47. Teil

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Plötzlich stand ein bekanntes Gesicht vor mir. Ich erstarrte und schluckte. Das ist keine so schöne Begegnung. Auf gar keinem Fall ...
"Kader? Hallo?", hörte ich am Hörer.
Ich stand immer noch stand ich wie verwurzelt da.

Ich schluckte und kam wieder zur Realität.
"Ich ... lege jetzt lieber auf.", sagte ich schnell und legte auf, bevor Burak etwas sagen konnte.
Meine Blicke wandten sich wieder zu ihm.
"Kader", sagte er und seine Mundwinkel erhoben sich.
"Ömer", erwähnte ich seinen Namen.
Eine kurze Stille entstand zwischen uns. Er schaute mich an und ich ihn.
"Du hast dich verändert.", sagte er.
"Du auch."
"Du siehst schön aus. Wie immer ...", meinte er.
Verlegen blickte ich auf den Boden. Ömer sah nicht mehr wie früher aus. Trotz, dass er 25 ist, sah er älter aus. Sein Bart war ungepflegt, seine Haare kurz, er war nicht mehr wie früher ...
"Ich freue mich für dich, du hast eine Arbeitsstelle in Stuttgart gefunden.", sagte er.
"Ja, stimmt.", bestätigte ich.
"Du bist ... einfach gegangen. Ich habe es erst später erfahren.", verließen seine Lippen die gebrochenen Worte.
Ich schwieg und hielt inne.
"Es war kurzfristig.", sagte ich leise.
Er nickte, doch ich wusste, dass er mit dieser Antwort nicht zufrieden war.

Ich fühlte mich unangenehm neben ihn.
"Ich glaube, dass ich dich unterbrochen habe, als du mit Burak geredet hast.", sagte er plötzlich.
"Mit Burak?", fragte ich verwirrt.
Woher wusste er das?
"Ich habe dich reden hören. Ich wollte dich nicht stören! Tut mir leid.", erklärte er.
Er wollte etwas sagen, doch traute sich nicht, oder schwieg lieber.
"Geht es dir gut dort? In Stuttgart?", fragte er.
"Ja, ganz gut. Wie geht es dir?", fragte ich.
"Nicht gut ..."
Das sah man ihn an.
"Seitdem du weg bist, geht es mir nicht gut. Ich meine nicht nach Stuttgart, sondern seitdem du dich geistlich von mir abgewandt hast.", erkläre er.
Meine Kehle schnürte sich wieder zu. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und blieb schweigend stehen. Ich schaute wieder auf den Boden und vermied Blickkontakt mit ihm.
"Ich weiß, dass meine Worte nichts mehr bringen ... Ich versuche deine Meinung zu akzeptieren. Es macht mich nur fertig, dass du dich nicht gut neben mir fühlst.", redete er weiter.
Immer mehr Schuldgefühle kamen mir hoch. Doch Gefühle für jemanden kann man nicht erzwingen ...

"Es ist normal, dass so jemand wie du Einen bei seiner Seite hat, kann ich verstehen.", meinte Ömer.
Ich hätte lieber gesagt, dass zwischen Burak und mir nichts lief, doch ich wollte ihn keine Hoffnungen machen. Und außerdem bin ich ihn keine Rechenschaft schuldig.
"Ich hoffe, dass du eines Tages glücklich wirst, egal mit wem.", sagte er und lächelte wieder.
Das Lachen stand ihm. Er sieht eigentlich gut aus, doch ich fühle nichts für ihn.
"Das hoffe ich für dich auch Ömer! Ich bin mir sicher, dass es viel Bessere für dich gibt. Bleibe nicht an einem Punkt stehen. So machst du dich nur noch mehr kaputt.", versuchte ich zu erklären.
Er nickte, doch seine Augen verrieten etwas Anderes.
"Wie seltsam, dass nur ein kleines Wort so eine große Auswirkung auf dein Leben haben kann. Ein kleines nein.", sagte Ömer und erinnerte sich zurück.
Sofort setzte ich mich in Bewegung und wollte weg.
"Es tut mir für alles leid Kader.", sagte er noch zuletzt.

Seine schmerzvollen Blicke quälten mich. Ich wollte nie jemanden wegtun! Auf einmal fühlte ich mich schlecht. Vielleicht hatte ich doch die falsche Entscheidung getroffen?
Aber wenn ich nichts gegenüber ihn fühle?

Verwirrt kam ich zuhause an.
"Da bist du ja!", hörte ich, während ich meine Jacke auszog.
Murat kam auf mich zu und schaute mich mit hochgezogenen Brauen an.
"Wo warst du, Miss?", fragte er und kreuzte die Arme aufeinander.
"Beim Bäcker.", sagte ich und ging zur Küche.
Murat kam mir hinterher und stellte sich wie ein Bodyguard hinter mich hin.
"Ich habe schon Tee gemacht.", sagte er.
"Was ist?", fragte ich und wandte mich zu ihn.
"Nichts, ich war nur verwirrt, als du nicht Zuhause warst. Und habe ich dir nicht oft genug gesagt, dass du nicht alleine raus gehen sollst? Vor allem nicht um dieser Uhrzeit!", redete er weiter.
"Sorry Herr Murat! Ich bin ja nicht groß genug!", ärgerte ich mich, obwohl er auch Recht hatte.
"Es liegt nicht daran, ob du klein oder groß bist, sondern, dass es hier in der Gegend unsicher ist. Die Kiffer und Säufer gehen wohl erst jetzt Nachhause.", sagte er.
Ich atmete tief aus und seufzte.
"Okay Murat, du musst mir keine Standpauke halten.", sicherte ich und ging zum Kühlschrank.
Dort holte ich die nötigen Dinge raus und fing an die Tomaten und Gurken zu waschen.
"Soll ich dir helfen?", fragte Murat.
"Gerne!", nahm ich sein Angebot an und reichte ihm ein Messer.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt