25 - Ein normaler Einkauf? Nicht mit dem Spiegel!

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Ursprünglich wollten sie mich so lange in der Klinik behalten, bis ich mich wieder erinnern kann. Da haben sie aber schnell gemerkt, dass das nichts mehr wird. Meine letzte Erinnerung ist und bleibt der Matheunterricht und meine erste wieder diese dröhnenden Schmerzen im Kopf, jedoch schon auf Station. Da kommt nichts mehr. Also durfte ich nach vier Tagen endlich die Klinik verlassen. Natürlich nicht, ohne mir auch gehörig aufgebrauste Worte von Alex, Phil und vor allem von Paula anzuhören. Na ja, habe ich eben so über mich ergehen lassen. Ob ich aus diesem Fehler gelernt habe? Ich würde jetzt mal auf nein tippen. Meine Sportbefreiung hat sich übrigens auch um zwei Wochen verlängert, ob aus Trotz von Phil und Co., oder weil es wirklich nötig ist? Da bin ich mir gar nicht so sicher.

„Klopf Klopf." Ich hebe meinen Kopf und ziehe eine Augenbraue hoch. „Wenn meine Tür offen ist, musst du auch nicht anklopfen." „Ich habe ja auch nicht angeklopft", verteidigt sich Alex mit erhobenen Händen. Ich schüttele schmunzelnd den Kopf und gucke ihn erwartungsvoll an. „Ich muss einkaufen. Möchtest du mitkommen?" „Jap, komme." Hier ist eh keiner zu Hause, da kann ich Alex auch mal beim Einkaufen unterstützen. Oder ihm zur Last fallen, das wird sich später noch herausstellen.

„Hast du bestimmte Wünsche, was du heute noch zum Mittag willst?" „Können wir Lasagne machen?", frage ich sofort und allein bei dem Gedanken läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Darauf habe ich schon seit Tagen Appetit. „Klingt gut", stimmt mir Alex zu. Neben den Zutaten für die Lasagne kaufen wir noch etliche andere Dinge, die man eben so zum Überleben braucht. Oder auch gerade einfach nur aus Hunger kauft.

„Du brauchst mal wieder dein komisches Wasser da, wenn du kein Wasser trinken willst", erwähnt Alex noch nebenbei, während er gerade Platten für die Lasagne sucht. Komisches Wasser da. Da kann man auch Apfelwasser zu sagen. Ich bin kein großer Fan von normalem Wasser und trinke so oder so schon wenig, wenn ich aber nichts mit Geschmack habe, ist meine getrunkene Menge am Tag gleich null. Also so gut wie.

„Geh das schon mal holen, ich bin bei den Konserven und hole Tomaten." Ich nicke und trete aus dem Gang mit den Nudeln, mein Ziel ist die Getränkeabteilung. So weit soll ich jedoch nicht kommen. Kaum bin ich ein paar Schritte gelaufen, ertönt eine weibliche Stimme: „Acht-" Doch da ist es schon zu spät. Mit einem schrillen Aufschrei rutsche ich aus und kann mich gerade noch so mit meinen Armen auf dem Boden abfangen, die mir jedoch auch schnell wegrutschen. „Oh Gott, ist dir was passiert?" Vor Schreck liege ich noch auf dem Boden und gucke nach oben zur Verkäuferin, die sich über mich beugt. In ihrer Hand eine Küchenrolle. Und jetzt merke ich auch, worin ich bäuchlings und mit ausgestreckten Armen liege. In einer Lache von Waschmittel. Wie konnte ich das bitte übersehen? „Alles gut?" Alex kommt mit schnellen Schritten von hinten an, er hat meinen Aufschrei anscheinend gehört. Ich verrenke mir halb meinen Kopf und gucke ihn mit großen Augen an, irgendwie bin ich noch immer erschrocken, damit hätte ich eben niemals gerechnet. Doch Alex fängt augenblicklich an zu lachen. „Ha ha ha, was ich nicht lache", brumme ich wütend und setze mich auf. „Ich wollte dich gerade warnen, doch es war schon zu spät. Zuerst dachte ich, dass du das gar nicht übersehen kannst. Tut mir wirklich leid", entschuldigt sich die Verkäuferin, während Alex sich noch immer ins Fäustchen lacht. Ich wende mich zur Verkäuferin und zucke mit den Schultern. „Ist ja nicht Ihre Schuld, ich hätte aufpassen müssen." Dann komme ich auch langsam mal auf die Idee, aufzustehen. Schon peinlich hier in einem Supermarkt mitten auf dem Gang in Waschmittel zu sitzen. Zum Glück sind hier gerade nicht allzu viele Kunden. Ich stehe bedacht auf und will wieder auf rutschfesten Boden, doch mach das mal. Keinen richtigen Schritt kann ich gehen und ich falle wieder. Rechne mit dem harten Aufprall. Stattdessen schieben sich zwei Starke Arme unter meine und heben mich kurzerhand aus der Pfütze. Großen Pfütze. Da hat sich Alex wohl doch noch ein bekommen und seine Reflexe spielen lassen. „Vielen Dank der Herr", sage ich etwas ironisch. Alex' Laune scheint super, so amüsiert wie er guckt. „Tja, der....", setzt er an zu sagen, ich unterbreche ihn jedoch sofort. „Wag es ja nicht, das jetzt auszusprechen!" Beschwichtigend hebt er die Hände. „Du hast dir wirklich nichts getan?", fragt er schließlich schmunzelnd. „Mh, also meine Handgelenke tun schon ein wenig weh", merke ich an und reibe sie mir automatisch. „Zeig mal her." Na sieh mal einer an, kaum äußert man Schmerzen, ist Alex in seiner Rolle des Arztes verschwunden und total professionell.

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)


7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Where stories live. Discover now