121 - Ziehende Vorboten

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„PHIIIIIIL!"
Als würde es um Leben und Tod gehen, sprintet Phil mit lautem Getrampel die Treppe hoch und stürzt in mein Zimmer. „Ist was passiert?" Er lässt seinen Blick kurz schweifen. „Außer, dass eine Bombe deinen Kleiderschrank gesprengt haben muss?"
„Weißt du, wo mein Turnanzug ist?", frage ich verzweifelt und trete erneut einen Wäscheberg zu meiner Linken in die Luft, doch kein Turnanzug purzelt aus diesem zu Boden. Ich bin mir sicher, dass ich den im Schrank hatte.
Phil guckt zu seiner rechten Hand, mit der er ein Knäuel aus Stoff festhält. Türkis und weiß, ein paar Glitzersteinchen funkeln mir entgegen. „Der hier?"
„Danke! Wo war der?" Ich strecke meine Arme aus, um ihn auffangen zu können.
„Du wolltest den nochmal gewaschen haben", erinnert Phil mich. „Und deswegen habe ich ihn aus dem Garten, wo er zum Trocknen lag."
„Da war was. Und wo ist meine kurze schwarze Hose?"
„Die hier?", kommt es plötzlich von Paula, die hinter Phil erscheint und mir einen schwarzen Lappen zuwirft. Gut, doch keinen Lappen, es entpuppt sich als meine kurze Hose.
„Jetzt brauche ich nur noch einen Friseur", verkünde ich grinsend und gucke Phil und Paula abwechselnd an.
„Hier mein Schatz, überlasse ich dir. Sonst kommst du noch aus der Übung." Paula zaubert eine Haarbürste hervor, drückt sie Phil in die Hand und verschwindet wieder.
Phil deutet zu meinem Bett. „Setzen und stillhalten."

Ziemlich zügig hat Phil meine Haare in zwei französische Zöpfe verwandelt.
„Danke, da haben Sie wieder gute Arbeit geleistet", sage ich anerkennend, ehe ich aufstehe. Und leider automatisch meine Hand zur Gegend meines Magens wandern lasse. Dieses Ziehen hatte ich schon vorhin gehabt, als ich aufgewacht bin.
„Hast du Schmerzen?"
Genervt stöhne ich auf. Kann ihm so was nicht ein einziges Mal entgehen? „Nee, also... Na ja, vielleicht ein bisschen. Ich habe mich bestimmt nur falsch bewegt", stammele ich und drehe mich von Phil weg. Mein Gesicht fängt schon wieder an zu glühen, obwohl das nicht mal wirklich gelogen war. Immerhin habe ich keine Ahnung, woher dieses Ziehen im Magen kommt, wenn ich mich bewege. Vielleicht was Falsches gegessen? Oder wohl die Aufregung, damit konnte ich noch nie gut umgehen.
„Ah ja, falsch bewegt und dann Schmerzen im Magen?", fragt Phil forschend und mit einer Art Belustigung im Ton. Was stelle ich auch solche Vermutungen einem Arzt gegenüber?
„Wenn es dir nicht gut geht, dann nimmst du nicht am Wettkampf teil. Du weißt genau, wie gefährlich das werden kann, wenn du nicht ganz bei der Sache bist und womöglich irgendwelche Übungen aufgrund deiner Schmerzen nicht vollständig ausführen kannst."
„Mir geht es aber gut, wirklich", wende ich sofort ein und bedeute Phil, mein Zimmer zu verlassen, damit ich mich umziehen kann.
„Josefine, ich warne dich."
„Phil, ich habe dir gesagt, dass es mir gut geht", erwidere ich gereizt und schiebe ihn nun aus meinem Zimmer. Wenn er nicht freiwillig gehen will. „Ich kenne die Risiken und würde sie nicht eingehen, dafür ist mir mein Leben zu wertvoll. Da ich aber weiß, dass ich zu hundert Prozent fit bin, spricht nichts dagegen", erläutere ich nochmal freundlich betont, ehe ich die Tür vor seiner Nase schließe.
Ich kenne die Risiken, aber bin ich mir dessen wirklich bewusst?

Bevor ich mit allen außer Papa, der leider noch im Krankenhaus ist, das Haus verlasse, schmuggele ich mir noch schnell einen halben Blister mit Ibuprofen in meine Tasche. Man weiß ja nie, das ist einfach nur eine pure Vorsorgemaßnahme.
Dass ich mich dabei wie eine Drogendealerin fühle, die die härteste Droge an einen anderen Mann bringt, finde ich fast schon zum Lachen.

Phil sitzt am Steuer und wirft mir immer wieder prüfende Blicke durch den Rückspiegel nach hinten, die ich gekonnt ignoriere.
Ich bin alt genug, um solche Lagen einschätzen zu können. Wobei...

