14 - Quatschvogel in Person

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Durch die Antibiotika geht es mir schon am nächsten Morgen besser, außerdem wirkt noch das fiebersenkende Mittel von letzter Nacht.

„Na das hört sich ja super an", sagt Tabea lächelnd, nachdem ich ihr meinen Zustand beschrieben habe. „Wann kann ich hier wieder raus?", frage ich voller Energie. Auch wenn es mir nur ein bisschen besser geht, fühle ich mich so gut wie lange nicht mehr. Immerhin ging es mir zu Hause wirklich ziemlich dreckig. Doch diese Überschwänglichkeit wird mir sofort von einem miesen Hustenanfall heimgezahlt, der ordentlich wehtut. „Jetzt mal alles mit der Ruhe." Sie lacht und hält ihr Stethoskop bereit. „Auch wenn du dein medizinisches Personal zu Hause hast, musst du noch für zwei bis drei Tage bleiben. Dein Zustand war gestern wirklich etwas kritisch und in Notlagen könne wir eben nur hier adäquat handeln." Seufzend verdrehe ich die Augen und lasse mich zurück in mein Kissen fallen. Tabea schüttelt jedoch den Kopf und bedeutet mir, mich wieder hinzusetzen. „Du kennst uns doch alle hier und die anderen kommen dich bei Gelegenheit auch mal besuchen. Paula und Phil sind zum Beispiel heute beide hier im Haus unterwegs."

Nachdem sie mich abgehört hat, hängt sie mir neue Antibiotika an den Tropf und verschwindet.

Am Nachmittag klopft es an der Tür. Voller Freude auf Gesellschaft bitte ich diese Person herein. Und pruste lauthals los. „Hallo Schwesterherz, ich freue mich auch sehr, dich wiederzusehen", kommt es von Toni, der scheinbar alle Mühe braucht, ernst zu bleiben. Seine Stimme ist durch den Mundschutz gedämpft und durch seine Schutzbrille, die er trägt, habe ich ihn fast nicht erkannt. Sein Oberkörper steckt in einem orangenen Einwegkittel, der ihm bis zu den Knien reicht, die Enden der Ärmel enden in blauen Gummihandschuhen. Durch das Lachen schüttelt mich ein erneuter Hustenanfall, wobei Toni an das offene Fenster flüchtet. „Woher hast du das ganze Zeug denn?", frage ich schließlich, als mein Husten endlich abgeebbt ist.

„Hat Tabea mir gegeben. Ich wollte dich mal besuchen, hatte aber tierische Angst, mich bei dir anzustecken. Sie hat mich auch schon ausgelacht, als sie mich so gesehen hat", grummelt er etwas beleidigt. „Du siehst wunderschön aus." Ich probiere, heimlich ein Bild von ihm zu machen. Doch er bemerkt es und springt vom Stuhl auf, auf den er sich bereits gesetzt hat. „Stopp! Ich bin doch so infektiös!", rufe ich lachend und sofort lässt er von dem Versuch, an mein Handy zu kommen, ab. „Habe ich mich jetzt angesteckt?", fragt er direkt panisch, was mich nur noch mehr zum Lachen bringt. „Du bist richtig doof, weißt du das?", bringe ich zwischen einem Gemisch aus kichern und husten vor. „Selber." Und er will Sanitäter werden? Bei seiner Angst vor Ansteckung? Na ja, wie dem auch sei.

Nach drei Tagen durfte ich das Krankenhaus dann wieder verlassen, nach einer erneuten ganzen Woche zu Hause darf ich auch wieder zur Schule. Meine Freude ist nicht gerade groß, habe ich mich doch langsam daran gewöhnt, von den Männern zu Hause bedient zu werden und lange zu schlafen. Aber was solls, ändern kann ich es ja nicht.

In der Schule werde ich praktisch von Anni zerdrückt. „Wenn du noch was von mir in der Schule haben willst, solltest du mich jetzt loslassen", gebe ich ihr gepresst zu verstehen. „Was fällt dir eigentlich ein, mich so lange in der Schule allein zu lassen?" „Sorry, war nicht gerade meine Absicht. Du hättest mir die Lungenentzündung auch abnehmen können." „Nee, aber danke für das Angebot." Sie schenkt mir noch einen kurzen mitleidigen Blick, ehe wir endlich in den Klassenraum können, der gerade aufgeschlossen wurde. Auch von den anderen Mädchen der Klasse, mit denen ich mich gut verstehe, werde ich umarmt.

Im ersten Block steht Deutsch an. Unsere Deutschlehrerin mochten Anni und ich noch nie sonderlich doll, doch durch den Überraschungstest über das Buch hat sie sich es bei uns völlig verspaßt. Aber gut, da müssen wir eben durch.

Danach würde eigentlich Bio auf dem Plan stehen, doch da unsere Lehrerin nicht da ist, haben wir Vertretung mit unserer Wirtschaftslehrerin. Hätte ich gewusst, dass der Spiegel heute wieder zuschlagen muss, wäre ich definitiv im Bett geblieben. Alex hätte mir das wahrscheinlich auch noch erlaubt, so wie er sich auf den Spiegel verschossen hat.

Wir sollen einfach nur mitschreiben, doch da macht mir mein Stift einen Strich durch die Rechnung. Ich schreibe selten mit Füller, doch genau jetzt, wo ich mal wieder damit schreibe, muss er mir ja unbedingt auslaufen. Genervt stöhne ich auf, was Annis Blick auf mich lenkt, die lauthals loslacht. Mit dem ausgelaufenen Stift in der Hand stehe ich auf und werfe meiner Lehrerin einen Blick zu, um zu bemerken, dass auch sie sehr amüsiert darüber ist. Genervt vor mir her grummelnd verlasse ich den Raum, um mir auf Toilette die Hände zu waschen. Das hätte mir für mein Pech schon gereicht, aber nein, es muss ja noch eine Schippe drauf gelegt werden, wie ich gleich spüren soll. Schmerzlich spüren soll.

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)



7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Where stories live. Discover now