Kapitel 69

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Ein letztes Mal blickte Arran zu Naia herab. Lächelte ihr zu und sie wirkte nicht im Geringsten zufrieden mit dieser Entscheidung, doch schließlich nickte sie. Trat zurück und ließ Arran ziehen. Als sich seine Augen von ihr lösten, wurde sein Blick wieder entschlossen. „Kommt mit." Sprach Arran befehlerisch und lief los. „So viel zu, wenn ihr wollt." Sagte Rico amüsiert, doch er folgte Arran ohne einen Moment zu zögern. Auch Leo, Rascal und Naia liefen los. Herüber zu Juan und dem Zimmer. Als wollte Juan sich vergewissern nicht in der Unterzahl zu sein, traten einige Männer an seine Seite. Ethan war einer von ihnen und wieder verspürte Arran den Drang ihm so richtig eine zu zimmern, doch er unterdrückte sein Verlangen. Juan öffnete die Tür und betrat den Raum und sie alle folgten ihm. Wenig später hatten sie sich alle in dem Raum verteilt. Es war eine seltsame Stimmung voll Argwohn und Unsicherheit. Für Rico und Co waren sie in einem fremden Stützpunkt und eindeutig in der Unterzahl. Für Juan Fremde, die er nicht einschätzen konnte. Die er duldete, weil er sie brauchte, aber nicht weil er sie wollte. „Also. Du willst wissen, was wir über Blanco wissen. Wo er sein könnte und wann er zum Gegenschlag ausholt." Fasste Arran zusammen was er für den Grund dieses Meetings hielt und wenn er ehrlich war, auch er wollte es wissen. Ihre vage Idee eines Planes baute darauf, das sie Blanco und Tomás angriffen, wenn die Beiden mit einander abgelenkt waren. Dazu mussten sie eines in Erfahrung bringen. Wann war das. Wie viel Zeit blieb ihnen einen genaueren Plan auszuarbeiten. Für Arran war auch die Frage, wie viel Zeit würde er bekommen um sich zu erholen und Kräfte zu sammeln. Naia würde sich noch mehr Sorgen machen, wenn er übermüdet zu diesem Kampf aufbrechen musste. „Genau." Bestätigte Juan. „Wir wissen, das Muro im Hotel ist und das Tomás Blanco damit aus seinem Versteck locken will. Du warst überzeugt, Blanco wird kommen. Aber wir können nicht einfach nur hoffen, das wir diesen Moment zufällig richtig erraten. Wenn wir unsere Chance verspielen, weil wir sie verpassen. Unser Ziel könnte unerreichbar werden." Arra nickte zustimmend. Sein Blick war ernst geworden. „Und nur weil ihre Männer sich bekriegen, heißt das noch lange nicht, das wir sie dort finden." Auch Juan nickte mit seinem Kopf. Wirkte genauso ernst und konzentriert wie es Arran war. „Wir brauchen also einen Spitzel bei Blanco um herauszufinden was er plant?" Automatisch wanderten ihre Blicke zu Rascal und dieser blickte schief drein. „Sehr witzig. Ich geh da sicher nicht rein. Ich bin längst aufgeflogen und man wird mich löchern, wo ich die zwei Wochen war." Rico klopfte dem Braunhaarigen einfach auf den Rücken. „Entspann dich. Wir schicken dich nicht in deinen Tod. Wir brauchen jemanden, der bereits dort ist." Arran wirkte nachdenklich, während er auf eine einzelne Stelle im Raum blickte. „Und es kann keiner meiner Männer sein. Sicher behält Blanco sie im Auge und wir wissen nicht, wem von ihnen wir wirklich trauen können." Juan verfolgte ihre Überlegungen ruhig. „Also bräuchtet ihr jemanden dort, bei dem Blanco niemals rechnen würde, das ihr euch bei ihm meldet und er müsste trotzdem gewillt sein euch zu helfen?" Fragte er zusammenfassend. „Das wäre dann wohl Brook. Aber er würde lieber sterben als dir zu helfen." Erkannte Rico regelrecht amüsiert. Brook? Dachte Arran noch immer in seine Gedanken vertieft. „Nicht unbedingt." Alle Augen richteten sich auf Arran, als er diese Worte sagte. „Vielleicht würde er mit mir reden, so wie der General mit mir geredet hat. Aber es wäre eine Gratwanderung. Ein falsches Wort. Ein falscher Vorschlag und Brook verrät uns an Blanco." Entschieden fast fassungslos trat Rascal vor. „Warte der Kerl, der dich hasst? Du willst deinen Erzfeind bei Lirio von unserem Plan erzählen? Ohne den Überraschungsmoment haben wir keine Chance. Wir sind zu wenige." Juans Augen verengten sich. „Du sagtest er könnte