„Aah Fine, ich bin so aufgeregt!" Anni rüttelt an meinen Schultern und grinst mich an.
Von mir bekommt sie ein schwaches Nicken und schiefes Grinsen. Mit dem Kopf bin ich bei meiner Schmerztablette. Wann sollte ich sie nehmen? Noch geht dieses Ziehen im Magen völlig klar. Also abwarten.
Systematisch suche ich die Halle nach den anderen ab. Und werde auch schnell fündig. Während Alex, Paula und Toni mich angrinsen, guckt Phil eher wie ein kleiner vierjähriger Bengel, der sein Spielzeugauto an der Kasse nicht bekommen hat. Oder keine Kaugummis, weil Mama schon ganz viel Schokolade für ihn im Warenkorb hat, der kleine Phil aber nicht genug bekommen kann.
„Hallo, hörst du mir überhaupt zu oder bist du mit deinen Gedanken bei der Hochzeit von dir und dem süßen Typen da drüben?" Anni schnipst mit ihren Fingern vor meinem Gesicht herum.
Ich schüttele mich aus den Gedanken an meine Schmerztablette und gucke sie verwirrt an. „Wessen Hochzeit und was für süßer Typ?"
„Na der da hinter Toni sitzt." Sie nickt in seine Richtung.
Oh, stimmt. Hinter Toni sitzt wirklich ein sehr hübscher Junge. Aber nein, der hat mich nicht abgelenkt, den habe ich nicht mal bemerkt.
„Jedenfalls fangen wir beim Sprung an", beginnt Anni mit ihrer Erzählung von vorne.
Sprung, na super. Danach habe ich die Tablette sicher nötig.

Tief durchatmen, ich schaffe das. Einfach nur etwas Anlauf, auf das Sprungbrett, Arme auf den Tisch, Beine nach oben, mit den Armen abdrücken, sicher landen, stehen bleiben, grinsen. Ganz leicht, oder? Eigentlich könnte ich sogar mehr, aber nicht jetzt. Ich musste ihnen versprechen, nicht zu übertreiben.

Also dann - Anlauf. Wieso kommt mir mein Anlauf schon beinahe panisch auf dieser Matte vor? Weil ich verdammt nochmal Angst habe. Angst davor, dass etwas schiefgeht.
Und dann der Absprung - ein Stechen fährt durch meinen Oberbauch, durch meinen Magen, wodurch auch immer, welches mich leise aufkeuchen lässt.
Meine Landung wird eher wackelig, aber ich stehe. Und grinse. Hoffentlich. Halbwegs. 

Flüchtend verlasse ich die Halle. Als nächstes steht der Balken an, aber davor brauche ich meine heißersehnte Ibu, sonst kann ich nichts mehr garantieren.
Ich sperre mich in einer Toilettenkabine ein, drücke mit zitternden Händen und rasendem Herzen die Tablette aus dem Blister und stürze sie mit einer halben Flasche Wasser runter.
Es ist nicht dieser Schmerz, der mich zittern lässt. Im Gegenteil - solange ich mich nicht verrenke, ist er nicht ungewöhnlich stark, total okay. Aber ich weiß nicht, ob ich so die Kür auf dem Boden später aushalten würde, ohne mit meinem Nacken aufzukommen. 

Nachdem ich nochmal einen tiefen Atemzug genommen habe, um mich irgendwie zu beruhigen, verlasse ich die Toilettenkabine und wasche mir meine Hände. Vielleicht hatten die anderen recht und ich hätte nach meiner Erkältung noch nicht hier teilnehmen sollen. Warum muss mein Kopf gerade so durchdrehen? Es wird nichts passieren.
Meine Magenschmerzen, oder woher auch immer diese Schmerzen rühren, werden wahrscheinlich auch nur von meiner Psyche ausgelöst.

Mit gesenktem Kopf will ich wieder in die Halle schlüpfen, komme jedoch nicht viel weiter als aus der Damentoilette.
Ich stoße mit jemandem zusammen. Oder eher renne ich gegen eben diesen.
Erschrocken hebe ich meinen Kopf. 

Phil.

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Da ich wieder getaggt wurde und es erneut an ein Kapitel hängen möchte, wünsche ich allen, die das nicht lesen wollen, schon mal einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)

Ich wurde von der wunderbaren niemandin getaggt. Ja ja, vielen Dank und so, ne? :D

1. Seit wann und warum hast du Wattpad?

Seit Juni 2019. Bin durch Instagram auf diese Seite hier gekommen, um Ffs zu lesen.

2. Was war das erste, was du auf Wattpad je gelesen hast? 

Den genauen Titel kann ich nicht mehr sagen, aber es war eine Ff  über Frederik haha xD

3. Dein Lieblingsinterpret?

Hatte ich eigentlich nie, weil ich vieles gehört habe, von einem Interpreten jedoch immer nur sehr wenige Lieder, meist sogar nur ein Lied, mochte. ABER: Dank der lieben OliviaSchwarz ist es seit nun längerer Zeit wohl eindeutig Taylor Swift. Gaaaanz sicher. Und wird es wohl auch immer bleiben. Es gibt keinen Interpreten, von dem ich sooo viele Lieder mag, wie von ihr.

4. Harry Potter oder Marvel-Universum?

Öhm... Was? Weder noch, ich habe mich mit beidem noch nie bschäftigt.

5. Wie viel Prozent hat dein Akku gerade?  (Diese Frage einfach xD)

98%

6. Welches Zitat findest du besonders inspirierend?

"Ein Mensch, der keine Fehler gemacht hat, hat nie etwas Neues ausprobiert."  (Albert Einstein)

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)



7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt