5. Teil

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Oh man! Was mache ich jetzt? Ein Mädchen stirbt wegen mir, weil ich mit Vollgas auf sie zugerast bin!
Kader hat nur noch drei Tage zum Aufstehen. Wenn sie dann nicht aufwacht, werden die Maschinen abgestellt.
Meine Mutter hatte gerade eben angerufen und mich zum Abendessen eingeladen. Außerdem war mein Bruder Batuhan gerade von seiner Geschäftsreise angekommen.
Ich machte mich fertig und stieg in mein Auto ein.

Ich war angekommen. Auf dem Weg hatte ich noch ein Blumenstrauß für meine Mutter gekauft. Ich parkte ein und stieg aus. Dann klingelte ich. Die Haushelferin machte die Türe auf. "Hoşgeldiniz Burak bey (Willkommen Herr Burak).", sagte sie und ging zur Seite. Meine Mutter erschien im Hintergrund.
"Oğlum! (Mein Sohn!)", sagte meine Mutter und umarmte mich.
"Çok özledim seni. (Ich habe dich sehr vermisst.)"
"Bende, bunlar senin için. (Ich auch, die sind für dich.)", sagte ich und gab ihr den Blumenstrauß.

*Das ganze Gespräch soll türkisch verlaufen, weswegen ich alles auf Deutsch schreibe, um lästige Übersetzungen zu vermeiden.*

"Ich habe dich lange nicht mehr gesehen!", sagte meine Mutter.
"Ich hatte vieles zu tun.", sagte ich.
"Ah, da ist ja Burak.", rief mein Vater die Treppen heruntersteigend. Hinter ihm kam gleich Batuhan.
"Abi (großer Bruder), was machst du so? Du bist wie verschwunden!", meinte Batuhan und wir umarmten uns. 
"Erzähl, wie war deine Geschäftsreise?", fragte ich.
Wir setzten uns an den Esstisch. Er fing an zu erzählen.

Unsere Haushelferin brachte uns türkisches Kaffee.
"Hülya und Burak, ich muss euch etwas sagen.", sagte mein Vater.
"Was?", fragte meine Mutter.
"Burak, erzähle du es lieber ..."
Ich wusste wovon er sprach und schaute auf den Boden. Ich konnte es nicht über den Lippen bringen. Ich schluckte.
"Wir warten noch.", sagte Batuhan.
"Ich, äh ... Also, ich kann es nicht sagen ..."
Sie schauten mich starr an.
"Was ist passiert?", fragte meine Mutter besorgt.
Ich sammelte mein Mut zusammen.
"Ich habe eine junge Frau angefahren. Sie liegt im Krankenhaus und schwer verletzt ...", konnte ich endgültig sagen.
"Was?", fragten beide gleichzeitig.
"Burak! Was sagst du?!", fragte meine Mutter besorgt und aufgebracht.
"Oh man!", sagte ich und stand auf.
Batuhan ging mir hinterher.
"Warte!", rief er.
"Lass mich gehen Batu!", sagte ich und riss meine Autotüre auf.
"Abi, lass uns reden!", sagte er und stieg ein.
Ich fuhr mit Vollgas weg.
"Abi, wie ist die Lage des Mädchens gerade?"
"Scheiße Batuhan! Wenn sie in ein paar Tagen nicht aufwacht, stirbt sie!"
"Was? Wie ist es überhaupt passiert?"
"Frag nicht Batuhan! Ich sah sie zu spät und bremste, aber es brachte nichts!"
Er blieb still, konnte nichts sagen ...
"Sie heißt Kader Dereci und ist von Kreuzberg hier her gekommen. Sie ist aus einer armen Familie und wollte hier arbeiten, um Geld für ihre Familie zu schicken!"
"Batu, befrage mich nicht weiter! Mir gehts ehe schlimm genug!"
"Abi, das ist so-"
"Schlimm, ich weiß!"
Ich bog ab um anzuhalten.
"Batu, ich kann mit dem Gewissen nicht mehr weiterleben!", sagte ich und lehnte mein Kopf auf seine Schulter. Er legte seine Hand auf mein Kopf.
"Abi ich weiß auch nicht weiter ... Ich hoffe sie wird wieder aufwachen."
"Sie muss das!"
"Man, ich fühle mich so schlecht!", sagte ich.

Ich war zu Hause. Es war Nachts und ich war auf dem Balkon. Ich trank Tee und betrachtete die Aussicht. Überall Lichter. Allahım, Kader yaşasın! O suçsuz! (Oh Gott, Kader soll weiterleben! Sie ist unschuldig!)

Drei Tage später
Heute war der große Tag. Kaders letzter Tag im Koma. Ich war in meinem Büro und saß nachdenklich da. Es wurde geklopft. Can kam rein. "Burak, nasılsın? (Burak, wie gehts?)"
"Schlecht, heute ist Kaders letzter Tag im Koma und alles ist noch gleich ..."
"Oh"
"Ich hoffe so sehr, dass sie aufwacht!"
"Ich auch kardeşim (mein Bruder) ..."
"Nach der Arbeit gehe ich gleich zu ihr."
"Ich komme mit!"
"Denkst du sie wacht heute auf?"
"Kann ich nicht wissen Burak ..."

Die Arbeit war zu Ende. Ich eile mich raus und fuhr zum Krankenhaus mit Can. Wir gingen zur Intensivstation. Sie lag wie immer auf dem Bett. Ich setzte mich hin und wartete auf den Arzt.
Da kam er.
"Hallo Herr Burak und Herr Can."
"Hallo, wie sieht's aus?", fragte ich.
"Immer noch gleich. Uns war schon bewusst, dass sie nicht überleben wird."
"Kann ich einmal rein?"
"Eigentlich ist es nicht erlaubt ..."
"Ich bitte Sie, nur zwei Minuten!"
"Na gut, aber nur zwei Minuten!"
Ich nickte.
Der Arzt schloss die Türe auf und machte sie wieder zu. Ich hörte nur pipen. Ich näherte mich zu Kader. Ich kniete mich zu ihr und schaute sie an. "Es tut mir so leid, dass ich dein Leben vermasselt habe! Verzeihe mir!", sagte ich. Ich umklammerte ihre Hand. Steinkalt. Tränen kamen mir runter. "Kader! Beni affet! (Verzeihe mir!)"
"Seni hayata tutmaya çalıştım, ama başaramadım! Beceriksizin tekiyim ben! (Ich habe versucht dich am Leben zu halten, aber hab's nicht geschaft. Ich bin ein Nichtskönner!"
Ich musste weiterhin weinen. Ich legte meine Stirn auf ihre Hand und weinte und weinte.
"Kader beni affet! (Verzeihe mit!)"
Und plötzlich fingen die Maschinen an schneller zu pipen. Was geschah? Sie verließ uns!
Ich riss die Türe auf.
"Caaan! Doktoru çağır!!! (Caaan, rufe den Arzt!!!)", schrie ich.
Er raste los.
Schnell wandte mich wieder zu Kader. "Kader! Beni affet! Bunu yapmak istemedim! (Verzeihe mir! Ich wollte das nicht machen!", schluchzte ich und drückte ihre Hand fest.
Sie verließ uns ...

887 Wörter, 24.07.2016

Fortsetzung folgt

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