13 - Pneumonie?

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Das kalte Stethoskop drückt sich auf meinen Rücken, dazu Phils Worte: „Tief ein- und ausatmen." Wirklich klappen tut das nicht, es ist eher ein Husten, welches ständig von einem Japsen unterbrochen wird. Ich kann Phils besorgten Blick zu Paula förmlich spüren, als er das Stethoskop von meinem Rücken nimmt. „Klingt gar nicht schön. Pneumonie." „Sag mal Fine, hast du auch Schmerzen beim Husten und Atmen?", fragt mich Paula, nachdem sie Phil kurz zugenickt hat. „Ja", gebe ich zögerlich zu und senke den Blick, doch Paula hebt mein Kinn mit zwei Fingern wieder an. „Leichte Zyanose der Lippen", murmelt sie Phil zu, doch auch ich konnte es hören. Aber das ist nun wirklich kein Wunder, wenn ich hier ewig japsend auf der letzten Stufe der Treppe sitze und kaum Luft bekomme, weil ich so viel husten muss. „Okay, das ist mir hier nichts. Ich gehe kurz ein Pulsoxi holen. Kannst du sie schon mal ins Auto begleiten?" Paula stimmt zu und Phil rennt die Treppe hoch, zwei Stufen auf einmal nehmend. „Wohin fahren wir denn...." Jetzt, sollte eigentlich noch kommen. Aber wie so oft unterbricht mich ein schmerzendes Husten. „In die Klinik. Das muss jetzt richtig behandelt werden", erklärt mir Paula, während sie mir hilft, meine Jacke und Schuhe anzuziehen. Bevor wir das Haus verlassen können, ist Phil schon wieder unten und steckt mir das Pulsoxi an den Finger. Ich werfe einen Blick auf den kleinen Bildschirm und weiß selber, dass die Werte nicht wirklich gut sind. Puls von 130 und eine Sättigung von 87. Mein Husten wollte gerade aber auch gar nicht mehr aufhören. „Du bekommst schlecht Luft, oder?", hinterfragt Phil, nachdem auch er die Werte gesehen und mich daraufhin kurz gemustert hat. Ich bestätige seine leider sehr wahre Vermutung.

Mit Paula neben mir auf der Rückbank und Phil hinterm Steuer fahren wir zur Klinik am Südring. Am liebsten würde ich jetzt einfach schlafen, doch das lohnt sich für die kurze Fahrt nicht. Wie ich aus dem Gespräch zwischen den beiden noch erfahre, hätte Paula in einer Stunde eh Dienst in der Notaufnahme und möchte Frederik jetzt einfach früher ablösen.

„Was macht ihr denn hier?" Gisela guckt uns erst fragend, dann ganz schön erschrocken an. Die Notaufnahme ist brechend voll, doch keiner scheint hier gerade ernsthaft bedroht. „Ich höre schon", bemerkt sie dann, als ich erneut huste. „Ist Freddy gerade frei?" Kaum hat Paula diese Frage ausgesprochen, kommt Frederik aus dem Behandlungsbereich. Phil kommt ihm schon entgegen, bevor Frederik uns wahrgenommen hat. „Was macht....", setzt er an zu sagen, sein Blick schweift jedoch vorher schon an Phil vorbei und trifft genau mich. Mir fällt es immer schwerer, mich richtig auf den Beinen zu halten, was auch Paula bemerkt, deren Griff sich um meinem Arm stetig verstärkt. „Auskultiert hast du?", fragt Frederik an Phil gewandt, nachdem auch er meinen Husten gehört hat. Angesprochener nickt. Frederik seufzt besorgt auf, dreht sich um und kommt keine Minute später mit einem Rollstuhl wieder. „Birgit hat Fine im Röntgen angemeldet. Könnt ihr sie begleiten?" Paula und Phil nicken, während ich mich völlig fertig und hustend in den Rollstuhl fallen lasse. Ich kann mich vom Anfall im Haus gar nicht erholen.

Paula lässt Phil und mich schnell allein und verschwindet. Als ich vom Röntgen zurück in die Notaufnahme komme, sehe ich auch den Grund für ihr Verschwinden. Sie steht in Arztkittel am Empfang und scheint auf mich gewartet zu haben. Ohne Worte geht sie los und Phil versteht. Kurz darauf liege ich im Behandlungszimmer.

Mit besorgten Gesichtsausdrücken mustert Paula die Röntgenbilder, Phil schaut ihr dabei über die Schulter und sieht ebenfalls ernst aus. Währenddessen hat mir Birgit schon eine Sauerstoffbrille angelegt, wodurch ich deutlich besser Luft bekomme. „Jetzt müssen wir nur noch herausbekommen, was die Lungenentzündung ausgelöst hat. Aber ich gehe mal stark von Bakterien aus. Du kommst auf die Kinderstation, wirst aber engmaschig überwacht. Wenn sich dein Zustand doch verschlechtern sollte, wovon wir jetzt mal nicht ausgehen, würde ich dich sogar lieber auf Intensiv legen." Mit großen Augen starre ich Paula an. „So schlimm?" Sie nickt, doch die Frage hätte ich mir eigentlich auch klemmen können. Ich meine, ich merke ja selber, wie bescheiden es mir geht.

Auf Station werde ich von Tabea bereits erwartet. Die folgende Zeit verbringe ich in einem Dämmerzustand, irgendwo zwischen Schlaf und wach sein. Phil sitzt neben meinem Bett, anscheinend ohne Angst vor Ansteckung. „Tut mir leid, dass ich euren Tag jetzt so versaut habe", murmele ich nach einer Weile in die Stille, die nur immer wieder durch das Husten unterbrochen wurde. Phil guckt mich schmunzelnd an. „Du hast doch nichts versaut. Ich habe dir für deine Idee zu danken, die super geklappt hat. Wir sind jetzt zusammen." Auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass ich nichts versaut habe, erwidere ich nichts. Mir fehlt dafür schlichtweg die Kraft. Und mein Husten wird durch reden auch nicht besser.

Im Laufe des Tages geht plötzlich schwunghaft die Tür auf. Papa und Alex kommen in Rettungsdienstkleidung ins Zimmer gestürmt, wovon Phil und ich uns total erschreckt haben. Nach etlichen Versicherung von Phil aus, dass mein Zustand momentan sehr stabil sei, hört Papa endlich mit dem Fragen auf und setzt sich lieber, so wie Alex es schon lange gemacht hat. Mein Blick fällt nun auf diesen und mir entgehen seine zuckenden Mundwinkel nicht. „Woran denkst du denn?", frage ich interessiert und auch etwas lächelnd, muss nämlich wirklich witzig sein. Doch er macht nur eine wegwerfende Handbewegung. „Ihr dreht mir den Kopf um, wenn ich das jetzt ernsthaft raushaue." „Spucks aus, so schlimm kanns nicht sein", schaltet sich Phil mit ein. „War doch irgendwie klar, dass sich bei dir aus einer einfachen Erkältung nun so was entwickelt. Der Spiegel ist schuld, ich sage es dir." Phil, Papa und ich stöhnen gleichzeitig auf. Daran habe ich schon wieder gar nicht mehr gedacht. Dass das von Alex kommen musste, war ja irgendwie klar. Er ist eben in manchen Situationen ganz schön abergläubig. Bevor er sich einen Kommentar zu seiner sehr fragwürdigen Aussage anhören kann, gehen sein und Papas Melder.

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)


7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Where stories live. Discover now