track 3

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Disc 2
Track 3 - Little Things
» you'll never love yourself half as much as I love you «
HARRY
im zweiten Jahr nach der Trennung von One Direction


Du schaffst das schon. Du hast schon so vieles geschafft, von denen andere nur träumen können. Du bist da ein bisschen zu sehr wie ich. Du machst dir einfach zu viele Gedanken und das ist vollkommen okay. Aber das Lied ist so gut geworden und das Publikum wird gar nicht anders können, als es zu lieben und zu applaudieren, bis ihnen die Hände taub werden. Ich liebe dich, Harry, ließ ich ihre Worte in meinem Kopf immer und immer Revue geschehen.

Und den Moment danach, als wir uns das erste Mal geküsst hatten.

Außer mir waren hier lediglich der Pianist an seinem weißen Flügel und selbst der hatte mir dem Rücken zugedreht. Unter einem tiefen Atemzug verfestigte ich meinen Griff um das Mikrofon, wobei ich meine Blick über die Gäste an ihren Tischen schweifen ließ. Sie sahen alle gespannt zu mir auf. Kurzerhand setzte ich ein gespieltes Lächeln auf, schließlich sollte hier alles ganz selbstverständlich und professionell wirken.

„Die vergangene Nacht habe ich damit verbracht, mir unzählige Versionen auszudenken, wie ich euch begrüßen sollte. Ob es besser wäre, irgendwelche Anekdoten aus meinem Leben zu erzählen oder einfach nur ein knappes Hallo, ich bin Harry und das ist mein erster eigener Song zu sagen. Wie ihr bemerkt, habe ich mich für nichts davon entschieden", hob ich an. Meine Stimme klang gedrückt und meine Fingerknöchel liefen weiß an, doch ich lachte und die Zuschauer stimmten mit ein.

Meine Worte sprudelten so aus meinem Mund, wie sie mir im Moment in den Sinn kamen. Nach stundenlangem Kopfzerbrechen hatte ich keinen Sinn darin gesehen, dem Publikum einen perfekt auswendig gelernten Aufsatz herunterzurattern. Der ständige Druck, den ich mir gemacht habe, dass heute alles perfekt laufen müsste, war mir letztendlich schlicht und ergreifend zu viel geworden.

Unsicher fuhr ich mit dem Zeigefinger den umgestülpten Ärmel meines Leinenhemdes nach. „Einige von euch haben mich in den letzten Wochen vielleicht schon einmal im Fernsehen spielen oder ein Interview geben gesehen und viele von euch denken bestimmt, dass ich das Rampenlicht mittlerweile schon mehr als gewohnt sein müsste." Die Kameramänner fuhren näher an mich heran und die Scheinwerfer leuchteten vermehrt auf.

„Wie ich sehe, stimmt ihr mir da zu", fuhr ich schließlich fort. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie der Moderator mit seinem Zeigefinger mehrfach auf das Ziffernblatt seiner Armbanduhr tippte. Vermutlich schweifte ich wieder einmal wieder viel zu sehr aus und hatte das Zeitkontingent bereits maßlos ausgeschöpft. Ohne ihm großartig an Beachtung zu schenken, widmete ich meine Aufmerksamkeit weiterhin dem Publikum.

„Am liebsten würde ich mit euch mitnicken, aber das wäre gelogen. Jedes Mal aufs Neue bin ich aufgeregt, wenn ich auf der Bühne stehe - insbesondere jetzt gerade." Ich zog meine Unterlippe zwischen die Zähne und kaute nervös auf ihr herum, ehe ich mich von Mikrofon weglehnte und in meine Faust räusperte. "Auf diesen Abend habe ich monatelang hingefiebert. Darauf, mit meinem ersten eigenen Lied aufzutreten. Ich hoffe, ihr liebt es genauso sehr wie ich. Es heißt Sign of the Times."

Die gesamte Situation spielte sich wie eine Filmszene ab. Der Mann am Piano warf mir einen Blick über die Schulter zu, woraufhin ich ihm ein befürwortendes Lächeln schenkte. Kaum einen Herzschlag später hallten die ersten Noten durch den Ballsaal und um mich herum verschwamm alles in einen einzigen Nebel aus Dunkelheit. Gelegentlich stach das Blitzlicht einer Handkamera heraus.

Mein Herz schlug so schnell, dass ich kaum Raum hatte, zu atmen. Ich presste meine Lippen zusammen und ließ meinen Blick auf meine schwarzen Lackschuhe senken. Sie waren völlig unbequem, aber sie hatten einfach zu gut ausgesehen, um sie nicht zu tragen. Die Scheinwerfer reflektierten sich auf ihnen in so vielen Facetten und Formen, dass es sich so anfühlte als würde ich in die unendliche Weite des Universums starren.

Im Takt trommelte ich mit den Fingern auf dem Kunststoff, meine Silberringe klirrten aneinander. Ich nahm einen scharfen Atemzug, dann kippte ich das Mikrofon etwas näher an mich heran. In diesem Moment existierte für mich nichts Anderes als ich und die sanften Klaviertöne. Ich setzte zur ersten Silbe an.

Währenddessen glitten meine Augen an den Fenstern und Türen vorbei. Irgendwo dort draußen war gerade Estelle und machte sich fertig, um von ihrer Arbeit so schnell wie möglich zu mir zu kommen. Sie trug heute Strumpfhosen, das hatte sie mir schon vorher gesagt und sie freute sich so sehr, da sie in der Arbeit nie welche tragen konnte. Jedes Mal, wenn ich ein weiteres Wort sang, konnte ich die Reste ihres Lippenbalsams schmecken.

Und ich wollte nicht, dass ich das jemals verlor.

half blue skies | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt