track 16

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Disc 3
Track 16 - Does He Know?
» i catch your eye then you turn away, but there's no hiding the smile on your face «
ZAYN
im dritten Jahr nach der Trennung von One Direction

Trotz all meines Bemühungen hatte Gigi mich zum Tanzunterricht gezerrt. Sie hatte gemeint, dass es wirklich notwendig sei, wenn uns nicht über die Füße stolpern und direkt in unsere Hochzeitstorte fallen wollten. Ich musste mir eingestehen, dass sie damit vollkommen recht hatte. Ich war vermutlich der schlechteste Tänzer, den es jemals gegeben hatte und es wäre ganz egal, wie sehr ich mich anstrengte, nichts würde etwas daran ändern können.

So kam es dazu, dass wir nun mitten in einem Turnsaal standen.  Alle anderen Paare machten sich bereits auf, den Saal zu verlassen. Sie wischten sich mit den Händen den Schweiß von der Stirn und nippten an ihren Wasserflaschen, währenddessen sie Arm um Arm zur Garderobe gingen. Alle außer Gigi und ich. Wir hatten bereits im Vorfeld angefragt, ob wir den Raum nach dem Kurs eine Weile für uns allein nutzen könnten.

"Dafür, dass das eure erste Stunde war, habt ihr euch wirklich gut geschlagen. Nic und ich werden jetzt erstmal in die Cafeteria Mittagessen gehen. Falls ihr Hilfe brauchen solltet, kommt einfach vorbei", rief uns der Tanzlehrer zu und warf sich sein verschwitztes Handtuch über die Schulter. Seine Augen strahlten mit seinem Lächeln um die Wette und auch seine Tanzpartnerin schaute nun zu uns herüber. "Ja, genau. Wir sind immer für euch da", sagte sie.

Gigi und ich wechselten einen verunsicherten Blick. Es war uns durchaus bewusst, dass die beiden es nur gut meinten, doch wir wollten schlichtweg so behandelt werden wie alle anderen Paare hier. Wir wollten einfach wir selbst sein und nicht dieses perfekte Promi-Paar, für das uns alle halten. Schlussendlich waren wir am Ende des Tages Menschen wie jeder andere auch. "Ist schon gut", erwiderte ich daher mit einem sanften Lächeln, "wir wissen es sehr zu schätzen, aber wir kommen schon zurecht. Nehmt euch die Pause, genießt euer Mittagessen und lasst euch nicht von uns aufhalten."

Die beiden nickten verständnisvoll, schulterten ihre Sporttaschen und winkten uns zum Abschied, bevor sie ebenfalls in Richtung Garderobe gingen. "Sie sind süß, findest du nicht auch?", fragte mich Gigi, als die zwei hinter den Türen verschwanden. "Oh ja, die sind wirklich lieb. Aber ich schätze, wir werden sie sowieso noch ein paar Mal sehen müssen. Ich habe die Hälfte der Schritte jetzt schon wieder vergessen", gab ich zu und strich mir verlegen meine Haare zurück. Ich erwartete, dass Gigi sich mit einem belustigten Blick zu mir umdrehen und mir irgendeinen sarkastischen Kommentar an den Kopf werfen würde. Stattdessen jedoch schaute sie weiterhin einfach nur geradeaus. "Vielleicht sollten wir sie auch noch einladen."

"Gigi, das sind unsere Tanzlehrer. Du kannst nicht ständig alle einladen, weil du sie süß findest. Wir haben ohnehin schon viel zu viele Leute eingeladen", bat ich sie mit einem zweifelnden Unterton, woraufhin sie sich zu mir umdrehte und mir in die Augen schaute. Sie sah unglaublich süß aus mit ihren geflochtenen Zöpfen und den kleinen Sommersprossen auf ihrer Nase, was es noch schwerer machte, ihr zu widerstehen. Währenddessen begannen ihre Finger, nach den meinen zu suchen. "Stell dir mal vor, was für ein toller Tag das für die beiden wäre. Sie arbeiten jeden Tag so hart, nur um über die Runden zu kommen. Das ist das Mindeste, was wir tun können", sprach sie mir zu.

Ich verschränkte unsere Hände und strich mit meinen Daumen über ihre Handrücken. "Ich verstehe deinen Standpunkt und klar, sie sind wirklich nett, arbeiten hart und alles - aber sie sind immer noch Fremde. Ich würde mich mit ihnen auf unserer Hochzeit ehrlich gesagt nicht wohlfühlen. Wenn es dir aber wirklich so ein großes Anliegen ist, können wir von mir aus gerne etwas Trinkgeld geben. Und auch ein bisschen Werbung für sie machen", schlug ich vor. Sogleich formten Gigis Mundwinkel ein süßes Lächeln, "etwas Trinkgeld klingt super. Wie heißen die beiden noch mal? Ben und Nicole?" Ich nickte feierlich. " Ja, ich glaube schon. Wir kümmern uns später darum, okay? Oder wir schauen nachher einfach in der Cafeteria vorbei", meinte ich.

Kaum hatte ich das gesagt, drückte mir Gigi einen leichten Kuss auf die Wange. "Ich liebe dich." Wir sahen einander eine Weile in die Augen, ehe sie von mir abließ und an mir vorbei zur Fensterbank ging. Ich wandte mich zu ihr um. Sie griff nach unserer Wasserflasche, drehte sie auf und trank ein wenig. "Willst du einen Schluck?", fragte sie mich danach und schraubte den Stöpsel wieder zu. Der Rest des Wassers schwappte gegen das Plastik. Ich nickte und wollte gerade zu ihr gehen, als sie mir die Flasche plötzlich entgegenwarf. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, sie zu fangen.

