein. Summer stand in mitten eines Trümmerhaufens, das einmal ihre Wohnung gewesen war. Die halbe Einrichtung fehlte, die andere war zerbrochen. Der Fernseher war weg, überall lag ihre Kleidung herum. Töpfe und Pfannen, die nicht mehr auf der Küchenzeile trockneten. Nach dem bleichen Gesicht seiner Mutter, die sprachlos vor sich hin starrte, musste ihre Wohnung damals genauso ausgesehen haben. Selbst das Sofa war zerstört. Die Kissen aufgeschlitzt als hätte man darin etwas gesucht. Summer sah aus als wollte sie eigentlich einfach nur in eine Ecke und heulen. Trotzdem kehrten ihre Mutterinstinkte zu ihr zurück. „Arran. Raus. Los." „Aber Mama was ist hier passiert?" Wollte er wissen, doch ihr Blick wurde streng. Streng und hart. „Raus." „Aber.." Ihr Blick wurde finster und so drehte Arran ab und stellte sich raus auf den Gang. „Es ist alles weg." Hörte er seine Mutter flüstern. Während Summer irgendetwas in der Wohnung hin und her räumte, fragte er sich wo er schlafen sollte. In der Wohnung war nichts mehr auf dem anderen. Und was wohl weg war? Arran war schlau genug um diese Frage nicht zu stellen. Er ahnte es. Seine Mutter hatte immer den Notgroschen in der Spüle versteckt gehabt. Davon zahlte sie die Miete. Niemand hier traute den Banken. Sie hätte ihnen wohl trauen sollen. Konnten sie so überhaupt noch die Miete zahlen? Weiter hier leben? Wollte er das? Alles in ihm sträubte sich davor noch einmal dort hinein zu gehen. Es löste wieder diese Hilflosigkeit in ihm hervor. Ein Gefühl, das ihn seit damals quälte. Es gab nichts das er weniger ertrug als Hilflosigkeit. Er konnte weder seiner aufgebrachten Mutter noch sonst jemandem helfen. Er stand einfach nur unnütz in der Gegend herum. Er hörte, wie sie das Telefon wieder einsteckte und die Polizei rief. Er sah die blauen Lichter. Er hasste blaue Lichter seit jenem Tag. Seit damals. Ihm wurde fast schlecht als das Polizeiauto direkt vor ihrem Wohnblock hielt. Jeder musste den Lärm hören. Jeder in diesem Wohnblock musste ahnen, das dort irgendetwas vor sich ging. Doch niemand. Nicht eine Person öffnete seine Tür und sah nach ihnen. Erst als die Polizei ihr Stockwerk erreichte und mit seiner Mutter sprachen, schwärmten sie wie Fliegen aus ihrer Wohnung. Verrenkten ihre Köpfe um irgendetwas zu sehen. Herauszufinden was passiert war. Arran verachtete sie alle. Nur Schaulustige. Nicht ein wahrer Freund. Er war so davon abgelenkt, das er nicht hörte was seine Mutter mit der Polizei besprach. Was er hörte war, wie die Polizei heraustrat und die anderen Bewohner befragten. Doch es war wie immer. „Nein tut mir leid. Wir haben nichts mitbekommen." Nichts mitbekommen? Arran konnte hören, wenn seine junge Nachbarin ständig Männerbesuch hatte, aber niemand wollte dieses Trümmerfeld gehört haben? Er ballte wütend die Fäuste. Das alles machte ihn wütend. Wütend zu sein war besser als hilflos zu sein. „Ihr seit alle FALSCH!" Rief er laut. „Arran!" Zischte seine Mutter streng. „Stimmt doch! Ihr habt es gehört!" Brüllte er in betretene Gesichter hinein. Gesichter, die sagten ja haben wir. Selbst die Polizei wirkte, als wisse sie das sie belogen wurden. Doch niemand wollte etwas tun. „Ihr-" Weiter kam er nicht. Bevor er noch mehr Sachen sagen konnte, die er nicht bereuen würde, erklomm eine völlig außer Atem geratene alte Dame das Stockwerk. Nana. „Mi nino, mi belleza!" Sagte sie aufgebracht. Arran wusste nicht wie, auch wenn ihr erscheinen bewies, das jeder im ganzen Viertel schon von dem Raub erfahren hatte. Doch eines zeigte es Arran. Nana war wirklich um sie besorgt. Sie eilte erst zu ihm und sah ihn an, ehe sie Summer in ihre Arme schloss. „Mi belleza. Geht es euch gut?" Fragte sie besorgt und Summer nickte fahrig. Sie war völlig überfordert mit der Situation. Aber Nana war es wohl nicht. Wie eine Löwin, die ihre Kinder beschützen wollte, funkelte sie all den Nachbarn in die Augen. All den elenden Schaulustigen. „Burros!" Rief sie laut. „Schämen. Ihr solltet euch alle schämen. Dios. Gott wäre enttäuscht von euch. Desaparece! Verschwindet! Pronto!" Als hätte Nana ihnen allen eine geklatscht, rissen sie den Kopf zurück und verschwanden schlagartig in ihre Wohnungen. Von einem Moment auf den anderen wurde es ruhig um sie und Arran war dankbar. Es nahm ihm seine Wut, zu sehen, das es auch Nana aufregte. Das diese sanfte, ruhige Dame so aus sich fahren konnte. Er fühlte sich verstanden von ihr, während Nana Summer noch einmal drückte, ehe sie in die Wohnung blickte. „Oh Dios!" Sie murmelte irgendwelche spanischen Worte vor sich hin, die Arran einfach nicht verstand. Auch seine Mutter schien irritiert. Verloren sah sie ebenfalls in die Wohnung in die Arran nicht mehr blicken sollte. Langsam war er dankbar dafür. Der Anblick war ihm noch immer ins Gedächtnis gebrannt. „Mi belleza. Ihr kommt zu uns!" Sagte Nana entschieden und kam aus der Wohnung zurück. „Paquete... Pack. Wir finden eine Lösung." Sagte Nana entschlossen und legte ihre Hände an Summers Oberarme. Arran konnte Tränen in den Augen seiner Mutter sehen. „Todo bien. Alles wird gut!" Sagte Nana noch einmal und Summer trat einfach vor um sie zu umarmen. „Josefa. Danke!" „No no! Das ist selbstverständlich!"


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