track 10

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Disc 5
Track 10-  What A Feeling
» what a feeling to be right here beside you now holding you in my arms «
LOUIS
im fünften Jahr nach der Trennung von One Direction

Mama war wieder krank.

Mit der erneuten Erkrankung meiner Mutter war mein schlimmster Albtraum wahr geworden. Alles, was ich mir für sie wünschte, war, dass sie einfach nur glücklich war und dass meine Geschwister die Krankheit nicht noch einmal miterleben mussten, vor allem nicht Doris und Ernest, die noch zu klein waren, um zu begreifen, was passierte.

Seit Fizzy es mir gesagt hatte, drehten sich in meinem Kopf nur zwei Fragen – ob meine Eltern und Geschwister zu uns nach Los Angeles ziehen wollten oder ob wir zu ihnen zurück nach Doncaster ziehen würden. Für mich gab es keine Zwischenlösung.

Es war nicht so, dass ich dermaßen große Angst hatte, dass meine Mutter den Kampf verlieren könnte, dass ich sie so nah wie möglich bei mir haben wollte. Ich habe damals an sie geglaubt, und das tat ich auch jetzt genauso. Aber beim letzten Mal war ich noch Teil der größten Boyband der Welt und hin- und hergerissen von Welttourneen und Geschäftsterminen. Alles, was ich meiner Familie an Unterstützung geben konnte, waren nächtliche Anrufe und unzählige Entschuldigungen. Jetzt, wo ich die Zeit und die Freiheit hatte, mich zu entscheiden, wollte ich so viel wie möglich für meine Familie da sein und meine Mutter und Geschwister auf jede erdenkliche Weise unterstützen.

Schließlich war das Gesundheitssystem in Los Angeles wirklich gut und die Teenager waren gerade in einem idealen Alter für einen Umzug - Lottie hatte gerade ihre Ausbildung zur Visagistin abgeschlossen, Fizzy würde im kommenden Herbst ein Studium an der Universität beginnen und Phoebe und Daisy befanden sich in den Ferien zwischen Mittel- und Oberstufe.

So kam es, dass meine Mutter unser altes Haus weiterverkaufte und von dem Geld eine Wohnung in meiner Nähe kaufte, in der sie, Dan und meine jüngeren Geschwister leben würden. Lottie und Fizzy würden zu mir und Freddie ziehen.

"Das Haus ist wirklich wunderschön", seufzte meine Mutter, als sie mit Dan in der Hand durch die Flure meines Hauses ging, "noch schöner als auf den Bildern. Kein Wunder, dass Freddie hier nicht wegwollte." Grinsend schob ich meine Hände in meine Hosentaschen. "Ja, er liebt es hier. Besonders die Aussicht. Manchmal sitzt er einfach in seinem Zimmer und sieht zu, wie die Sonne hinter dem Meer versinkt. Es fasziniert ihn jedes Mal aufs Neue."

Liebevoll blickte sie aus dem großen Fenster vor ihr, wo Freddie gerade mit Ernest und Doris ein paar Gräben in den Boden grub, während Daisy ihnen einen weiteren Eimer mit Wasser brachte, den sie später einfüllen und so ihre eigene kleine Flusslandschaft schaffen würden

"Es ist unfassbar schön, wie gut die Kinder miteinander auskommen. Du hast das mit Freddie gut gemacht", sagte Dan zu mir. Ich nickte ihm dankbar zu, "Briana auch. Wenn sie nicht wäre, wäre Freddie genauso ein Chaot wie ich. Er ist wirklich der Beste. Zu sehen, wie sich seine kleine Persönlichkeit Tag für Tag weiterentwickelt, ist ... es ist - du hast es gesagt - einfach unfassbar schön."

"Ich sehe tatsächlich viel von dir in ihm. Du warst genauso neugierig und aufgeweckt, wie er es ist. Und Gott, eure Augen. Ihr habt beide die gleichen hellblauen Augen", schwelgte meine Mutter und ihr Blick verlor sich in der Ferne. Ich schaute zu ihr hinüber und beobachtete, wie sie den Kindern beim Spielen zusah. Ihr dunkles Haar, ihre blasse Haut und ihre immer geröteten Wangen. Je länger ich sie ansah, desto sicherer war ich, dass Freddie nicht meine Augen hatte. Er hatte ihre.

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht ging ich ein paar Schritte nach vor und fasste an die Klinke der Terrassentür. "Wollen wir mal nach den Mädels schauen?", fragte ich und ließ meinen Blick zwischen Mama und Dan hin und her wandern. Auch sie sahen sich kurz an, nur um dann zustimmend zu nicken.