mit dir reden wollen. Was meintest du damit?" Arrans Augen wanderte von der unbedeutenden Stelle am Boden zu Juan herüber. „Das ich seine Schwachstelle kenne. Außerdem wissen wir nicht, ob Blanco weiß, das ich Tomás entkommen bin. Was denkst du Juan. Würde Tomás das verbreiten lassen?" Juan löste sich von seinem Platz und lief nachdenklich zum Fenster. Eine Geste, die der Ältere schon einmal gezeigt hatte. Er musste ihm beim Nachdenken helfen. „Es würde Fragen aufwerfen, wie du entkommen bist und vielleicht entblößen das auch Tomás geschwächt ist. Ich kann mir nicht vorstellen, das Tomás das will. Auch kennt er unser Ziel nicht. Er kann nur mutmaßen warum wir euch befreit haben. Er weiß nichtmal, ob wir jetzt zu Lirio sind. Aber er weiß von Azul, das Blanco dich mit Naia erpresste. Ich denke er wird nicht erwarten, das du zu Lirio zurück gehst. Und wir dürfen nicht vergessen, wie paranoid Tomás ist, seit Blancos Verrat. Das wir mit euch gingen, wird ihn davon überzeugen, das wir es auf ihn abgesehen haben. Immerhin dreht sich die ganze Welt nur um ihn." „Naja so falsch liegt er damit ja nicht." Warf Rico ein. Augen trafen ihn, als er es tatsächlich wagte den Moment aufzuheitern. „Schon gut sorry. Ich bin still." Dann lehnte er sich ein Stück zu Leo. „Aber du fandest es witzig, oder?" Flüsterte er leise und doch hörten ihn alle. Leos Züge erhellten sich, als er kurz nickte und grinste. Dann sah er aber wieder total ernst drein und ließ Rico mit der unangenehmen Situation allein. „Verräter." Zischte Rico noch dann bemerkte er, das er noch immer beobachtet wurde und presste die Lippen zusammen. Sah unbeholfen zu Boden und tat als sähe ihn niemand, wenn er selbst sie nicht sah. Kurz zog sich ein Mundwinkel von Arran hoch, dann erlöste er Rico endlich und sah wieder zu Juan. „Wir waren bei der Überlegung, ob wir Brook kontaktieren. Eines muss klar sein. Ich muss das Gespräch alleine führen. Nur wenn ich ihn davon überzeuge, das niemand seine Schwäche kennt, nur dann kann ich ihn vielleicht überzeugen, mir zu helfen." Juan sah noch einmal aus dem Fenster. In seine eigenen Gedanken und Überlegungen versunken. „Ihr sagtet, ihr wart Feinde bei Lirio." „Das waren wir ja. Aber auch er hat etwas das er beschützen möchte. Bis jetzt habe ich geheim gehalten, was ich weiß." Juan wandte sich ihnen wieder zu. „Und ihr Drei wisst nicht wo er ist? Was habt ihr die letzten zwei Wochen getrieben?" Die Blicke legten sich doch wieder auf Rico. „Ich hatte sie gefangen genommen." Brach Rascal sein Schweigen. „Sie waren alles was ich hatte. Ich habe sie verhört, bis sie mir versicherten, sie wüssten wo wir Rojo wiedertreffen würden." Arran hörte das nicht zum ersten mal und schüttelte den Kopf. „Das war gewagt Freunde." Doch Leo und Rico grinsten. „Es hat funktioniert, oder nicht?" Zum ersten Mal trat einer von Juans Männern vor. Ethan. „Ich habe das Gefühl ihr nehmt das nicht ernst!" Brummte er wütend. Die Hände geballt. „Ist das hier für euch nur ein Scherz? Wir wollen das wirklich. Wenn ihr es also nicht ernst meint, dann verpisst euch!" „Ethan!" Zischte Juan streng, doch dieser wich nicht zurück. „Ist doch wahr! Stehen hier rum und machen Witze. Verschwenden unsere kostbare Zeit!" Rico und Leo stoppten ihr Grinsen. Wirkten mit einem Schlag ernst. „Keine Ahnung wer du bist, aber wir nehmen das ernst. Was nützt es hier eine Fresse zu ziehen? Wir greifen mit wie vielen Männern zwei große Syndikate an. Die Chance zu sterben sind verdammt hoch und ich werde keinen Tag damit verschwenden, hier rumzusitzen und zu heulen." Arran sah langsam zu Rico. „Hör auf so zu reden. Du stirbst nicht." Schon während er diese Worte sage, wusste er, das er das nicht sagen konnte. Niemand wusste es. Es waren vielleicht nur noch ein paar Tage und auch sein Leben war zu Ende. „Und ich habe im Gegensatz zu euch nicht vor, zu verschwinden. Ich werde mich stellen." Auch Leo nickte und Arrans Augen weiteten sich. „Was?" Rico sah mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Stolz zu