track 1

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Disc 3

Track 1 - Best Song Ever

» i know, you know, i know you'll remember me «

ZAYN

im dritten Jahr nach der Trennung von One Direction


„Du machst mir Angst", zögerte ich und blieb am Asphalt stehen, währenddessen Gigi die Stufen zur Veranda ihres Elternhauses hochging. Sie drehte sich zu mir um, der hohe Kragen ihres Mantels verdeckte ihr halbes Gesicht. „Ach wirklich? Und ich dachte du hättest deine Augen schon aus Vorfreude so weit aufgerissen", erwiderte sie lachend, „aber keine Sorge, meine Eltern werden dich schon nicht auffressen. Nicht an deinem Geburtstag."

Ich reckte meinen Kopf und ließ meinen Blick über die Fensterscheiben gleiten, doch die Vorhänge waren zugezogen. Allmählich setzte ich einen Fuß auf die nächste Stufe. „Das meine ich doch gar nicht. Nach all dem Drama würde ich mich an deren Stelle auch nicht mehr sehen wollen." Ich machte einen weiteren Schritt, „seit ein paar Tagen bist du ganz anders als sonst und heute ganz besonders. So flatterhaft kenne ich dich nicht." Daraufhin zog Gigi ihre Augenbrauen zusammen und ihre Lippen zu einem belustigten Grinsen, „flatterhaft?"

Man konnte ihr förmlich ansehen, wie sie das Wort in Gedanken immer wieder Revue geschehen ließ. Um ihre Nase bildeten sich unzählige Fältchen, ihre Zähne blitzten hervor. „Ich muss mir ja viel anhören lassen, aber flatterhaft ... so hat mich wirklich noch nie jemand genannt", meinte sie schließlich und ließ mich für einen kurzen Augenblick die Anspannung vergessen, die sich wie eiserne Seile um mein Herz gewunden hatte. Sie reichte mir ihre Hand und ich griff nach ihr. Trotz der Minusgrade fühlte sie sich ganz warm an.

Sie zog mich die letzte Stufe hoch, ehe sich ihre Finger mit den meinen verschränkte. Der Mondsichel spiegelte sich in ihren Augen wider. „Ich hoffe, der Tag hat dir gefallen", wisperte sie kaum hörbar. Ihr Atem zeichnete dabei ein paar Schwaden in die Luft. Ich zog sie etwas näher an mich und legte den anderen Arm um ihre Hüfte. „Natürlich hat er das. Ich würde rein gar nichts daran ändern wollen." Sie lächelte erneut, ihre Finger löste sich aus meinen und ich bemerkte, wie sie stattdessen die Türklinke herunterdrückte.

Im nächsten Moment überschlug ein Eindruck den nächsten. Am Geländer der Wendeltreppe ragten unzählige weiße Luftballons bis an die Decke, Geschenke stapelten sich auf dem Esstisch und rund um den Türrahmen standen die Menschen versammelt, die ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Perplex ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern.

„Gut, vielleicht war ich in letzter Zeit doch etwas flatterhaft", flüsterte Gigi mir derweil zu. Ihre Stimme klang aufgeregt und ich spürte, wie sie ihre Arme um mich schloss und mir einen Kuss auf die Wange drückte, „ich weiß, du magst Überraschungen überhaupt nicht, aber ich hab' mir gedacht, die hier könnte dir ganz gut gefallen." „Ich ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist unglaublich."

Ich wischte meine schwitzigen Hände an meiner Jeans ab und trat in den Raum ein, wo ich sogleich von allen Seiten begrüßt und in tiefe Umarmungen gezogen wurde. Von meinem alten Freundeskreis aus Bradford bis hin zu meinen und Gigis Eltern waren alle ausnahmslos gekommen. Es fiel mir schwer, meine Emotionen unter Kontrolle zu halten.

Während Gigi sich mit ihrem Bruder unterhielt, blieb ich bei einer der letzten Personen in der Reihe stehen - meiner Mutter. Ich konnte spontan gar nicht einschätzen, wann wir einander das letzte Mal gesehen hatten. Sie sah gut aus in dem Satin und die neue Haarfarbe ließ sie um Jahre jünger wirken. Bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte, fiel ich ihr um den Hals. Zunächst stolperte sie ein Stück nach hinten, legte dann aber beide Hände auf meinen Rücken und grub ihre Nasenspitze in den Stoff meines Pullovers.