Ich öffnete die Tür und ließ die beiden vor mir her in den Garten gehen. Im Vorbeigehen hielt Mom vorsichtig ihr langes Sommerkleid hoch, damit sie nicht über die Türschwelle stolperte oder sich mit den Absätzen ihrer Pumps verfing. Behutsam drückte ich die Tür hinter uns wieder zu.

Heute roch die Luft nicht nach Salzwasser. Stattdessen roch sie nach frisch gemähtem Gras, Freddies Lieblingsbonbons und Grillfleisch. Ich beugte mich vor, um einen Blick auf unseren kleinen Pavillon zu werfen. Zwischen den Sitzgarnituren und dem Griller war Daisy fleißig damit beschäftigt, eine Platte nach der anderen an den Tisch zu bringen. Währenddessen stellten Fizzy und Lottie ein paar Gläser und Limonadenflaschen auf.

"Erinnerst du dich noch an unser letztes Gartendinner, Lou?"

Dans ironische Stimme zog meine Aufmerksamkeit von meinen Schwestern zurück zu ihm. Ein wenig beschämt fuhr ich mir mit dem Handrücken über die Stirn. "Natürlich weiß ich das. Danke, dass du mich daran erinnerst", seufzte ich und presste die Lippen aufeinander, um nicht weiterzureden. Die Bilder in meinem Kopf waren mir genug, ich brauchte wirklich keine Worte, die weiter ins Detail gingen.

Avas weiß lackierte Fingernägel.

Avas Nervosität.

Avas ölverschmierte Lippen, die es mir so schwer gemacht hatten, sie nicht an mich zu ziehen und sie zu küssen.

Und allem voran zuletzt meine Mutter, die damals genauso krank war, wie sie es jetzt war.

"Ja, jeder macht mal Fehler, schätze ich", versuchte ich, das Thema zu beenden, doch meine Mutter kam mir zuvor. "Du hast nie einen Fehler gemacht, Lou. Du mochtest sie und dachtest, das ist es wert. Aber am Ende des Tages hättest ihr die Welt schenken können und es wäre ihr egal gewesen." Ich zuckte mit den Schultern, "wahrscheinlich ist es das Beste, wenn wir es nie herausfinden."

Ich wandte mich von ihnen ab und ging auf Freddie, Ernie und Doris zu. Ich hasste es, über Ava zu tratschen. Obwohl sie viel falsch gemacht hatte, konnte ich sie nicht hassen oder gar wütend auf sie sein. Immerhin war sie einmal das Mädchen, mit dem ich mein restliches Leben verbringen gewollt hatte, gewesen. Bis heute meldete ich mich noch alle paar Monate bei ihr, um sie zu fragen, wie sie mit all dem zurechtkommt, was passiert war und auch jetzt gerade in ihrem Leben passierte. So wie ich es auch bei Eleanor und Briana tat. Aber das würde ich lieber für mich behalten.

Freddies Augen leuchteten sofort auf, als er mich auf ihn zukommen sah. "Hey, Großer", ich sah über all die inzwischen mit Wasser gefüllten Gräben und Löcher, die er und die Zwillinge gegraben hatten, "was habt ihr denn da gebaut?" Freddie biss sich daraufhin sichtlich verwirrt auf die Unterlippe. "Erkennst du es nicht wieder?", fragte er mich. Ich ließ einen weiteren Blick über den Grund gleiten. Das, was die Kinder gebaut hatten, sollte kein Fluss sein, es war eher ein großer See, umgeben von unzähligen kleineren, die allesamt durch ein paar dünne Wasserläufe miteinander verbunden waren.

Der Druck von Freddies kleinem Zwicken in meinem Bauch riss mich aus meinen Gedanken. "Das ist Doncaster, Papa." - "Doncaster?" Ich klang wie in Schock. "Ja. Ich wollte wissen, wie es aussieht, und deshalb habe ich Ernie und Doris gebeten, es mit mir nachzubauen. Da drüben", er hüpfte über die Seen und deutete auf ein paar festgeklebte Stöcke, die von Gräsern zusammengehalten wurden und von einigen großen Blättern bedeckt waren, "das ist das Haus, in dem du früher gewohnt hast, richtig?" Ich ließ mich auf die Knie sinken, als ich ihm folgte. Erst jetzt sah ich, dass exakt neun Playmobilfiguren in das Haus gestellt hatte. Eine Frau, einen Mann, fünf Mädchen und zwei Jungen.

"Natürlich ist es Doncaster", flüsterte ich, "es ist toll. Das hast du toll gemacht." Ich strich ihm liebevoll ein bisschen Erde von der Wange, während er strahlend zu mir aufblickte. Doncaster würde immer ein Teil unserer Familie sein. Ganz gleich, wo wir leben würden.

half blue skies | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Where stories live. Discover now