track 12

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Disc 1
Track 12 - Save You Tonight
» you should open your eyes but they stay closed «
LIAM
im ersten Jahr nach der Trennung von One Direction

Verschlafen streckte ich meine Arme aus und wollte sie um Josie legen, aber alles, was ich unter meinen Fingern spürte, war mein Matratzenbezug. Ich öffnete die Augen und ließ meinen Blick durch den Raum wandern. Die Bettseite neben mir war leer, die Vorhänge halb aufgezogen und das Sonnenlicht blendete mich derart, dass ich vor Schmerz die Augen zusammenkneifen musste. Aus dem Nebenraum hörte ich das Scheppern von Kochtöpfen.

Missmutig setzte ich mich auf. Mein Nacken war verspannt und mein Kopf tat weh. Zwischen den Laken hing noch immer Josies Duft. Ich stand auf, suchte zwischen den am Boden verteilten Klamotten meine Boxershorts hervor und zog sie mir unordentlich an.

„Guten Morgen", murmelte ich, währenddessen ich barfuß über den Parkettboden tapste und mich auf einen der Barhocker fallen ließ. Der weiche Samt schmiegte sich an meinen nackten Rücken. „Guten Morgen, Liam." Josie drehte sich zu mir um, in den Händen hielt sie jeweils die Hälfte einer auseinandergeschlagenen Eierschale. Ihren roten Bademantel hatte sie in einer engen Schleife um ihre Hüften zusammengebunden, die Haare hingen in nassen Strähnen über ihre Schultern und in der Pfanne hinter ihr knisterte es nur so vor Öl.

„Rührei mit Tomaten, Zwiebeln oder Pfifferlingen? Oder willst du vielleicht doch lieber ein Spiegelei?", fragte sie mich. Mein Blick glitt auf das Chaos, das sie angerichtet hatte. Josie musste wohl jede einzelne Schublade bis aufs Gründlichste durchsucht haben, denn ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern, jemals Pfifferlinge gekauft zu haben. Ahnungslos strich ich mir mein verwuscheltes Haar aus dem Gesicht. „Spiegelei klingt gut", meinte ich schließlich. Nickend nahm Josie die Pfanne zur Hand und schwenkte das Ei hin und her.

„Bist du eigentlich schon nervös?", fragte ich sie. Meine Stimme klang brüchig, weswegen ich mich mehrfach in die Faust räuspern musste. „Nein, ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich glaube, ich realisier' das Ganze erst so richtig, wenn ich dann vor dem Altar stehe und merke, dass es kein Zurück gibt", lachte sie und drehte sich für einen Augenblick zu mir um. „Alles okay bei dir, Liam?" „Keine Sorge, alles in bester Ordnung", erwiderte ich und schüttelte dabei unbewusst meinen Kopf, „ich habe einfach nur schlecht geschlafen. Falls ich überhaupt geschlafen habe." Gähnend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. „Oh je, hab' ich mich etwa doch zu sehr ausgebreitet?", neckte Josie mich, wobei sie das fertig gebratene Spiegelei mit dem Pfannenwender auf einen Teller hob.

„Voilà."

Josie stellte den Teller und ein Glas mit frisch gepresstem Orangensaft vor mir ab. Sie selbst setzte sich lediglich mit einem Glas Wasser neben mich. Zumindest hatte ich zuerst gedacht, es wäre Wasser, aber Wasser roch nicht nach Desinfektionsmittel. „Du weißt, dass du immer mit mir über alles reden kannst", meinte sie und strich mir sanft über den Unterarm. „Mhm." Zaghaft schnitt ich das Spiegelei an. Am Rand war es verbrannt, aber in meinem Zustand war ich einfach nur froh, dass da wenigstens irgendwas auf dem Teller lag. Eine Weile lang sagten wir beide nichts und ich verzog das Gesicht, als ich schließlich auf dem Eiklar herumkaute. Das Ei war innen noch komplett roh.

