27 - Diskussion à la Paul

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„Ihr fragt euch jetzt sicher, was ich hier mache." Von allen ein Nicken. „Mich hat ein anonymer Hinweis erreicht, dass es hier oftmals zu unbegründeten Sorgen kommt." Ich muss lachen, was auch Paul nicht zurückhalten kann. Doch er wird schnell wieder ernst. Ganz der Polizist. „Also gut. Erstmal möchte ich von dir, Fine, wissen, was genau los ist. Wer den Ball in der Hand hat, darf reden."
Ist das bekloppt. "Nicht dein Ernst, das ist ja Kindergarten", nuschele ich und versinke in der Couch. "Du wolltest meine Hilfe, ich löse das auf meine Art", gibt er zurück. Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe und seufze. Wenn er meint, das hilft, schön. Aber gut, er möchte mir helfen, eben auf Pauls Art.
Er wirft mir den Ball zu, wobei die anderen drei komplett doof aus der Wäsche gucken. „Also es geht darum, dass ihr euch einfach immer sofort solche unbegründeten Sorgen macht, dass das schon total nervt." Dann spiele ich eben mit, Paul zuliebe. „Aber-" „Nein Franco, nur, wenn du den Ball hast!", geht Paul sofort dazwischen. Oh Gott, bitte nicht! Ich bin mal so nett und werfe Papa den Ball zu. „Aber es ist doch total legitim, dass wir uns Sorgen um dich machen." Der Ball wird wieder zu mir geworfen.
„Ich habe ja auch nichts anderes gesagt, jedoch macht ihr euch einfach immer Sorgen, auch wenn es gar keinen Grund gibt." „Fine hat total recht", mischt sich Paul ein. „Hey, nur reden, wenn du den Ball hast!", beschwert sich Phil. „Ich darf reden, wann ich will. Also, wie alt ist Fine?" „16", kommt es einstimmig von Papa und Alex. Nur Phil haut ernsthaft „15" raus. Alle Blicke liegen auf ihm. „Oh, stimmt. 16, da war was." Er lacht verlegen auf und kratzt sich am Kopf.
„Genau, Fine ist 16. Denkt ihr nicht, dass sie in ihrem Alter ihren Gesundheitszustand schon ganz gut alleine einschätzen kann?", fragt Paul weiter. „Nein!", kommt diesmal von allen drei. Da ich ja noch immer den Ball habe, rede ich nun weiter. „Das Ding ist einfach, dass ich euch nicht die kleinsten Schmerzen erzählen kann, ohne, dass ihr gleich mit Krankheiten um euch werft und ich letztendlich laut eurer Prognose morgen sterbe, wenn wir da jetzt nicht sofort etwas machen oder untersuchen. Ihr sagt doch selber, dass man oft total unbegründete Schmerzen haben kann." Jetzt meldet sich Alex, der den Ball von mir bekommt. Und die Frage, ob ich das hier gerade ernsthaft mitmache, ploppt kurz in mir auf. Wie kommt Paul auf solche Ideen? „Wir wollen einfach nicht, dass dir etwas passiert. Klar, vielleicht übertreiben wir es manchmal, aber versteh uns doch." „Ich verstehe euch ja. Oft jedenfalls, aber bei weitem nicht immer." Jetzt fordert Paul den Ball. „Also, meine Pause ist leider begrenzt und ich muss langsam wieder zur Wache. Alex, Franco und Phil, können wir uns darauf einigen, dass ihr euch einfach etwas zurückhaltet und Fine auch mal glaubt, wenn sie sagt, es ist nichts? Ich denke nämlich auch, dass sie schon erwähnen wird, wenn eine Verschlechterung ihres Zustandes aufkommt oder etwas doch eher ungewöhnlich ist. Wenn ihr jedoch noch immer solche Dramen schiebt, wird das hier nicht der letzte Besuch der Polizei gewesen sein. Verstanden?" Sie wirken verwirrt, nicken jedoch. „Gut, ich muss dann mal wieder zur Arbeit." Er schlägt mit den Jungs brüderlich ein und umarmt mich zum Abschied. „Lass dich nicht ärgern." „Danke, dass du da warst." „Immer wieder gerne. Die Polizei, dein Freund und Helfer." Er zwinkert mir zu und verschwindet dann.

Nun gucke ich die Jungs erwartungsvoll an. Ich erwarte so was wie eine Entschuldigung oder eine klare Einsicht. Doch irgendwie wirken sie noch immer etwas überrumpelt von Pauls Aktion. Gut, damit hätte ich nun auch nicht gerechnet. Schließlich scheint Phil wieder richtig zu sich zu kommen. „Tut uns leid, dass wir immer so übertreiben. Aber wir sind Ärzte beziehungsweise Sanitäter, da hat man eben alle Ausgänge und Möglichkeiten im Kopf." „Wie jetzt, es tut UNS leid?", fragt Papa und guckt Phil mit gerunzelter Stirn an. „Franco!" Alex stößt ihm seinen Ellenbogen in die Seite. „Schon gut, ja." „Natürlich verstehe ich euch und es ist ja auch total praktisch, immer sofort ärztlichen Rat zu hören. Aber nicht jeder hat Ärzte in der Familie und überlebt trotzdem." Sie nicken alle, dann steht Alex auf. „Wie wäre es mit Mittagessen?" Zustimmendes Gemurmel. „Na dann ab in die Küche."
Und sofort merke ich, dass die Aktion von Paul genau null gebracht hat. Dafür habe ich einfach das Gefühl.

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)


7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Where stories live. Discover now