Ich trank die Flasche in einem Zug leer. "Oh, da hat aber jemand Durst", neckte Gigi mich, wohingegen ich die Zunge rausstreckte und ihr den Mittelfinger zeigte. Dabei öffnete ich meinen Griff von der Flasche und ließ sie fallen. Ich hörte, wie sie solange über den Boden rollte, bis sie schließlich an einer Wand abstoppte. "Und angepisst." Ich schüttelte den Kopf, "ich bin nicht angepisst. Ganz und gar nicht." Obwohl ich es ernst meinte, klang ich irgendwie ironisch. "Nee, überhaupt nicht", ahmte mich Gigi nach, stemmte die Hände in die Hüften und warf mir einen herausfordernden Blick zu. "Ich bin auch kein großer Fan von diesem einstudierten Tanzen, aber es macht eigentlich ziemlich Spaß und wenn wir uns richtig ins Zeug legen, werden wird alle umhauen. Sobald die Hochzeit vorbei ist, kannst du die ganzen Tanzschritte vergessen. Das werde ich wahrscheinlich auch. Wir müssen nur diesen einen Tanz richtig hinbekommen und ich verspreche dir, dass wir so etwas nie wieder machen müssen."

"Klingt nach einem Deal."

"Wunderbar!", freute sie sich und klatschte aufgeregt in die Hände, "ich würde vorschlagen, wir fangen erstmal ohne Musik an." Danach stürmte sie wieder an mir vorbei, weswegen ich mich wieder in die andere Richtung wandte und direkt auf die verspiegelte Wand blickte. "Komm her", winkte mich Gigi heran. Ich schob meine Hände in die Taschen meiner Jogginghose und ging auf sie zu.

Nebeneinander schauten wir uns gegenseitig in die Augen unserer Spiegelbilder. Wir sahen unheimlich gut zusammen aus in diesen verschmuddelten, grauen Klamotten. Wir brauchten nicht viel Farbe, um den Raum zum Leuchten zu bringen. Gigi schaffte das immer, indem sie einfach den Raum betrat. Mit dem Funkeln in ihren Augen und diesem wahnsinnig schönen Lächeln, das selbst die dunkelsten Tage wie Sommer fühlen ließ.

Ich nahm wahr, wie sie hinter mich ging. "Was machst du da?", fragte ich sie. Ich beobachtete im Spiegel, wie sie ihre Hände an meine Unterarme legte und meine Hände langsam aus den Hosentaschen zog. "Wir fangen damit an, an deiner Haltung zu arbeiten. Die ist nämlich furchtbar", antwortete sie mit einem kleinen Lachen am Ende des Satzes. Auch ich fing unbewusst zu grinsen an, "das kann man nicht abstreiten."

Ihre Finger fuhren über meine Brust zu meinen Schultern, wo sie meinen Oberkörper ein wenig nach hinten drückte. "Und halte den Rücken immer schön gerade. Oh, und heb dein Kinn an." Sie legte nun ihre Hände auf meine Kieferpartie und streckte meinen Kopf etwas zurück. "Wow, das lässt mich ja wie einen selbstverliebten Idioten aussehen", seufzte ich, woraufhin Gigi über meine Schulter zu meinem Spiegelbild blickte. "Zayn. Das lässt dich nur noch umwerfender aussehen. Noch ... eindringlicher." Ich musterte ungläubig ihr Profil, "findest du das?" - "Ich glaube, du weißt ganz genau, wie sehr dass ich das tue."

Danach griff sie meine Hand und hob meinen Arm in die Höhe, um sich in einer Drehung zu mir zu wirbeln. Dabei rutschte sie auf ihren Turnschuhen aus und krachte beinahe auf mich, woraufhin sie in Gelächter ausbrach und sich ihre freie Hand vor den Mund hielt. "Ich hatte gedacht, dass das ein bisschen cooler aussieht.", kicherte sie und ich fing ebenfalls an zu lachen. "Ist schon in Ordnung. Es wäre doch langweilig, wenn alles, was wir tun, perfekt wäre." Sie kam sich allmählich wieder herunter. "Wir sollten auf der Hochzeit besser keine Pirouetten drehen", meinte sie dann mit gesenkter Stimme, wodurch sie nahezu beschämt klang. Ich schüttelte den Kopf und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. "Quatsch, ich würde gern mit dir die Pirouette machen", sagte ich. Daraufhin weitete sie und verdrehte sie die Augen, "das ist ein ziemlich schlechter Scherz für ein Mädchen wie mich." Ich drückte unsere Hände noch fester und zog sie noch näher an mich heran. "Ich meine es ernst", sagte ich, "ich würde wirklich, wirklich gerne mit dir die Pirouette drehen."

Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sofort wand sie sich in einer geschickten Bewegung aus meinen Armen und kam wieder neben mir zum Stehen. Wir lächelten einander für einen kurzen Augenblick an. Obwohl sich meine Beine bereits taub anfühlten und meine Augenlider jeden Moment drohten, zuzufallen, spürte ich, wie ein Schwall von Energie durch meinen Körper strömte. Es war, als könnten meine Hände es nicht abwarten, Gigi herumzuwirbeln, um mit ihr auf den Boden kaputtzutanzen.

half blue skies | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Where stories live. Discover now