20 - Fall gelöst?

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„Hey Stephan, bist du noch bei Phil?", kommt aus dem Handy. „Ja, ich habe dich auf Lautsprecher. Hat es was mit seinem Fall zu tun?" „Perfekt. In der Tat, das hat es." Klaus legt eine bedeutungsvolle Pause ein, die Phil an den Rand der Verzweiflung bringt, wie ich ohne Zweifel deuten kann. Doch dann passiert etwas unerwartetes. Klaus fängt an zu lachen. Wir verziehen alle unsere Gesichter zu Fragezeichen, bis auf Herr Schuster, der noch immer keinerlei Reaktionen zeigt. „Ähm, Klaus?", hakt Stephan vorsichtig nach. „Tut mir leid, aber der Fall ist einfach nur herrlich", amüsiert er sich weiter, wird dann aber schnell wieder ernst. „Also gut, eigentlich nicht, immerhin ist hier ein Mensch ums Leben gekommen. Das ist alles andere als amüsant." „Klaus, es wäre wirklich sehr lieb von dir, wenn du endlich mal mit der Sprache rausrückst", klingt Phil sich ein, der weiterhin mit seinem Bein vor Nervosität wackelt. Klaus scheint seine Professionalität zurückzuhaben, denn er fährt sachlich fort: „Phil, du brauchst dir keine Gedanken machen. Du bist raus aus dem Fall. Der liebe Herr Brohm hat sich nicht wirklich große Mühe gegeben. Wir konnten die Spritze, mit der er den Untersuchungen nach das Medikament gespritzt haben muss, im Mülleimer des Zimmers finden. Auf ihr seine Fingerabdrücke. Außerdem noch ein paar Ampullen des Medikaments, ebenfalls im Mülleimer und mit Fingerabdrücken. Nach Fines Hinweis haben wir auch den Notfallwagen untersucht und siehe da, seine Fingerabdrücke am entsprechenden Fach. Da hat er schon überall um sich herum Handschuhe und nutzt sie nicht. Nachdem wir ihn mit den eindeutigen Beweisen konfrontiert haben, hat er gestanden. Er kenne Herrn Weber von der Schule und habe mit ihm so einige Streitereien gehabt, nicht zuletzt um die selbe Frau. Als dann Herr Weber eingeliefert und erkannt wurde, hat er die Initiative ergriffen. So was dämliches aber auch. Aus welchen Gründen manche Menschen morden, unfassbar." Ich kann mir Klaus' Gesichtsausdruck in diesem Moment sehr gut vorstellen, habe ich ihn doch schon öfter in solchen Unfassbarkeiten erlebt. Phil atmet geräuschvoll aus, als hätte er seine ganze angesammelte Anspannung mit einem Atemzug verbannt. Paula springt vor Freude vom Stuhl und drückt Phil einen Kuss auf den Mund. „Warte, was? Seit wann seid ihr zusammen?", fragt Stephan da verwirrt. „Wer ist mit wem zusammen?", will Klaus gleich von der anderen Leitung wissen. „Hier bin ich wohl fehl am Platz", murmelt Herr Schuster, steht auf und verlässt das Haus. Ihnen auch noch einen schönen Abend.

Kaum ist Stephan aus dem Haus, verschwinde ich nach oben ins Badezimmer und mache mich für die Nacht fertig. Auch wenn es noch nicht allzu spät ist, bin ich hundemüde. Das war gerade einfach zu viel Aufregung. Und wie ich mitbekommen habe, sind auch Paula und Phil direkt ins Bett gegangen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schrecklich das gerade für Phil war.

Erholsam war der Schlaf nicht wirklich. Trotzdem bringt alles nichts und so muss ich zur Schule. Aber immerhin ist heute schon Donnerstag, das Wochenende naht. Schwerfällig schleppe ich mich ins Bad, mache mich fertig und schlurfe dann die Treppe runter Richtung Küche. In dieser sitzt Alex, eine Tasse Kaffee vor sich. Seine Augen scheinen ihm gleich zuzufallen, was auch kein Wunder ist, immerhin hatte er Nachtschicht. „Wieso sitzt du hier und liegst nicht im Bett?" „Weil ich gleich zum Zahnarzt muss", nuschelt er und nimmt einen großzügigen Schluck Kaffee. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Ich glaube, ich habe ein Loch. Essen für die Schule habe ich dir übrigens gemacht", erklärt er. Ich kann nicht anders und lache los. So wehleidig wie er da sitzt habe ich ihn selten erlebt. Er muss wirklich ordentliche Schmerzen haben. „Du Armer, mein Beileid." „Lach lieber nicht zu laut, der Spiegel wird kein Erbarmen mit dir haben."

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)


7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Where stories live. Discover now