Es dauerte nicht lange, da spürte ich eine weitere Person liebevoll über meine Schulter streichen. Ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass es mein Vater war. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich euch vermisst habe", sagte ich, wobei ich zwischen den beiden hin und her sah. Meine Mutter legte ihre Hände an mein Kiefer und wischte mir mit dem Daumen die Tränen aus dem Gesicht. „Oh, doch, das können wir, glaub mir. Es ist kein Tag vergangen, an dem wir nicht an dich gedacht haben und uns gewünscht haben, dass du bei uns wärst", meinte sie.

Schuldbewusst presste ich die Lippen zusammen. Obwohl ich wusste, dass mir niemand böse war, konnte ich mein schlechtes Gewissen nicht ausblenden. Ich spürte meinen Vater mir den Nacken bis in meine Haare entlangfahren, die er letztendlich so wirr wuschelte, dass sie mir strähnenweise ins Gesicht fielen.

Die Stimmung lockerte ein wenig auf, als im Hintergrund Musik aufgedreht wurde. Zuerst war sie ganz leise, weswegen ich genauer hinhören musste, um das Lied zu erkennen. Wie aus Reflex ließ ich von meinen Eltern ab. „Das ist doch jetzt ein schlechter Scherz, oder?", rief ich durch den Raum und drängte mich an den anderen vorbei. Das Blut schnellte wie einzelne, kleine Stromstöße durch meine Adern und die Gespräche um mich herum erloschen immer mehr je weiter ich mich nach vor kämpfte.

Best Song Ever.

Gerade, als ich nach der Fernbedienung auf der Kommode greifen wollte, kam mir jemand zuvor. Abrupt kam ich ins Stehen, meine Augen wanderten über das Profil der Person und mein Puls, der noch eben durch meinen Körper gerauscht war, stand nun still.

Kurzerhand drehte ich meinen Kopf zu Gigi, die mir bestätigend zunickte und widmete mich daraufhin erneut wieder der Person vor mir. Ich schaute von den Tattoos auf seinen Unterarmen zu dem enganliegenden Sweatshirt, durch das sich seine Bauchmuskeln zeichneten. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine leichte Zornesfalte, als er auf der Fernbedienung nach der richtigen Einstellung zu suchen schien. Dann wandte er sich um und rief, „Niall, wo bist du? Du Idiot hast die falsche Playlist eingestellt."

„Liam?"

Er wirbelte um seine halbe Achse und sah mir derart intensiv in die Augen, dass ich unbewusst ein wenig zurückwich. Die Anspannung verflog mit einem Mal aus seinem Gesicht. „Oh, hey, Zayn. Alles Gute!", gratulierte er mir. Sein Lächeln wurde mit jedem Wort ein wenig breiter. Liam beugte sich zu mir nach vor und zog mich in eine innige Umarmung, indem er seine Arme um meinen unteren Rücken sowie um meine Schultern legte. Ein wenig unbeholfen tätschelte ich auf seinem Shirt herum.

„Was machst du hier?", fragte ich ihn, als wir voneinander abließen. „Gigi hat uns eingeladen", antwortete er, woraufhin ich an ihm vorbeischaute und mit den Augen den gesamten Raum absuchte, jedoch niemanden der anderen drei entdecken konnte. Sichtlich verwirrt legte ich den Kopf schief, „ihr?" - „Na, ich und die Jungs eben. Lou und Harry konnten leider nicht kommen, aber Niall müsste eigentlich hier irgendwo sein ... ah, da ist er ja!"

Liam streckte eine Hand in die Höhe und ich folgte seinem Blick. Tatsächlich kam Niall gerade mit einer ungeöffneten Dose Sodawasser aus der Küche direkt auf uns beide zuspaziert. Wohingegen Liam noch fast genauso aussah wie früher, hätte ich Niall beinahe nicht wiedererkannt. „Ich hab' leider nirgends ein Bier finden können, aber falls du ... ", hob Niall an, brach jedoch ab, als er mich bemerkte. Er steckte die Dose so gut es ging in eine seiner vorderen Hosentaschen, kam auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen.

„Sieht so aus, als wäre die Party heute nicht die einzige Überraschung gewesen. Es tut so gut, dich wiederzusehen, Zayn", meinte er grinsend, woraufhin ich entschlossen den Kopf schüttelte. „Ich freue mich, euch wiederzusehen, wirklich. Auch, wenn es vermutlich überhaupt nicht so wirke."

Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie Liam verständnisvoll vor sich hin nickte. „Für uns ist die Situation doch genauso ungewohnt wie für dich. Aber es ist echt schön, dich zu sehen - und zu sehen, was für tolle Menschen du um dich hast." Er schaute sich demonstrativ im Raum um. Und er sah dabei so glücklich aus, dass selbst ich nicht anders konnte als ein bisschen zu weinen. 


half blue skies | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Onde histórias criam vida. Descubra agora