track 9

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Disc 5
Track 9 -  Olivia
» please believe me, don't you see the things you mean to me? «
LIAM
im fünften Jahr nach der Trennung von One Direction

"Ein Bier kann zwar auch nicht die Welt verändern", seufzte ich und reichte Niall die noch kalte Glasflasche, "aber es macht das Leben so viel erträglicher." Ich ließ mich neben ihm auf die Couch fallen und verschränkte meine Hände über meinem eigenen Bier. Mein Blick wanderte an Nialls Profil entlang, seinen Augen, die auf den Holzboden starrten und seinen Lippen, die verzweifelt zu versuchen schienen, etwas zu sagen. Vorsichtig beugte ich mich ein wenig zu ihm hinüber und streichelte ihm über den Rücken. Aber noch immer sah er mich nicht an. Stattdessen umklammerte er die Flasche nur fester, bis seine Finger weiß anliefen. "Du hättest ihn sehen müssen. Es war surreal. Mehr als alles, was ich je miterlebt habe. Gott, ich bekomme schon bei dem bloßen Gedanken daran Gänsehaut", seufzte er.

"Es war eine schwierige Situation für euch alle drei. Ich denke, alles, was ihr im Augenblick tun könnt, ist, Noah wissen und fühlen zu lassen, dass er nicht alleine ist. Weißt du, trotz allem, was zwischen euch passiert ist, ist er immer noch ein Mensch und ihr habt auch eine Vergangenheit, in der ihr eigentlich ziemlich gute Freunde wart. Und dass du Emma den Freiraum gibst, den sie momentan braucht, auch wenn es dir vielleicht gerade jetzt sehr schwerfällt", sagte ich zu ihm und zwang mir ein gekünsteltes Lächeln ins Gesicht. Es tat unheimlich weh, ihn so zu sehen, wo Niall doch endlich das zu bekommen schien, woran er so lange festgehalten hatte. Emma. Und vielleicht irgendwann Emma und ihn.

Er nahm einen tiefen Atemzug, "es ist mehr als zehn Jahre her, weißt du. Ich bin herumgereist, habe mehr Frauen getroffen, als ich mir je hätte vorstellen können, und trotzdem war sie es. In dem Moment, als ich ihre verdammte Stimme hörte, wusste ich, dass sie es immer noch war. Ich brauchte sie nicht einmal zu sehen. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist." Für einen kurzen Moment sah er zu mir hinüber, blickte aber sofort wieder auf das Bier und nahm einen Schluck, und ich tat dasselbe. "Ich auch nicht."

"Glaubst du, ich bin mit schuld daran, dass sie mit Noah Schluss gemacht hat?"

"Du bist für sie da gewesen, Niall, als sie dich am meisten gebraucht hat. Du hast viel gemacht, aber du hast definitiv nie etwas falsch gemacht."

Nickend beugte sich Niall zum Couchtisch und stellte die Bierflasche ab. Er hatte nicht einmal drei Schlucke getrunken, aber das war mehr als okay. "Obwohl ich ehrlich sagen muss, dass ich nicht gedacht hätte, dass wir uns ein paar Jahre nicht mehr sehen würden. Und irgendwie bin ich so froh, dass du hier bist. Auch wenn das wahrscheinlich unglaublich beschissen und unsympathisch klingt, aber ich habe dich einfach so verdammt sehr vermisst. Ich war so daran gewöhnt, dass du hier bist, dass ich gar nicht mehr wusste, wie es ist, alleine zu leben", sprudelte es aus mir heraus, woraufhin Niall plötzlich wieder zu mir aufsah. Diesmal sah er nicht mehr weg. Er lächelte.

"Ich habe dich auch vermisst. Irgendwie", gab er schließlich zurück, ich rollte lachend mit den Augen und er schob sich alleine von der Couch hoch. Ich beobachtete, wie er die Hände in die Vordertaschen seiner Jeans steckte, wie er es immer tat, während er langsam durch den Raum ging. Seine Augen wanderten an den Backsteinwänden entlang, als hätten sie noch nie welche gesehen. "Ich kann dir nicht versprechen, was passieren wird, Liam. Ehrlich. Vielleicht bleibe ich hier in London, vielleicht gehe ich für eine Weile zu meiner Familie zurück, vielleicht ziehe ich eines Tages zu ihr. Wir wissen es nicht und das ist alles, was ich weiß. Aber ich kann dir versprechen, dass niemand je ein Auto oder ein paar Backsteinmauern so wie ein Zuhause fühlen lässt, wie du es getan hast."", er drehte sich zu mir um, "ich will nicht zu kitschig werden und ich weiß, du denkst wahrscheinlich, dass ich wieder nur herumalbere, aber Liam, ich meine das gerade tatsächlich ernst."

Mit einem letzten Schluck Bier stand ich ebenfalls auf und ging zu ihm hinüber. "Es ist, weil wir beste Freunde sind. Und vielleicht, weil wir Seiten aneinander gesehen haben, die niemand sonst gesehen hat. Und trotz allem und durch alles hindurch sind wir immer noch hier. Das ist selten", antwortete ich, "und dafür bin ich mehr als dankbar. Ich würde alles noch einmal genauso machen. Rein gar nichts würde ich anders machen wollen." Ich ging mit ihm durch den Korridor zu der kleinen Studioecke, die ich inzwischen eingerichtet hatte. Der damals nackte Raum war nun voll eingerichtet mit Monitoren, Computern, vielen Kabeln und einigen Mikrofonen auf der anderen Seite der Trennwand.

"Ich habe ein paar geschrieben, seitdem ich das Label eröffnet habe, weißt du", sagte ich. Sofort zuckten Nialls Mundiwnkel nach oben. "Ach, hast du das? Ich bin sicher, du wirst sie mir jetzt zeigen, oder? Schließlich sind wir doch so etwas wie beste Freunde, oder?", neckte er mich. Ich schüttelte den Kopf und lachte ihn aus. "Ich spiele am nächsten Wochenende die erste Show in Wolverhampton. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du Lust eventuell hättest, vorbeizukommen. Bevor keiner von uns weiß, wohin es dich als Nächstes verschlägt." Kaum hatte ich das gesagt, verzog Niall die Lippen und schaute frech zu mir herüber.

"Ich komme nicht vorbei, ich komme mit."

half blue skies | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Where stories live. Discover now