11 - Geht es dir gut?

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„Du musst dich langsam mal fertigmachen!" Mich rüttelt jemand an der Schulter. Langsam drehe ich mich und öffne meine Augen. Papa hängt über mir und guckt mich mit besorgter Miene an. „Geht es dir gut? Du bist etwas blass." „Ja, wieso sollte es mir nicht gut gehen?" „Du hast echt lang geschlafen. In einer halben Stunde müssen wir los." Sofort bin ich hellwach und sitze kerzengerade im Bett. „Franco? Kannst du mal kurz kommen?", ruft Phil von unten. „Bin unterwegs!", gibt er zurück und wendet sich dann noch kurz an mich. „Ich habe dir deinen Turnanzug unten schon eingepackt. Nicht, dass du den hier gleich verzweifelt suchst." Dann ist er weg. Langsam stehe ich auf und merke, dass ich in der Nacht ganz schön doll geschwitzt habe. Egal, vielleicht schlecht geträumt.

Im Bad dusche ich schnell, ziehe mir lockere Kleidung an und putze mir die Zähne. Mit einer Haarbürste in der Hand gehe ich die Treppe runter. Mein Ziel ist Phil, der auf der Couch sitzt und am Handy ist. Papa ist in der Küche und macht mir gerade Frühstück für die Fahrt, wie ich den Geräuschen aus der Richtung entnehme. „Phil, kannst du mir zwei französische Zöpfe flechten?" Diese Frisur trage ich immer bei Auftritten oder Wettkämpfen. Die Männer mussten sich von Paula tausende Male zeigen lassen, wie man solche Zöpfe flechtet, damit sie es bei mir machen können. Es hat Paula ganz schön an Geduld gekostet und mir so einige Kopfhautschmerzen bereitet, aber jetzt können sie es perfekt. Ich selber bekomme das bei mir nämlich nicht wirklich gut hin. Meine dunkelblonden Haare gehen mir so etwa bis zur Brust und solche Zöpfe sind für mich am praktischsten zum Turnen.

Phil legt sein Handy auf den Tisch und ich werfe ihm die Haarbürste zu. „Geht es dir gut?", fragt auch er mich, nachdem er mich kurz gemustert hat. „Ja, mir geht es immer noch gut. Warum fragst du jetzt auch noch so skeptisch?" „Weil du etwas blass bist. Aber gut, setz dich." Er deutet vor das Sofa, wo ich mich bequem hinsetze und Phil anfängt, meine Haare zu flechten. Ich finde es nicht gerade angenehm, wenn mir jemand in den Haaren herumfummelt, aber was sein muss, muss sein.

Empfangen wurde ich in der Halle auch wieder mit Fragen nach meinem Wohlbefinden. Gut, ich muss ihnen ja recht geben. Sonderlich viel Farbe habe ich nicht im Gesicht, aber wirklich schlecht geht es mir auch nicht. Ich fühle mich etwas schlapp, was sich auch beim Turnen zeigt. Ich komme schneller als sonst ins Schwitzen und traue mir deutlich weniger Sachen zu. Außerdem brummt mein Kopf ganz schön, erst recht, wenn ich gerade im Handstand stehe oder generell über Kopf bin.

„Wenn es nicht mehr geht, dann hör lieber auf. Du wirst bestimmt krank." Anni hat mich zur Seite gezogen und guckt mich prüfend an. „Es geht schon. Ich kann die Gefahren gut einschätzen, ich turne nicht erst seit gestern. Alles gut, mach dir keine Gedanken." Anni zieht nur eine Augenbraue in die Höhe, seufzt und lässt mich dann stehen.

Was soll ich sagen? Ich habe es überlebt. Ohne jegliche Verletzungen. Papa und Phil waren den ganzen Tag dabei und haben uns zugeguckt. Im Auto haben sie sich immer wieder wiederholt, wie stolz sie doch auf mich sind. Wirklich lang habe ich das aber nicht gehört, da ich ziemlich schnell eingeschlafen bin.

Erst, als mich plötzlich jemand hochhebt, wache ich wieder auf. „Was wird das?", nuschele ich verschlafen. Mein Kopf fühlt sich komplett matschig an. „Dich hat man einfach nicht wach bekommen. Ich hätte dich auch im Auto lassen können, habe mich dann aber doch dafür entschieden, dich hereinzutragen. Bessere Variante, oder?" Phils Belustigung in seiner Stimme ist nicht zu überhören, doch auch etwas besorgtes schwingt in dieser mit. Darüber kann ich mir jedoch keine Gedanken machen, denn dafür bin ich zu müde. Ich merke es schon kaum noch, wie er mich in mein Bett legt.

Mitten in der Nacht werde ich von einem Husten, der mich komplett durchschüttelt, geweckt. Meine Nase ist zu und mein Kopf drückt noch mehr. Leises Gemurmel dringt zu mir durch, nachdem mein halber Hustenanfall ein Ende gefunden hat. „Klingt nicht sonderlich schön." Meine Augen öffnen sich einen Spalt weit, doch sofort kneife ich sie wieder zu. Es ist zwar nur meine Nachttischlampe an, jedoch ist auch diese momentan zu hell für meine Augen und erst langsam gewöhnen sie sich an das Licht. Dann blicke ich in zwei besorgte Gesichter. Alex und Phil. Die Aussage nach meinem Husten kam anscheinend von Alex. „Die Frage, ob es dir gut geht, ist jetzt scheinbar überflüssig", witzelt Phil und lächelt mich mitleidig an. „Mir geht es blendend", sage ich. Wollte ich jedenfalls, denn es kommt nicht mehr als ein Krächzen aus meinem Hals.

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)


7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Where stories live. Discover now