Hastig griff ich nach dem Orangensaft und spülte den Bissen meine Speiseröhre hinunter. Bestimmt war Josie eine Frau mit vielen Talenten, aber ihre Kochkünste und ihre Partnerwahl gehörten da definitiv nicht dazu. „Schmeckt es nicht?", fragte sie mich. „Nein, wie gesagt - ich bin einfach nur viel zu müde." Ich lächelte ihr kurz zu, doch sie verdrehte die Augen. „Du bist ein verdammt schlechter Lügner, hat dir das schon mal jemand gesagt?" Dann zog sie den Teller mitsamt Besteck zu sich rüber. Ich sah ihr dabei zu, wie sie das Spiegelei Stück für Stück auseinanderschnitt und ohne große Umstände bis auf den Rest aufaß. Lächelnd ließ sie Messer und Gabel auf den Tellerrand klirren, während ich noch immer versuchte, mit meiner Zunge den Nachgeschmack in meinem Gaumen loszuwerden

„Es ist einfach so komisch, zu wissen, dass wir uns nicht mehr sehen werden", wechselte ich auf das Thema von vorhin zurück. Gedankenverloren starrte ich auf den Boden. Josie trank nebenbei ihren Vodka leer und ließ das Glas über den Tresen schlittern. „Es ist doch nicht so, dass wir uns gar nicht mehr sehen können, Liam. Nur anstatt bei dir vielleicht draußen und gemeinsam mit ein paar anderen Freunden." Josie schloss ihre Arme um meinen Nacken und drückte mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie aufstand und zurück ins Schlafzimmer ging.

Mit verschränkten Armen lehnte ich im Türrahmen. Josie hob ihre Klamotten von gestern auf und setzte sich damit auf die Bettkante. „Wir beide können unmöglich in der Öffentlichkeit gesehen werden. Das hat mir das Management erst letzte Woche gefühlt hundertmal erklärt. Sonst kann ich das mit dem Vertrag gleich vergessen", sagte ich, aber sie zuckte lediglich mit ihren Schultern und zog an einem Ende der Schleife ihres Bademantels, „ich weiß. Das hast du mir schon öfters gesagt, Liam." Sie streifte sich den Stoff von ihren Schultern und obwohl wir einander schon unzählige Male ohne Kleidung gesehen hatten, schaute ich von ihr weg.

„Brandon und ich haben es uns versprochen Ab morgen gibt es dann endlich und offiziell nur noch ihn und mich gegen den Rest der Welt." Immer, wenn Josie von ihm sprach, wurde ihre Stimme ganz weich. „Ich hoffe, du bist dir wirklich sicher, dass er der Richtige ist", seufzte ich. So sehr ich es ihr auch ans Herz gelegt hatte, die Hochzeit noch einmal zu überdenken, war sie von ihrer Entscheidung nicht abzubringen. „Das ist er doch schon seit Anfang an. Es wird wundervoll", schwärmte sie und warf mir ihren Bademantel zu, den ich mit einer simplen Handbewegung auffing.

Sie schlüpfte mit den Zehenspitzen durch ihren Tanga und setzte sich danach etwas auf, um ihn ihre Beine entlang hochzuziehen. Sie warf mir einen frechen Blick zu und schnappte nach ihrem BH. „Was machst du heute eigentlich noch so?", schweifte sie ab und machte sich daran, sich ihr Sommerkleid überzuziehen.

„Nicht sonderlich viel. Ich werde nachher ins Studio gehen und bis in die Nacht an den Entwürfen weiterarbeiten", antwortete ich knapp. Josie streifte sich indessen den Rock zurecht und band ihre Haare zu einem unordentlichen Dutt. „Klingt doch gut. Geht's in dem ein oder anderen Song auch um mich?" Als sie auf mich zukam, formten sich Lippen allmählich zu einem herausfordernden Grinsen. „Nicht nur in einem", flüsterte ich und schloss meine Arme um Josies Hüfte. Sie fuhr zunächst mit ihren Augen und dann mit ihren Fingern mein Unterkiefer entlang. Der Verlobungsring kratzte an meinen Bartstoppeln.

Sie küsste mich ein letztes Mal.

half blue skies | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt