track 10

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Disc 1
Track 10 - Everything About You
» without you I can't face it «
ZAYN
im ersten Jahr nach der Trennung von One Direction

Letzte Woche war sie noch Mailand gewesen und bereits heute ging es für Gigi weiter nach Paris. Dann würde sie in ihren Lackschuhen die Champs-Élysées entlangspazieren, sich in einem kleinen Alternativladen einen Kaffee to go bestellen, mir rote Herzen schreiben und noch am selben Abend die Fashion Week eröffnen.

Gemeinsam stiegen wir aus dem Taxi, ich zog die Kapuze etwas tiefer in mein Gesicht. Immerhin war Samstagvormittag und wir an keinem anderen Ort als am Flughafen von London Heathro. Über unseren Köpfen setzten unzählige Flugzeuge zum Landeanflug an. Gigi sah ihnen durch ihre große Sonnenbrille hinterher, während ihr kompakter Rollkoffer über die Fugen des Asphalts klackerte.

„Musst du noch zum Schalter?", flüsterte ich ihr zu, als sich die Schiebetüren hinter uns schlossen. „Nein, das habe ich alles schon online gemacht", erwiderte Gigi und warf mir daraufhin ein kurzes Lächeln zu. Heute war sie ungeschminkt, so wie die meiste Zeit, wenn keine Kameras auf sie gerichtet waren. Ich wünschte mir wirklich, dass sie nicht mehr so viel darüber nachdenken würde, was andere über sie dachten. Sie brauchte diesen ganzen Make-up-Kram nicht, um wunderschön auszusehen. Das tat sie immer.

„Hey, würde es dich stören, wenn ich mir beim Kiosk noch ein paar Zeitschriften holen gehe?", fragte Gigi zögernd. Grinsend ließ ich meinen Blick zu Boden schweifen. Im Laufe der letzten Jahre hatte ich so etwas wie eine Phobie gegen Orte entwickelt, an denen zu viele Menschen auf zu wenig Raum zusammenkamen. Gigi wusste das. Genau deswegen bedeutete es mir umso mehr, dass sie mich fragte. „Klar, kein Problem", meinte ich ihrzuliebe, wandte mich ihr wieder zu und strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Der alte Mann hinter der Kasse schenkte uns keinerlei Beachtung, als wir den Kiosk betraten. Er schien dafür viel zu beschäftigt damit zu sein, in seinem vergilbten Heft Kreuzworträtsel zu lösen. Gedankenverloren lispelte er vor sich unzusammenhängende Wörter hin. Außer uns war ansonsten niemand hier, was mir auch ziemlich recht war. Während ich meinen Blick durch den Laden schweifen ließ, blätterte Gigi ein paar willkürliche Magazine durch. Ihre Sonnenbrille hatte sie zwischenzeitlich in ihr Haar zurückgeschoben. Etwas unbeholfen schob ich meine Hände in meine Hosentasche und blieb an einem Plakat hängen, das mit Tesafilm unordentlich an das Schaufenster geklebt worden war.

Die Vorderseite musste mit einem anderen Motiv bedruckt worden sein, denn ansonsten wäre es mir bereits beim Hineingehen aufgefallen. Ich näherte mich dem Poster ein wenig. Es war quadratisch geschnitten, die Farben schwarz und weiß und manchmal auch ganz bunt. Und dann waren da noch ein paar Tattoos, markante Blockbuchstaben und Kinderaugen. Meine Kinderaugen. Es handelte sich um das Cover meines neuen Albums.

Auf einmal gingen sämtliche Emotionen mit mir durch. Euphorie, Stolz, Liebe. Es verstrichen Sekunden, in denen ich einfach nur dastand und vor mich hin grinste. Nie hatte ich daran geglaubt, dass Träume einmal wahr werden konnten, bis es mir selbst passiert war.

Gigis Kichern riss mich aus meinen Gedanken zurück ins Geschehen. Ruckartig drehte ich mich zu ihr um. Sie war gerade dabei, ihr Portemonnaie in eine der Seitentaschen ihres Trenchcoats zu stecken. Unter einem Arm hatte sie die neueste Ausgabe der Vogue geklemmt, in der anderen Hand hielt sie ihr Handy, mit dem sie mich die ganze Zeit offensichtlich gefilmt hatte. Sofort schoss mir das Blut in die Wangen. „Du wusstest das doch. Hör auf!", lachte ich und zog meine Kapuze bis zu meinem Kinn. „Ich weiß nicht, was du hast. Ich find's süß."

Mein Herz hämmerte nur so gegen meine Brust. Ich griff nach Gigis Hand und zog sie an mich, wobei sie ihr Handy langsam gen Boden senkte. Die Videoaufnahme lief aber noch immer. „Du bist blöd", ärgerte sie mich und ließ mich nur noch mehr in sie verlieben. „Das weiß ich doch." Mein Blick wanderte ihr Gesicht entlang, bis er schlussendlich an ihren Lippen hängen blieb. Kurzerhand schlug der Kassierer räuspernd sein Rätselheft zu.

„Wenn du willst, kannst du auch jetzt schon fahren. Du musst hier wirklich nicht meinetwegen warten." Meine Augen glitten von Gigi zu der Anzeigetafel. „Ich muss die nächsten zwei Wochen ohne dich auskommen, da geh' ich so schnell nirgendwo hin." Ihre Mundwinkel zuckten schwach auf, ihre Arme schlossen sich um meine Hüfte. „Ich vermisse dich jetzt schon", seufzte ich und Gigi grub ihre Nase in meinen Nacken. „Und ich vermisse dich."

half blue skies | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Where stories live. Discover now