Arran. Eine Geste, die er nicht verstand. „Rojo. Du hast etwas, das du beschützt in dem du gehst. Ich habe etwas das ich beschütze, wenn ich bleibe. Leo geht es genauso. Das ist uns klar geworden. Wir haben das alles hier für unsere Familie getan. Wenigstens mit einer letzten Aktion, wollen wir ihnen zeigen was das Richtige ist. Wir wollen nicht fliehen und sie noch länger vermissen. Gerade du Rojo, müsstest das verstehen." Arran war noch immer geschockt. Rico wollte nicht fliehen wie er? Er wollte sich stellen? Langsam glitten seine Augen zu Naia und auch sie wirkte traurig, doch dort war ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen. Es war, als sagte sie ihm, das er das selbe tun würde, wenn er nur ohne seine Familie fliehen konnte, dann würde er es nicht und er wusste, das es stimmte. Er hatte sich Mortes ergeben ohne auch nur zwei Sekunden zu zögern. Gäbe es noch Summer und Nana und Naia wäre nicht bereit mit ihm zu fliehen, er wusste er würde bleiben. Auch wenn das bedeutete, bis ans Lebensende in den Knast zu wandern. „Wir haben einen Deal mit ihnen. Wenn sie uns helfen und sich am Ende stellen, werden wir ihre Haftstrafe verkürzen. Sie werden einige Jahre im Knast sitzen, aber irgendwann werden sie ehrliche freie Männer sein." Fügte Rascal hinzu. Arran schluckte schwer. Er war nicht davor zu heulen, doch es traf ihn. Irgendwo hatte er angenommen Rico und Leo würden ihn begleiten. Er würde also wirklich alleine mit Naia gehen. Arran wusste er hätte die selbe Möglichkeit, doch er hatte noch immer diesen Traum. Er hatte es sich und ihr versprochen. Sie würden zusammen von hier verschwinden und er wusste auch Naia wollte das. Wünschte es sich. Es war Juan, der vortrat und Ethan eine Hand auf die Schulter legte. „Ethan, ich denke das ist genug." Ethan schluckte blass. Buff über die starke Entscheidung, die Rico und Leo getroffen hatten. Bereit die Konsequenzen ihres Lebens zu tragen. Sie würden nicht aus Milestone verschwinden, wie es Clavol zweifelsfrei tun würde. Als hätte er eine Schlacht verloren, senkte Ethan den Kopf und trat schweigsam zurück. Juan nickte, als hätte er mit nichts anderem gerechnet. „Ich weiß sie werden sich darüber freuen." Brach Naia die schwere Stille, die sich über den Raum gelegt hatte. Arran hatte fast vergessen, das sie hier war. Zuhörte, wie es weitergehen würde. Rico und Leo sahen kurz zu ihr, ehe sie lächelnd nickten. Für einen Moment teilten die Drei einen Blick des Verständnisses, ehe Naia aufblickte. „Ich glaube, das Rojo das schaffen kann. Ich bin davon überzeugt, das Brook mit ihm reden wird." Juan sah zu Naia herüber. Musterte sie lange. „Du hast Brook getroffen?" Fragte er nachdenklich. Naia löste sich von der Ecke, in der sie sich zurückgezogen hatte. „Das habe ich. Und ich habe mitbekommen, wie Brook reagierte, als Rojo nur einen Buchstaben andeutete. Rojo traut es sich zu und nach dem General bin ich mir sicher, das er das kann. Arran ließ mich mit ihm reden, doch für den General war es nur noch eine Bestätigung. Rojo hatte ihn längst überzeugt." Ein Stolz überkam Arran, als er Naias Worte hörte, dabei hatte er nichts weiter getan, als zu überlegen, was Naia tun würde. Oder hatte er es längst gekonnt? Er war mit Naia aufgewachsen, hatte sie all die Jahre aufwachsen sehen. Er hatte gelernt in ihr zu lesen damit sie nicht aussprach was sie dachte. Damit ein Blick zu ihm reichte um ihn alles wissen zu lassen, das er wissen musste. Hatte ihm einfach nur der Wille gefehlt, das auch bei anderen zu probieren? „Das stimmt allerdings. Das mit dem General war eine unglaubliche Tat." Ein letztes Mal blickte Juan über alle Anwesenden. Nahm einen kräftigen Atemzug. „Gut. Dann vertraue ich darauf, das du uns ein zweites Wunder präsentierst." Arran schnaubte. Ein Wunder? Auf ein Wunder musste er auch selber hoffen. „Ich gebe mein bestes." Sagte er statt seine Zweifel zu zeigen. Er wusste er musste Brook überzeugen, doch noch wusste nichtmal er, wie genau.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz